Männerchöre auf fiktiver Reise
Musik
Mit ihrem Programm «südwärts» füllten die Männerchöre Zug-Cham den Festsaal im Casino Zug.
Zug – «Auf der Galerie oben hat es noch Plätze, unten im Festsaal ist alles besetzt.» Mit diesen Worten empfing am Sonntagmorgen Lukas Marbacher die späten Gäste. Der Präsident der Männerchöre Zug-Cham zeigte sich auch nach dem anderthalbstündigen Programm hocherfreut.
«Am Anfang stand die Idee einer fiktiven Reise aus der Schweiz nach Italien, mit einem schwungvollen Bogen über das Mittelmeer nach Spanien. Entsprechend erfolgte auch die Auswahl der Lieder», erzählte Dirigent Felix J. S. Arnold. Zum Schweizer Volkslied «Ibrä Gotterd flyyget Bräämä» gruppierte der Maestro Lieder mit italienischen sowie spanisch-deutschen Texten. «Die Stücke stammen, mit Ausnahme von einzelnen traditionellen Volksliedern, alle aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Exotik von Italien und Spanien als Feriendestinationen war nach den Kriegen im 20. Jahrhundert besonders gross», so Arnold. Bis heute habe die Musik diese intensiven Momente von Sehnsucht, Romantik, Lebenslust und mitreissender Freude bewahrt. Und Marbacher doppelt nach: «Vor den Sommerferien 2023 legte der Chor das Konzertprogramm «südwärts» fest. Die Sänger erarbeiteten in rund 16 Proben das Liederprogramm. Unser Aufruf für Projektsänger fand ein schönes Echo mit dem Resultat, dass wir damit unseren Chor verstärken konnten.»
Stilbildend für ganze Generationen
Ab Ende Januar 2024 begleitete dann Franziska Hach-Herger die Männertruppe am Klavier. Die grösste Herausforderung für die Sänger? «Ganz klar das Herausarbeiten der landes- und regionaltypischen Rhythmen», lacht Marbacher. Franziska Hach-Herger und Felix J. S. Arnold als eingespieltes Team hätten viel Ruhe in den Probenbetrieb gebracht. «Der Chorleiter hat klare Vorstellungen, wie die Gesangsmusik vorzutragen ist. Wertvoll für die Sänger sind die Körperübungen, die Atemtechnik und die Stimmbildung, welche der Chorleiter jeweils zu Beginn jeder Probe dem Chor vermittelt und mit den Sängern praktiziert», erläutert Marbacher. Die Klaviermusik aus Italien und Spanien sollte leicht zugänglich sein und den Geist dieser Länder spiegeln. So sei die Wahl auf zwei Komponisten gefallen, die nicht nur typisch für ihre Herkunftsländer geschrieben hätten, sondern sogar, mit Anlehnung an die Volksmusik, stilbildend für ganze Generationen geworden seien. Arnold: «Ennio Morricones zahlreiche Filmmusiken sind inzwischen Klassiker, ebenso Isaac Albéniz’ Gitarrenklänge.»
Die meisten dieser Kompositionen seien allerdings nur als Bearbeitungen bekannt; ursprünglich wurden sie für Klavier geschrieben. «Morricones Kompositionen kennen wir als farbige Orchesterwerke mit charakteristischen Soloinstrumenten bis hin zu Vortragsstücken für Musikschüler. Albeniz’ Musik fand vor allem Verbreitung in Form von Gitarrenstücken, bei denen man oft erstaunt ist, dass man sie auch auf dem Klavier spielen kann.» Eine Aussage Arnolds, die die Konzertbesucher nur bestätigen konnten.
Wenn bei den Besuchenden die Lust auf Teilnahme am Chorgesang gewachsen ist, dann ist eines der Ziele des Morgens erreicht. Marbachers Werbebotschaft: «Die Männerchöre Zug-Cham sind trotz ihres respektablen Alters heute für viele am Männergesang interessierte Menschen attraktiv. Wir pflegen neben dem Gesang eine frohe Kameradschaft. Singen im Männerchor regt wirkungsvoll die Ratio an und verbindet sie sinnvoll mit der Emotion. Singen ist entspannend und damit Leben fördernd. Aus diesen Gründen heissen wir jederzeit neue Sänger – auch jüngeren Alters – in den Reihen des Chores herzlich willkommen.» Worauf also noch warten? (Text von Thomas Schaffner)