Mystische Bildwelten

Kunst & Baukultur

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Hinter jedem Werk steckt ein intensiver Arbeitsprozess: Carole Kohler baut auf, zerstört und baut wieder auf – bis sie mit dem Ergebnis zufrieden ist.

  • Abstrahismus beherrscht Carole Kohlers Gemälde und Skulpturen. Sie sind derzeit in der Galerie von Anne Marie Arrigoni zu sehen. (Bild Stefan Kaiser)
    Abstrahismus beherrscht Carole Kohlers Gemälde und Skulpturen. Sie sind derzeit in der Galerie von Anne Marie Arrigoni zu sehen. (Bild Stefan Kaiser)

Cham – Ein blattloser, dunkler Stängel ist das einzige Zeichen von Leben vor dem wüstenähnlichen Hintergrund. Das grossformatige Bild «Wüstenblume» hat Carole Kohler (51) mit Acrylfarben und selbst hergestellten Pigmenten auf Leinwand gemalt. Es ist direkt beim Eingang der Galerie Arrigoni in Cham zu sehen, wo die in Lommiswil SO lebende Künstlerin (51) zurzeit Malereien und Skulpturen ausstellt.

Da sie das Figürliche seit einigen Jahren weglässt, sind die heutigen Werke im abstrakten Stil geschaffen und entstehen intuitiv. «Ich halte mich viel in der Natur auf. Oft steigen aber auch Bilder aus meinen Erinnerungen auf, aus meinen früheren Reisen nach Afrika oder der Provence, die mich im Atelier inspirieren», sagt Carole Kohler. «Vor allem die Wüste mit Erdkrusten oder vulkanische Situationen haben mich immer fasziniert, mit den verschiedenen Horizonten und jeweiligem Licht.»

Die Effekte erzeugen Spannung

Alle Bilder sind in Erdtönen gehalten und lassen beim näheren Betrachten die vielschichtige Arbeitsweise erahnen. Umrahmt von den dunklen Schichten steigen aus den hellen plötzlich Landschaften oder schemenhafte Baumgruppen auf. Bei einigen Werken entsteht so eine mystische Tiefenwirkung. Darauf angesprochen lächelt Carole Kohler: «Ja, das Licht spielt in jedem Bild eine wichtige Rolle. Ebenso wird durch Effekte Spannung erzeugt, durch die groben und feinstofflichen Materialien wie Steinmehl, Bitumen oder Fasern.»

Meistens arbeitet Carole Kohler an mehreren Werken gleichzeitig. «Der Malprozess ist bei mir sehr aufwendig und herausfordernd: Ich trage Schicht um Schicht auf, zerstöre, male darüber, zerstöre, und zwar solange, bis mir das Ergebnis passt. Vor allem der Aufbau der Tiefenwirkung innerhalb der Abstraktion ist verlockend.» Die Künstlerin hat extra eine App geschaffen, die motivergänzende Verknüpfungen zu ihren Bildern schafft und so einen anderen Zugang ermöglichen.

In der Ausstellung zeigt Carole Kohler zudem rustikale Skulpturen, die an ihre Bildwelten anknüpfen. «Hier ist mir auch die Natürlichkeit wichtig», sagt sie und verweist auf die Maserung der schlichten Wandobjekte aus geschliffenem Olivenholz. Die alten Pfosten aus einem Schuppen hat sie mit Glasteilen kombiniert, die sie selber im Brennofen herstellt. Den grossen Block aus Olivenholz schmücken wie Jahresringe aufgesetzte Teile aus poliertem Aluminium, sodass hartes und weiches Material vereint sind. Am Boden liegen die «Pepplets», deren Teile aus Aluminium die Abgüsse aus Holz sind.

Grössere Räumlichkeiten

Carole Kohler, die ursprünglich Dekorationsgestalterin gelernt hat, arbeitete einige Jahre in der Erlebnisgastronomie. Seit 1996 ist sie freischaffende Künstlerin. Auf ihren früheren Reisen setzte sie sich unter anderem mit der afrikanischen Kunst und Ornamentik intensiv auseinander und widmet sich nun zunehmend parallel der Bildhauerei. Diverse Aufträge und der «Prix de La Sarrazine» bestätigen ihr Engagement. «Ich bin jeden Tag im Atelier. Als Künstlerin ist es immer wieder ein Kampf, aber schön», sagt sie und lacht zuversichtlich.

Die Galeristin Anna Marie Arrigoni freut sich, dass sie die Werke der Künstlerin zwar am gleichen Standort in der Brunnmatt, aber in den neuen, grösseren Räumen ausstellen kann. «Ab jetzt verfügen wir über mehr Platz für Einzelausstellungen.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Werkausstellung «Schichten & Strukturen» von Carole Kohler läuft bis 24. November bei Arrigoni art trade & art space, Brunnmatt 16, Cham. Die Öffnungszeiten: Mi, Do, Fr, 14–17 Uhr, Sa, 10–17 Uhr.