So lustig können Alltag und Politik sein

Theater & Tanz

,

Er zielt auf Politik und auf Zeitgeist-Kapriolen. Im neuen Programm von Comedian Veri alias Thomas Lötscher sind Lacher garantiert.

  • Veri mit zwei Weingläsern. Denn der verstorbene Freund und Fremdgänger Päuli spielt immer wieder eine Rolle. (Bild Hannes Bucher)
    Veri mit zwei Weingläsern. Denn der verstorbene Freund und Fremdgänger Päuli spielt immer wieder eine Rolle. (Bild Hannes Bucher)

Zug – Bieder, brav und harmlos kommt der Veri daher, wenn er auf die Bühne des Theaters Duo Fischbach in Küssnacht tritt. Doch weit gefehlt: Da blinzeln überaus wache Augen unter den Brauen hervor, da ist schelmisches, oft spitzbübisches Schmunzeln und Lächeln im Gesicht auszumachen, kleine und auch mal grosse Gesten und vielfältige Mimik untermalen Gesagtes und solches zwischen den Zeilen. Es zeigt sich: Da ist ein überaus wacher, reger und kritischer Geist am Werk.

Im Laufe des zweistündigen Bühnenabends manifestiert sich denn auch, dass der Veri einem «Geigerzähler» gleich so manches registriert, was in den gesellschaftlichen und politischen Höhen und Niederungen vor sich geht. Geortet, originell aufbereitet und immer wieder mal unbarmherzig seziert wird es und auf die Bühnenbretter gebracht. «In Veri Veritas» heisst das neue Programm, mit dem Veri alias Thomas Lötscher am Sonntagabend erfolgreiche Premiere feierte.

Alles dreht sich um Päuli

«So viele sind da wegen des guten Päuli» – mit diesen Worten begrüsst Veri das Publikum im randvollen Theaterraum. Diesem fiktiven Päuli, der eben verstorben ist, trauert und sinniert Veri in der Folge nach. Er blättert durch dessen Leben, erinnert sich an Geschichten und Episoden, an gemeinsames Philosophieren über Mögliches und Unmögliches. Wobei gerade das scheinbar Unmögliche bei Päuli und Veri nahtlos in den Bereich des Möglichen rückt. Päuli, Metzgermeister von Beruf, war «ein Grosszügiger», «ein Zuverlässiger», ein Alleskönner und wahrer Tausendsassa, aber auch wieder mal «e Soucheib», sagt Veri. Diese vielen Seiten des Päuli öffnen dem Veri Tür und Tor für eine Fülle von Themen, die er ausbreiten und ausweiden kann.

Der grosse Resignationsexperte

Veri tischt an diesem Abend in der Tat eine Menge auf. Viel Grund zum Resignieren? Im Gegenteil: Veri erklärt sich zum «Resignationsexperten», alles wird ihm «Wurscht» – aber er ist nicht etwa blind. Zwei Weingläser auf dem Beistelltisch, um dem dahingeschiedenen Päuli in der Ewigkeit zuprosten zu können, nimmt er zwei Stunden lang kein Blatt vor den Mund. Er nimmt besonders gern diejenigen ins verbale Visier, welche politisch oder gesellschaftlich das Sagen haben.

Da ist etwa «immer wieder der Berset». Er gehört laut Veri definitiv ins VBS, könne er doch mit seinem kleinen Flugzeug ganz Frankreich aufscheuchen.

Er wartet gleich mit einer ganzen Rochade in Bundesbern auf: Karin Keller-Sutter mit ihren Sprachkünsten gehöre ins Aussendepartement, Doktor Arzt Cassis logischerweise ins BAG. Apropos BAG: Dieses hat laut Veri in der Pandemie noch mit Meldeläufern funktioniert. Mit solchen nämlich hätten die Kantone jeweils das Amt auf­gefordert, für ihre Meldungen den Faxapparat einzuschalten. Da war im Weiteren eine Story rund um das Schaf mit einem Hashtag auf dem Hintern.

Brandmal durch Defibrillator

Ein Defibrillator, der als Viehhüter missbraucht wurde, hatte dem armen Tier dieses Brandmal beschert. Dank oder vielmehr fluch der sozialen Medien verursachte dieses Missgeschick Veris Dorf Hintermoos einen wahren Massenauflauf. Es liegt in der Natur der Sache oder vielmehr im Handwerk des Veri, dass das Wort Defibrillator in seiner Weise originell «verbogen» wird, genauso wie er aus dem Vegetarier ein «Vegetierer» macht. Die Lacher im Saal sind ihm einmal mehr garantiert.

Und wieder wird dem Päuli zugeprostet. Und getrunken. Aber heisst es nun «im Mass» getrunken oder «in Massen» getrunken? Ist Veri auch «Wurscht». «Ein ‹Halbali› war für Päuli und mich ein Grundsetting.» Zum Trinken zitiert er im selben Atemzug gleich noch eine Studie: Eine solche habe ergeben: «100 Prozent der Alkoholiker trinken zu viel.» Und über Päulis Affären meinte er: «Er ist zwar auch mal fremdgegangen – aber halb so schlimm: Er ist im Dorf geblieben.» Wie sagte jeweils Päuli: «In drei Wochen lachen wir darüber.» «In Veri Veritas» gibt Anlass, einen Abend lang und darüber hinaus zünftig zu lachen, und könnte eine empfehlenswerte Rezeptur «wider das Resignieren» sein. (Text von Hannes Bucher)

Hinweis
«In Veri Veritas»: Die weiteren Aufführungstermine und -orte finden sich online unter https://veri.ch/termine.