Hünenbergs Weinrebenkapelle: Eine Preziose

Brauchtum & Geschichte

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Ein Gotteshaus wird betrachtet und dessen zugehörigem Rebbau nähergekommen.

Hünenberg – Auf stattliche Resonanz traf die Ausschreibung der reformierten Kirchenpflegen Hünenberg und Rotkreuz, eine Plattform zur gemeinschaftlichen Begehung anzubieten, wofür sich die Weinrebenkapelle mit deren Umfeld trefflich eignete. Obendrein angelten sie sich die zwei ausgewiesensten Kenner zur Kommentierung, sodass sich ein geistreiches und fröhliches Gelingen wie von selbst einstellte.

Gemäss den lebhaften Schilderungen des Lokalhistorikers Klaus Meyer stand im Rebberghang, welcher sich unter den durch vier Hünenberger freigekauften Landstücken befand, stetsfort ein Holzkreuz, welches 1760 ein Unwetter vernichtete. An dessen Stelle errichteten 35 Rebleute 1762 eine kleine Kapelle, geweiht «Maria vom guten Rat». Der enorme Besucherandrang erforderte schon bald den Bau einer neuen, der heutigen Kapelle mit Einsegnung 1771. Grossen Wert legt Meyer darauf, dass sie den «Chäppeli-Genossen» gehört, denn die Stadtzuger Obrigkeit erteilte die Baubewilligung bloss unter der Bedingung der Sicherstellung der Finanzierung seitens 14 «kautionsfähiger Männer» – der erwähnten Genossen eben.

Rührige «Chäppeli-Genossen»

Bis auf den heutigen Tag existiert mittels Servitut diese grundbuchlich an die betreffenden Liegenschaften festgezurrte Eigentumsregelung. Er beschreibt der Kapelle Inneres als lieblichen Rokoko-Raum, entzückend rosa stukkiert seitens der Tiroler Anton Klotz und Josef Scharpf. Der heimische Arzt Matthias Baumgartner stiftete als Gnadenbild eine Kopie der «Maria zum guten Rat» aus Genazzano, 40 Kilometer südlich Roms, zugeschrieben Antonio Vivari. Aus unbekannter Hand stammt das 1976 freigelegte theatralische Chorbogenbild der Verkündigung Mariä von 1772.

Wie Thomas Suter, Pfleger der Weinrebenkapelle, zu berichten wusste, kauften seinerzeit die Herren von Hünenberg dem Kloster Eschenbach das Weinrebengelände ab und veräusserten 1414 ihrerseits das gesamte «Burg-Land» den Gebrüdern Jenni, Ueli und Heini Bütler sowie Vetter Welti Bütler – die Geburtsstunde der Gemeinde Hünenberg. Dank der oben genannten 14 Männer entstand 1769 die 1. Kapellengenossenschaft, welche 13 der inzwischen 35 Genossen 1962 in eine Genossenschaft des kantonalen Privatrechts überführten, der Thomas Suter als Präsident vorsteht.

1980 pflanzten sie auf ihrem soeben erstellten Rebberg auf 18 Aren 800 Rebstöcke RieslingxSylvaner (RxS). Nach entsprechendem Landerwerb zog die Gemeinde 2000 mit 15 Aren nach, gefolgt 2009 durch eine Erweiterung um 7 Aren, wobei sie neuerdings auf gesamthaft 12 Aren eine Rotwein-Cuvée mit 40 Prozent Zweigelt, 40 Prozent Cabernet Dorsa und 20 Prozent Pinot noir produziert. Suter lobt die gute Zusammenarbeit, namentlich in einer gemeinsamen Kommission, zwischen Genossenschaft und Gemeinde, welche zu Traubengut und Finanzierung mittlerweile je zwei Drittel beiträgt. Sie rekrutiert Freiwillige aus der Bevölkerung für die Rebarbeiten, derweil die Genossenschafter weiterhin selber wacker Hand anlegen.

Den Gesamtertrag vinifiziert separat Peter Schuler auf dem Weingut Heidegg, und zwar beide «Farben» im Stahltank, wozu sich seit kurzem noch ein Barrique mit halbjähriger Reifung im Holzfass gesellt.

Auf dem seit 2010 bestehenden Begegnungsplatz bei der Kapelle erfreuten sich die Gäste einer Verkostung des spritzigen und fruchtigen RxS sowie der kräftigen und würzigen Cuvée. Thomas Suter überraschte sie noch mit seinem Hinweis, dass die Rebleute gegenwärtig sogar noch weitere, zukunftsgerichtet pilzwiderstandsfähige Sorten anbauen, und zwar die weisse, frühblühend-duftige Solaris und die tiefrote und gut strukturierte Divico.

Für die Hünenberger Weinrebenkapelle: Jürg Johner