Eine musikalische Weltreise

Musik

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Der noch junge Kulturverein der Gemeinde Risch-Rotkreuz, Kleinstadtbrise, lud am Sonntag im Sijentalwald zu einem nachmittäglichen Spaziergang «mit frischer Waldluft und Hörgenuss» ein.

  • Die westafrikanische Band Saf Sap New Generation zeigte ihr Können. (Bild Dominik Wunderli)
    Die westafrikanische Band Saf Sap New Generation zeigte ihr Können. (Bild Dominik Wunderli)

Rotkreuz – Der Verein Kleinstadtbrise wurde im Juli 2018 gegründet, mit dem Ziel, Kulturinteressierte miteinander zu verbinden und so das lokale Kulturleben zu fördern. Die Windrichtung der «Brise» darf und soll wechselhaft sein, spannende Kombinationen und kreative Experimente an unerwarteten Orten sind geradezu willkommen – «aber immer direkt vor der Haustür der Rischer Bevölkerung». Die Musik bildet bisher ganz eindeutig das Herzstück in der Reihe der dargebotenen Anlässe.

So auch an diesem heissen Augustsonntag: Nach eineinhalb Jahren Coronapause stand eine «Musikalische Weltreise im Sijentalwald» auf dem Programm. Registriert hatten sich vorgängig gegen zweihundert Interessierte, aber am Infopoint an der Buonaserstrasse fanden sich noch weit mehr Menschen jeden Alters ein, die, angezogen von der Kombination Waldkühle und Musikgenuss, daran teilnehmen wollten.

Empfangen wurden sie von einer gut organisierten Crew aus dem Vereinsvorstand, die während der folgenden Stunden die Gäste mit Infos, Begleitung und Erfrischungen betreute.

Spuren von Unwettern noch zu sehen

Der Rundgang mit sechs Stationen verhiess einen originellen World-Music-Fächer. Nur schon das Betreten des Waldes erfrischte und entspannte alle. Überall waren die Spuren der vergangenen Unwetter zu sehen: die Wege noch holprig, umgestürzte Baumriesen daneben. Man konnte sich darauf setzen und – einfach nur zuhören und zusehen.

Den Anfang machte ein Trio der Zuger Alphornbläser-Vereinigung. Die lang gezogenen, erdigen, sehnsüchtigen Töne sind Klänge, die wohl die meisten sofort mit Schweizer Landschaften verbinden. Die Stimmung unter den Zuhörenden wurde deshalb auch augenblicklich andächtig und besinnlich.

Die zweite Station war der klassischen Musik gewidmet. Ein Streichsextett aus dem Gaia Kammerorchester spielte – im Schatten einer Waldhütte – Auszüge aus Vivaldis «Die vier Jahreszeiten» auf. Lilia Leutenegger-Chepikova, die Soloviolinistin, gab die Einsätze, bestimmte das Tempo und fiedelte selbst höchst leidenschaftlich die virtuosesten Stellen der Partitur. Vogelgezwitscher, Donner und Blitz, stille Landschaft – widerspiegelte die Musik die Naturimpressionen.

Immer in Bewegung

Station Nummer drei konnte man im ganzen Wald vernehmen: Die Trommeln der senegalesischen Truppe Saf Sap New Generation. Zu siebt hatten sie am Fuss eines Baumes ihre Instrumente aufgestellt, standen in ihren farbenfrohen Hosen und Hemden herum, schwatzten, und die Musik kam einfach auf, quasi aus dem Nichts, indem einer wie zufällig die Kora zu zupfen begann, ihr Klangperlen entlockte – und zwar so gekonnt und schön, dass man unwillkürlich zu lauschen begann.

Dann setzten die Djembén und Drums ein, einer begann zu singen und der Tänzer improvisierte. «Afrikanische Musik ist immer Bewegung», rief dieser und forderte die Zuschauer zum Mitklatschen auf. Alles nonchalant und energetisch zugleich – musikalische Urkraft aus Afrika mitten im Schweizer Wald.

Die «Riverboat Stokers», eine Oldtime Jazzband mit sieben erfahrenen Musikanten, die meist auswendig spielten, boten an der vierten Station ein Repertoire von New-Orleans-Jazz über Dixieland-Jazz bis zum Swing, lustvoll spielerisch in ihren Solopartien. Zurück in einer Schweizer Stubetä wähnte man sich dann an Station fünf mit dem Trio Zugergruess, das aus Querflöte, Schwyzerörgeli und Kontrabass bestand.

Und den Abschluss bildeten die «Moonshiners», die mit Banjo, Mandoline, Gitarre und Bass melancholische US-amerikanische Bluegrasslieder aneinanderreihten. Bluegrass ist eine US-amerikanischen Volksmusikrichtungen und gehört zum breiten Genre der Country-Musik. Kein Musikgeschmack kam zu kurz, und der Applaus war denn auch an jeder Station sehr herzlich. (Dorotea Bitterli)