Barb Wagner zeigt die Welt im «neuen Kleid»

Kunst & Baukultur

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Das Auge ist ihr Führer, das Licht ihr liebster Zauberer: Die Baarer Musikerin Barb Wagner zeigt in der Galerie Billing Bild ihre fotografische Seite. Es sind Bilder voller Poesie.

  • In ihren Fotografien kreiert Barb Wagner neue Realitäten. (Bild PD)
    In ihren Fotografien kreiert Barb Wagner neue Realitäten. (Bild PD)

Baar – Geheimnisvolle Objekte schweben auf vielfarbigem Hintergrund, schön und verwirrend. Denn schon die grossformatige Fotoserie «Color Patch» beim Eingang zur Galerie Billing Bild in Baar irritiert und löst beim Betrachtenden sogleich die Frage aus: Was hat Barb Wagner da aufgenommen? Die Künstlerin hat diese Reaktion schmunzelnd beobachtet und lässt raten.

Es ist schwierig, es kann stimmen oder auch nicht. So wie ein Koch ein Rezept ungern verrät, ist es auch bei ihr. Bei der Serie «Mürren» denken wohl viele: Ach, das sind ja die bekannten Berge in den Wolken. Und wieder ist etwas rätselhaft. «Nein, die Berge selber sieht man nicht», sagt Barb Wagner. Sie verweist auf Details in den Bildern und erklärt: «Das sind alles Spiegelungen auf dem Asphalt, der Sportplatz war damals überflutet.»

Strahlende Farben zeichnen die «Relationships» aus, wo sich in lustigen Variationen jeweils zwei Objekte begegnen. Da scheinen sich zwei zu küssen oder eines den kleineren zu fressen. Oder zwei, die miteinander spielen. Barb Wagner fragt bei einer anderen Werkgruppe, an denen sie selber grosse Freude hat: «Haben Sie schon einmal gesehen, wie feine Lichtschatten tanzen?» Ihre Arbeiten vom Stierenmarkt zeigen den Traditionsanlass aus einem ungewohnten Blickwinkel, mit vielen Details der Tiere – «eine «gewaltige Biomasse» – wie sie geschoren und gestylt werden. Einige schwarz-weissen Werke sowie ein Video über die Musik eines Konzertes runden die fotografischen Arbeiten aus den vergangenen acht Jahren ab.

Verzerrungen geben eine neue Sicht

Für die 70-jährige Künstlerin ist dies die erste Einzelausstellung, sie steht unter dem Motto «Ich sehe, was du nicht siehst». Doch nur wenige kennen ihr Schaffen als Fotografin. Bekannt ist sie als Musikerin und Pianistin, die als Gründungsmitglied der Werkstatt für improvisierte Musik (WIM Zug) die Möglichkeiten dieser Sparte auslotet und weiterentwickelt. «Die Fotografie lief bei mir seit jeher parallel zur Musik. Wenn ich unterwegs bin, habe ich immer eine Kamera dabei. Und ich bin offen für alles, was mir dann auffällt», sagt sie und fügt an: «Das Auge ist mein Führer und das Licht mein liebster Zauberer.»

Das Medium Fotografie nutzt sie für Erkundungen in der Natur. Aber sie will die Welt nicht eins zu eins abbilden, sondern die Fantasie der Menschen anregen: «Ich installiere die Realität eines banalen Gegenstandes neu durch vielfältige Verschiebungen wie Licht, Reflexion, Wind, Geometrie, Dimension, Bewegung oder Verzerrung. Schon zeigt sich die Welt in einem neuen Kleid, das Erkennen bleibt auf der Strecke. Und wieso ist es so schwierig zu schauen, ohne zu erkennen?» Barb Wagner: «Einer wollte ein Bild kaufen, doch nur wenn ich sage, was es darstellt. Ich habe abgelehnt. Man muss nicht alles erklären, sondern der Fantasie Raum geben.» Sie würde gerne mehr Musik bebildern, aber anders, als nur die Musizierenden zu zeigen. «So kann ich beide Leidenschaften zusammenführen: «Ich bin abhängig von Bildern.» (Text von Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung der Werke von Barb Wagner läuft bis 26. Februar in der Galerie Billing Bild, Haldenstr. 1, Baar, und ist geöffnet: Mo, Do, Fr, 14–18 Uhr; Sa, 10–16 Uhr. Betriebsferien 7.–19. Februar.