Seine Seebilder kommen endlich ans Licht

Kunst & Baukultur

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Der Zuger Rolf Hegglin zeigt im Kunstkubus in Cham eine Fotoserie mit einem sehr bekannten Sujet aus der Region.

  • Rolf Hegglins Zugersee-Fotografien werden erstmals öffentlich gezeigt. (Matthias Jurt)
    Rolf Hegglins Zugersee-Fotografien werden erstmals öffentlich gezeigt. (Matthias Jurt)

Cham – Wir alle kennen die stimmungsvollen Bilder vom Zugersee mit der im Westen untergehenden gelbroten Sonne, deren goldige Strahlen zuletzt über das Wasser gleiten. Fast immer gehen in solchen Momenten die Kameras hoch. Als Einheimischer ist natürlich auch Rolf Hegglin (86) vom Zugersee angetan. Dennoch war er völlig überrascht, als er den See einmal aus einer völlig anderen Perspektive erlebte. Das war in den Achtzigerjahren, als er in den achten Stock des Rialto-Hochhauses an der Chamerstrasse einzog. Noch heute muss er lachen, wenn er erzählt, was damals passierte: «Als ich das erste Mal in die Stube kam und aus dieser erhöhten Position den Zugersee sah, umrahmt von Rigi, Napf und den anderen Bergen, war ich hell begeistert.» Er war so fasziniert, dass er diese Sicht in Richtung Süden mit seiner Hasselblad-Kamera festhalten wollte.

Und er hatte einen Plan: Der ehemalige Bauingenieur stellte seine Hasselblad jeweils auf das Balkongeländer des Gebäudes, das relativ nahe zum Ufer steht, und begann, die südliche Sicht aus den immer zwei gleichen Winkeln festzuhalten. «Auf dem Geländer zeichnete ich zwei Striche ein, sodass ich die Kamera dort exakt positionieren und nacheinander immer zwei Aufnahmen tätigen konnte.» So genügte ihm stets ein Blick auf die Stimmung draussen und wenn sie ihm interessant erschien, holte er den Apparat und legte ein Magazin ein. Auf diese Art seien rund 100 verschiedene Doppeldias entstanden, zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, bei Sonne, Nebel, Wind und Schnee.

Ein Schatz lagert im Keller

Doch wie kam es jetzt zur Ausstellung im Kunstkubus? Rolf Hegglin erzählt von einem Zufall: «Die Dias lagerte ich bei meinem Umzug an die Löberenstrasse in Kisten im Keller ein. Sie haben dort rund 40 Jahre geschlummert, bis Heiri Scherer, der Kurator des Kunstkubus Cham, einmal etwas von meinen Seebildern hörte und fand, da müsse man unbedingt etwas machen.» Aber das war nicht so einfach. Wegen der beiden nebeneinanderliegenden Blickwinkel hätte man zwei Projektoren einsetzen müssen, um die beiden Motive gemeinsam anzusehen. Als grosser Unterstützer erwies sich hier der Chamer Thomas Gretener, der für das Projekt die digitale Aufbereitung der Doppelbilder besorgte. So ist die Nahtstelle in der Mitte dank der Bearbeitung kaum zu erkennen.

Dank dieser Lösung konnte Rolf Hegglin erstmals seine Aufnahmen selber betrachten, ausgedruckt auf Papier. «Ich hatte sie ja vorher immer nur durch den Sucher gesehen und wusste gar nicht mehr, was ich alles festgehalten habe. Mich überraschen die unglaublichen Variationen der Naturaufnahmen.» Und der See spielt die Hauptrolle, meist ist er ruhig und besinnlich, dann versteckt im Dunst oder einmal früh morgens dampfend. Hegglin hat festgestellt, dass sich die Landschaft in diesem Teilstück über die Jahre fast nicht verändert hat: «Nur das Hüttli am Ufer hat es einmal weggeweht.» Nun hat er «wahnsinnig Freude», dass eine Auswahl seiner Fotos, jetzt professionell aufgezogen, öffentlich präsentiert werden kann.

Die Ausstellung im Kunstkubus Cham wurde letzten Freitag eröffnet. Rolf Hegglin erwähnt, dass ein allfälliger Erlös aus dem Verkauf dem Verein Kunstkubus zugutekommen soll. (Monika Wegmann)

Die Fotoausstellung von Rolf Hegglin läuft bis 15. Mai im Kunstkubus Cham, Zugerstrasse 37, und ist jeweils samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet.