Die drei Violinsonaten von Brahms

Musik

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Die drei Violinsonaten von Johannes Brahms bildeten das Programm des vierten «Sommerklänge»-Konzerts. Überzeugend wirkte das Duo Esther Hoppe, Violine, und Jung Hu, Klavier.

  • 4. Konzert im Rahmen der «Sommerklänge» . «Inniges Leuchten» mit Esther Hoppe (Violine) und Jung Hu (Klavier) im Zentrum Sonnenberg in Baar. (Bild Maria Schmid)
    4. Konzert im Rahmen der «Sommerklänge» . «Inniges Leuchten» mit Esther Hoppe (Violine) und Jung Hu (Klavier) im Zentrum Sonnenberg in Baar. (Bild Maria Schmid)

Baar – Zum vierten Mal in Folge restlos ausverkauft – diesmal im Saal der Schule für Sehbehinderte in Baar. Das Publikum erlebte mit Esther Hoppe und Jung Hu ein erst seit kurzem bestehendes, aber schon sehr gut eingespieltes Duo. Die drei Brahms-Sonaten bildeten eine echte Herausforderung, nicht nur durch hohe spieltechnische Ansprüche, sondern noch mehr durch die Aufgabe, eine doch vom Wesen des Komponisten her gegebene Grundstimmung über die ganze Konzertdauer im heissen Raum mit innerer Spannung zu füllen.

Johannes Brahms (1833–1897) war gleichzeitig ein schaffensfreudiger Komponist wie ein akribischer Beobachter seiner selbst. Auch seine drei Sonaten für Violine und Klavier gelangten erst nach langem Reifen an die Öffentlichkeit. Es gibt keine weiteren Brahmswerke für diese Besetzung. Aber möglicherweise liegt das nur daran, dass er fast alle seiner eigenen Jugendarbeiten nachträglich vernichtet hat.

Interpretation im Gleichgewicht

So wirkte auch sein Opus 78 in G-Dur keineswegs als Erstling. Schon der allererste Einsatz, wo sich das Thema durch die Punktierung allmählich aufbaute, zeigte den Einstieg in eine Grossform, welche von den beiden Interpreten werkgerecht nachvollzogen wurde. Die oft in tiefer Lage spielende Violine fand ein angemessenes Gleichgewicht zu dem mit geöffnetem Flügeldeckel spielenden Tasteninstrument.

Auch der zweite Satz (Adagio) stand in Dur; aber man glaubte dem Komponisten trotzdem den Klagegesang um den frühen Tod von Felix Schumann, Sohn seines wichtigsten Förderers Robert Schumann.

Opus 100 in A-Dur ist grösstenteils 1886 in der Schweiz entstanden, nämlich während eines Ferien-Aufenthaltes am Thunersee. Die optimistische Grundstimmung giesst sich in eine eigenwillige Form: Die moderaten Grundtempi der Ecksätze umrahmten einen Mittelsatz, der nach den damaligen Kompositionsprinzipien eigentlich langsam sein sollte. Er enthielt aber mehrere wilde Zwischenteile in ungewohntem Vivace-Tempo.

Das zum Teil gleichzeitig geschriebene, aber erst drei Jahre später veröffentlichte Opus 108 in g-Moll war dem damaligen Meisterpianisten Hans von Bülow (1830–1894) gewidmet. Entsprechend gestaltete der Komponist vor allem einen virtuosen Klavierpart, dem sich die Violine teilweise unterzuordnen hatte.

Jung Hu, in Taiwan geboren, musikalisch aber im Raum Luzern nicht nur als Konzertpianist, sondern auch als Korrepetitor und Kirchenmusiker aktiv, blieb den spieltechnischen Anforderungen nichts schuldig; man freut sich bereits auf weitere Begegnungen.

Katinka Probst, Bereichsleiterin Heil- und Sozialpädagogik im Zentrum Sonnenberg, beschrieb den langen Weg von einer Zeit, als man Blinde als bildungsunfähig erklärte, bis in die Gegenwart. Das erste 1925 eröffnete Schulungszentrum im Kanton Freiburg stand tatsächlich auf einem Berg. Der Name wurde mit dem Umzug nach Baar 1981 einfach beibehalten.

Entscheidende Impulse brachte die Einführung der IV 1960 mit dem grundsätzlichen Recht auf volle Schulbildung auch für körperlich und intellektuell behinderte Kinder. Neue Aufgaben ergaben sich dadurch, dass auch stark Sehbehinderte heute immer mehr in die Regelklassen integriert werden.

Es gibt keine weitere Musik von Brahms für Violine und Klavier; darum erklang als Zugabe ein Intermezzo von Robert Schumann.

Das letzte Konzert der diesjährigen Sommerklänge folgt am 7. August in der Reformierten Kirche Hünenberg. (Text von Jürg Röthlisberger)