Der Direktor will zurück zur Praxis

Kunst & Baukultur, Brauchtum & Geschichte

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Sieben Jahre lang leitete Marco Sigg das Museum Burg Zug mit Erfolg – eine erfüllende Zeit mit vielen Herausforderungen, aber noch mehr Höhepunkten. Nun wird er wieder ganz Historiker, bleibt dem Museum aber noch eine Zeit lang erhalten.

  • Marco Sigg gibt sein Amt in neue Hände. (Bild Matthias Blattmann)
    Marco Sigg gibt sein Amt in neue Hände. (Bild Matthias Blattmann)

Zug – «Ein Museum wie die Burg Zug ist eine langfristige Aufgabe», meinte Marco Sigg im Frühjahr 2015, nachdem er das Amt als neuer Museumsdirektor angetreten hatte. Sieben Jahre lang hat er sich diesen Herausforderungen mit Herzblut gestellt. Nun ist für ihn die Zeit gekommen, sich neu zu orientieren und seinen Posten in neue Hände zu geben: Per 1. Januar 2022 übernimmt Walter Bersorger die Direktion des Zuger Museums.

Lässt man diese sieben Jahre Revue passieren, so wird man zum Schluss kommen, dass die Episode unter der Ägide Siggs für das Museum eine erfolgreiche war und er diese «langfristigen Aufgaben» gemeistert hat. Der abtretende Museumsdirektor gibt sich denn auch zufrieden. «Zu meinen wichtigsten anfänglich gesteckten Zielen gehörten vor allem eine verstärkte Wahrnehmung des Museums von aussen sowie seine Etablierung in der Schweizer Kulturlandschaft.» Dass dies schliesslich gelungen sei, zeigten allein die Resonanzen von vielen Seiten. «Auch durch den intensiveren Austausch mit nationalen Kultureinrichtungen und die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit haben wir es geschafft, uns nach aussen ‹gut zu verkaufen› und dadurch besser wahrgenommen zu werden», so der 46-jährige Schwyzer.

Landesweit beachtete Ausstellungsprojekte

National von sich reden gemacht hat das Zuger Museum wiederholt mit hervorragend kuratierten Ausstellungsprojekten, wie sie in der Schweiz bisher einzigartig waren. Allen voran ist die Ausstellung zur Schweiz und ihrer Rolle im Kalten Krieg anzuführen, welche in solch umfassender Form Pioniercharakter hatte. Nicht minder von sich reden gemacht hat das Projekt «Gezeichnet», welches die bewegende Geschichte der Buchenwaldkinder erzählte, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Zug von ihren Kriegstraumata erholten. Diese beiden Grossprojekte – und natürlich das Zertifikat des Europäischen Museumspreises 2017 – führt Marco Sigg denn auch an bei der Frage nach seinen persönlichen Höhepunkten in den vergangenen sieben Jahren an. Weiter sei die Aufnahme des Museums in den Verbund Schweizer Schlösser der verstärkten Wahrnehmung zuträglich gewesen. «Das war ein Meilenstein für unser Haus», betont Sigg.

Auf dem Gebiet von Vermittlung und Didaktik hat sich ebenfalls viel getan. So hätten zahl­reiche Schulklassen neu geschaffene Angebote des Museums genutzt, sagt Sigg. Durch unterschiedliche Kooperationen, unter anderem mit der Pädagogischen Hochschule Zug wie auch diversen kantonalen Kultureinrichtungen, habe das Museum Burg Zug ebenfalls zusätzliche Wahrnehmung und Beachtung erhalten. «Der verstärkte lokale und regionale Austausch war mir von Beginn an ein zentrales Anliegen», merkt Marco Sigg dazu an.

Um in der Museumslandschaft mithalten zu können, braucht es jedoch mehr als gute Ideen und spektakuläre Ausstellungsprojekte. «Deshalb haben wir stets den Betrieb angepasst und verbessert, unter anderem, was die IT-Infrastruktur betrifft», erklärt Sigg. Doch habe dies sehr viel Energie gekostet – und es sei natürlich nicht zuletzt eine finanzielle Frage gewesen. «Dieser Punkt war für uns eine weitere Herausforderung», sagt er. Und: «Als Museum sind wir leider nach wie vor unterfinanziert, und um betrieblich stets den Bedürfnissen gerecht zu werden, war die Suche nach Geldmitteln eine anstrengende Daueraufgabe.» Hierin liegt schliesslich einer der Beweggründe für den Schwyzer, sein Amt in neue Hände zu geben. Nach sieben Jahren ist er an den Punkt gelangt, wo die betrieblichen Zuständigkeiten überhandgenommen haben – letztlich trug er die Verantwortung für acht verschiedene Museumsbereiche und war Vorgesetzter von rund 40 Mitarbeitenden.

Einige Errungenschaften wieder eingebüsst

Die zusätzlichen Herausforderungen aufgrund der Coronapandemie hätten dies noch verstärkt. Sigg: «Obschon ich an diesem Punkt sagen kann, dass wir die Krise bisher recht gut überstanden haben, hat sie ordentlich an uns gezehrt. Einiges, was wir in den Jahren aufgebaut haben, ist wieder eingebüsst.» Es werde beispielsweise dauern, bis das Museum an seinen Besucherrekord im Jahr vor der Pandemie anknüpfen könne. Und wie soll das Marketing aussehen, um die Besucherzahlen wieder zu steigern? «Das alles wird die Museumsleitung weiterhin beschäftigen. Das laufende Transformationsprojekt, finanziert durch den Coronafonds der Stadt Zug, wird dabei ganz wesentlich helfen.»

Der Nachfolger von Marco Sigg darf ein etabliertes, angesehenes Museum übernehmen; aber auch die wegen der Pandemie gestiegenen Herausforderungen, es post-corona erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Er will wieder Historiker sein

Nun sind die Tage für Marco Sigg als Museumsdirektor vorläufig gezählt, aber er ist nicht gleich weg vom Fenster – im Gegenteil. Er übernimmt den Lead eines aufwendigen, vom Verein Kloster Maria Opferung angestossenen und durch den Lotteriefonds des Kantons Zug finanzierten Projektes: Das mobile Kulturgut des Klosters Maria Opferung wird erschlossen und in die Museumssammlung übertragen, das heisst, ausgesuchte Stücke. «Wir gehen heute von 300 bis 500 Objekten aus, die von kulturhistorischer Bedeutung für Zug sind und als Kulturerbe erhalten werden sollen», schätzt Sigg. Diese werden sorgfältig gesichtet, dokumentiert, inventarisiert und anschliessend im Museumsdepot aufbewahrt, um sie bei entsprechenden Gelegenheiten der Öffentlichkeit zu zeigen und zugänglich zu machen. Zwei Jahre werden Marco Sigg und sein Projektteam damit beschäftigt sein. Er ist überzeugt: «Es ist ein weiterer grosser Schritt für das Museum Burg Zug.»

Diese Aufgabe kommt ihm wie gerufen – er kann endlich wieder das sein, was ihm als Kulturmanager zwischendurch etwas abhandengekommen ist: praktizierender Historiker, der «inhaltlich» mit der eigentlichen Materie arbeitet. Der abtretende «Burgherr» freut sich sehr auf diese temporäre Aufgabe. Und wie geht’s nach dessen Abschluss weiter? «Ich lasse es vorerst offen», sagt Sigg. «Schön wäre wiederum eine Aufgabe, in der ich Management und Geschichte verbinden kann. Beispielsweise in der Sammlungsleitung eines grösseren Museums. Wir werden sehen.» (Andreas Faessler)