Der rote Hahn krähte durch die Nacht
Brauchtum & Geschichte
Mutig und frech präsentierten sich die vielen Wagen, die am Samstagabend durchs Dorf zogen. Die Feuerwehr gab wieder mal alles
Menzingen – Zunächst einmal regnete es Orangen, als die Menzinger Fasnachtsvorderen gut gelaunt und hoch auf ihrer Kutsche vorbeizogen. Der rote Hahn rief zum Nachtumzug. Und die Feuerwehr liess kein Thema anbrennen. Ums Eck hörte man «Je t’aime», ein Schiff nahm Kurs auf Menzingen, und noble Herren prosteten sich zu. Die Guggenmusig folgte auf dem Fuss, und alsbald verteilten zwei Anzugträger Infos aus Aktenkoffern.
Das «Rathus Menzingen» zog vorüber und hatte Rasenmäher zu verkaufen, während schwarz auf weiss zu lesen war: «Ein Club wird vo de Gmeind bsunders guet bespickt. Däjenige, wo im Sportplatz rundi Bäll umenand kickt. Wie de SCM sich die vile Stüürgälder hed gschnapped und anderi d Chöschte für en Strassesperrig sälber berapped.»
Jamaika oder Las Vegas
Noch mehr Fett kriegte König Fussball aber ab, wenn die Menzinger über ihren Tellerrand hinausschauten. Sepp Blatter wurde da riesengross vorbeigefahren in guter Gesellschaft aus Russland und Arabien. Und auch die «Feierwehr» konnte gut dichten und hatte erst noch eine prima Perspektive für den «korrupten Walliser». Die da lautete: «Mir vo de Feierwehr säged papperlapapp, Seppli, gib ändlich dis Zepter ab! Du chasch dis Gäld au ehrlich verdiene, indem i de Migros duesch d Kasse bediene.»
Sepp Blatter wünschte sich vermutlich weit weg, würde er das hören wie wäre es mit einer Reise nach Jamaika? Die Stifte aus Neuheim boten gerade eine solche an: Ihr Traktor zog einen Reggae-Wagen, freundliche junge Menschen verteilten Bananen und Orangen, und Bob Marley sang «Buffalo Soldier». Eine Alternative wäre Las Vegas – die Spieltollen aus Steinhausen verteilten eifrig Jetons ans Publikum. Überhaupt wurden die Taschen recht voll bei diesem Nachtumzug.
Und kurz bevor der letzte Wagen mit all den Päckchen für die Kinderbescherung das viel versprechende Schlusslicht bildete, gab es nochmals zwei echte Hingucker: «Das Schönste an Menzingen ist Finstersee», verkündete ein Wagen, der eine Schulbank hinter sich herzog «207 Jahre Schule Finstersee» wurden hochgehalten. «Bellevue» und «Züriseeblick» waren auf dem anderen Wagen zu lesen sowie «Min Traum – kein Baum». Und es wurde gesägt, was das Zeug hielt – die Tannen stürzten nur so herab. Für die vielen Fasnächtler in Menzingen hiess es nun aber: Bahn frei für den Feuerwehrball. (Susanne Holz)