Blasmusikvereine kämpfen um Mitglieder

Musik

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Der Präsident des Zuger Blasmusikverbandes sieht die Musikschulen in der Pflicht. Diese aber sprechen von natürlichen Schwankungen.

  • Damals waren sie noch zahlreicher: Ein Jahreskonzert der Blaskapelle Neuheim in der Lindenhalle. (Bild Christian H. Hildebrand)
    Damals waren sie noch zahlreicher: Ein Jahreskonzert der Blaskapelle Neuheim in der Lindenhalle. (Bild Christian H. Hildebrand)

Zug – Die Blaskapelle Neuheim hat ein Problem. Der Verein hat nicht mehr genügend Mitglieder, um weiterhin in dem gewohnten Format musizieren zu können, wie man möchte. Während die Formation in den 2000er-Jahren bis zu 44 Mitglieder zählte, sind es zurzeit noch 16.

Seit dem Maikonzert, mit dem das 50-Jahr-Jubiläum nachgefeiert wurde, finden keine wöchentlichen Proben mehr statt. Auch der gemeinsame Gang in die Beiz danach und das jährliche Konzert im Dezember stehen damit auf der Kippe. «Wir diskutieren zurzeit, wie es in Zukunft weitergeht», sagt Präsidentin Susanne Joller auf Anfrage. Da man überaltert sei, würde man insbesondere junge Mitglieder sehr begrüssen – vor allem auf der Klarinette und am Tenorhorn. «Die letzten Konzerte konnten wir nur dank vieler Aushilfen bestreiten.» Wenn keine neuen Mitglieder gefunden werden, müsse man über eine Auflösung des Vereins nachdenken.

Situation sei je nach Gemeinde unterschiedlich

Der Mitgliederschwund bei der Blaskapelle Neuheim wirft die Frage auf, wie es um die anderen Blasmusikvereine im Kanton steht. Viele grössere Formationen gehören – anders als die erwähnte Kapelle von Neuheim – zum Zuger Blasmusikverband. «Der Mitgliederschwund ist auch bei uns spürbar», sagt Markus Maurer, Präsident des Verbandes. Glücklicherweise seien jedoch bei keiner der zwölf Sektionen Auflösungsgedanken vorhanden.

Eine Umfrage unserer Zeitung bei den Zuger Blasmusikvereinen bestätigt dieses Bild: Tatsächlich sank etwa in der Feldmusik Baar die Mitgliederzahl von 63 auf 53 Mitglieder in den letzten fünf Jahren. Auch die Musikgesellschaft Menzingen verlor Musizierende: Zählte sie 2011 noch 40 Aktivmitglieder, sind es heute deren 30. Die Harmoniemusik Oberägeri schrumpfte von 36 (2012) auf heute ebenfalls 30 Mitglieder. In Cham sank die Zahl in den letzten drei Jahren von 48 auf 43 Musizierende.

Betrachtet man einen längeren Zeitraum, zeigen sich zum Teil grosse Schwankungen: So zählte die Feldmusik Unterägeri beispielsweise 2008 39 Mitglieder, später deren 51 und heute noch 34. Die Mitgliederanzahl der Musikgesellschaft Hünenberg pendelte in den letzten 10 Jahren zwischen 45 und 57 Mitgliedern (heute 49). Explizit von einem Wachstum sprechen aber nur die Feldmusik Allenwinden – von rund 39 (2017) auf 48 Musizierende – und die Musikgesellschaft Steinhausen. Zählte Letztere 2011 noch 26 Mitglieder, sind es zurzeit 43.

Die Zahlen können jedoch nicht direkt miteinander verglichen werden, da es sich um unterschiedlich lange Zeiträume handelt. Lücken in den einzelnen Registern gebe es immer, so die angefragten Vereine weiter. Betroffen sind je nach Formation unterschiedliche Instrumente. Mit gegenseitigen Aushilfen bei Konzerten werde diesem Problem entgegengetreten, so Maurer.

Ein Grund für den teilweisen Mitgliederschwund in den letzten Jahren sieht Markus Maurer bei weniger Schülerinnen und Schüler, die ein Blasinstrument erlernen«Die Situation ist in jeder Gemeinde unterschiedlich», sagt Benno Auf der Maur. Er ist Leiter der Musikschule Baar und Präsident der Zuger Kantonalen Musikschulkonferenz. Ihm sei nicht bekannt, dass Jugendliche grundsätzlich weniger Interesse an Blasmusikinstrumenten hätten. «Es gibt immer wieder Schwankungen, wobei je nach Grösse des Einzugsgebiets eine einzelne Schülerin beziehungsweise ein Schüler mehr oder weniger schon ein grosser Unterschied macht.»

An der Musikschule in Baar seien zurzeit sogar Oboen, Trompeten und Klarinetten wieder stärker gefragt. «Es ist in unserem Interesse, dass die Schülerschaft einer Formation beitritt, um auch nach dem Besuch der Musikschule das Hobby weiter zu pflegen.» Er räumt aber ein, dass das gesellschaftliche Bedürfnis nach Flexibilität es für Vereine nicht einfacher macht, Mitglieder zu finden, die jede Woche proben wollen. Und verweist auf Formationen wie etwa die Stadtmusik Zug, die sich von der traditionellen Struktur mit ganzjährigen Proben verabschiedet hat und ihre Konzerte seit 2001 als Projekte angeht.

Plakatkampagne in Walchwil

Die Blasmusikvereine betonen, dass sie auch selbst aktiv Neumitglieder anwerben. Dafür nutzen sie ihr Beziehungsnetz, Kontakte zur Musikschule oder das Internet mit eigener Website und Social Media. Die Harmoniemusik Oberägeri oder die Musikgesellschaft Walchwil verteilen auch Flyer. Letztere setzte sogar eine eigens kreierte Plakatkampagne im Dorf um.

«Unser Ziel ist es, die Jugendlichen, welche bei den Musikschulen ein Blasinstrument erlernen, wieder vermehrt zum Mitmachen in einer Formation zu bewegen. Wünschenswert ist auch der Wiedereinstieg von ehemaligen aktiven Musikantinnen und Musikanten», sagt Maurer. Der Zuger Blasmusikverband ist dieses Jahr an der Zuger Messe mit einer Sonderschau unter dem Namen «Blasmusik macht Spass» präsent. Nebst der Sonderschau wird an jedem Messetag eine Zuger Blasmusikformation aufspielen. (Text von Fabian Gubser)

Hinweis

Interessierte melden sich unter

zuger-blasmusikverband.ch