Befreit von allem Irdischen

Dies & Das

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Das Priestergrab auf dem Friedhof St.Michael mit der Jesusfigur stammt von einem einheimischen Künstler.

  • Das Priestergrab, gestaltet von Bildhauer Rolf Grönquist. (Bild Stefan Kaiser)
    Das Priestergrab, gestaltet von Bildhauer Rolf Grönquist. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Manche Friedhöfe sind wahrhaftige Kunst-Fundgruben, insbesondere jene, deren Reglement eine individuelle Gestaltung der Gräber zulassen. Während die einen Grabstellen mit einem schlichten, zurückhaltenden Stein aus dem Sortiment eines Steinmetzes an die Verblichenen erinnern, sorgen bei anderen etablierte Künstler für die Gestaltung der Gedenkstätte. Auf dem Zuger Friedhof St.Michael finden wir zahlreiche besonders ästhetische Gräber aus alter wie auch neuer Zeit. Manche von ihnen sind als Auftragsarbeiten in Künstlerateliers der Region entstanden. Zu diesen gehört das im April 2000 neu angelegte Priestergrab. Es liegt an der Achse, welche vom Eingang Friedhofweg hinüber zum Rägetenweg führt, zirka auf halber Strecke.

Noch Mitte der 1990er-Jahre wurden die Zuger Priester in der Friedhofskapelle beigesetzt. 1998 stellte die Stadt der Kirchgemeinde im oberen Friedhofsteil einen Platz zur Verfügung, wo Geistliche künftig ihre letzte Ruhe finden sollen. An einem Gestaltungswettbewerb nahmen vier Künstler teil, darunter der Bildhauer Rolf Grönquist (*1960), dessen Vorschlag schliesslich den Zuschlag erhielt. Der gebürtige Schwede ist in Zug aufgewachsen, hat in Baar sein Atelier und schafft primär Kunst für Innen- und Aussenräume wie auch für den öffentlichen Raum. Die Grabmalkunst ist eine weitere Spezialisierung innerhalb seines Schaffens.

Sein Entwurf für das neue Zuger Priestergrab sah eine abstrahierte Darstellung von Christus am Kreuz vor, begleitet von zwei Stelen. Diese wie auch die Konsole für die Christusfigur bestehen aus dunkelgrünem, gemasertem Poschiavo-Serpentin, welcher als sehr kompakt und witterungsbeständig gilt und sich deshalb besonders gut für Grabmäler eignet. Die beiden flankierenden, sich nach oben hin leicht verjüngenden Stelen sind schmucklos und tragen die Zeichen für Alpha und Omega. Somit entsteht der Bezug zu 22,13 der Offenbarung des Johannes, wo Jesus sagt: «Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.» Die stilisierte, überlebensgrosse Christusfigur aus Bronze nimmt die Haltung des Gekreuzigten ein. Doch können seine ausgestreckten Arme gleichermassen als verkündende Gestik wahrgenommen werden. Es war denn auch die Intention des Künstlers, den am Kreuz Gestorbenen zugleich als Verkünder der Heilsbotschaft darzustellen. Dies nimmt dem Grabmahl jegliche Schwere. Durch die abstrahierende Ausführung und die damit verloren gehende Körperlichkeit des Heilands vermittelt die Plastik bereits das Himmlische, das Befreitsein von allem Irdischen, Verzweiflung und Tod wandeln sich in Hoffnung und ewiges Leben.

Christusfigur wurde in fünf Teilen gegossen

Für seine Figur hat Rolf Grönquist erst in zahlreichen Arbeitsschritten ein Wachsmodell geschaffen. In der Neuheimer Kunstgiesserei Bellform wurde dieses in fünf Teilen in Bronze gegossen, vereint und mit einer Patina überzogen. Montiert ist die leicht nach vorne versetzte Christusfigur auf einer niedrigeren Konsole, diese ist aus demselben Serpentinstein wie die Stelen gefertigt.

Sieben Geistliche wurden bereits beigesetzt

Sieben kleine, rechteckige Bronzetäfelchen im Grab erinnern an die seit der Einweihung des neuen Priestergrabes am 11. April 2000 hier beigesetzten Geistlichen: Pater Alfred Schai (1918–2000), Pfarrer Emil Bloch (1913–2002), Pfarrer Gabriel Schnyder (1925–2006), Pfarrer Karl Breitenmoser (1911–2008), Pfarrer Ludwig Schwerzmann (1928–2014), Pfarrer Gebhard Hürlimann (1932–2014) und Pfarrer Emil Balbi (1923–2016). (Andreas Faessler)

Hinweis

In der Serie «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.