Eine Passion für bewegte Bilder

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Der Hünenberger Adrian Flury plant ein Animationsfilm-Projekt. Für die Umsetzung kommt ihm der Gewinn des diesjährigen Zuger Werkjahrs gelegen.

  • Adrian Flury ist Gewinner des Zuger Werkjahrs 2022. (Bild: Mathias Blattmann)
    Adrian Flury ist Gewinner des Zuger Werkjahrs 2022. (Bild: Mathias Blattmann)

Hünenberg – Sobald Adrian Flury über das Filmemachen spricht, sprudelt es mit spürbarer Begeisterung aus ihm heraus – über die bewegten Bilder, seine Vorstellungen und Ideen sowie das Schaffen in einem schwierigen Umfeld. Er ist dennoch von experimentellen Herstellungsformen fasziniert, man könnte sagen «angefressen», dass er bereit ist, für ein Projekt Hunderte Stunden einzusetzen, bis er mit dem Ergebnis zufrieden ist. In den letzten zehn Jahren als Cineast hat er bereits zwei kurze Filme realisiert, einer ist in Arbeit und einer in Planung. «Arrest in Flight» lief 2022 im Wettbewerb in Annecy. Flury zeigt auf, dass die Produktion von experimentellen Filmen nicht einfach ist, denn dieses Genre wird nicht in Kinos gezeigt, sondern weltweit an Festivals.

«Meine Sachen sind vieldeutig, ich suche differenzierte Wege für die Umsetzung», sagt der 43-Jährige. Für den sich in Produktion befindlichen Film «Dust Devil» versucht er, Unmengen von Videomaterial zu einer Geschichte zu verbinden. Beim Film «A Place I’ve Never Been» (2015) habe er mit Touristenbildern von der Akropolis in Athen experimentiert, von denen es zuhauf im Internet gebe, und sie neu zusammengesetzt: «Daraus ist eine merkwürdige Bewegung des Umgebungsraums entstanden.» Das schnelle Knipsen oder auch die Unterhaltungsfilme, das alles ist nicht sein Ding. Er will mit seinen Filmen nicht zum Mainstream beitragen.

Viel Material, das es neu zu interpretieren gilt

Adrian Flury gibt zu, dass es als experimenteller Filmemacher für ihn und seine kleine Familie nicht einfach sei: «Ich lebe einfach.» Darum sei in diesem Herbst der Gewinn des mit 50 000 Franken dotierte Zuger Werkjahres eine erfreuliche Überraschung gewesen. «Es ist ein Segen und sehr beruhigend, ich gewinne selten etwas.» Den Betrag will er für die Entwicklung eines Animationsfilmes verwenden, es wird eine reine Studioproduktion. «Ich habe aus dem Internet schon viel Material gesammelt, das ich neu interpretieren möchte. Seit Mai selektiere ich die rund 1500 Videos nach Qualität, Ästhetik, Inhalten und Ton. Diese Auseinandersetzung mit den einzelnen Teilen bringt mir neue Ideen.» Er verwende fast nie ein Skript, habe aber einen konzeptionellen Ansatz, der Verlauf sei lang offen. Da er rund 50 Prozent als Hausmann im Einsatz steht, dauere die Realisierung sehr lange, bis das Material ausgewertet und geschnitten sei – für einen Film von zirka 20 Minuten. Diese Arbeiten erledigt Adrian Flury in Bern und im Elternhaus in Hünenberg. «Das Filmemachen ist sehr teuer. Das Werkjahr-Geld reicht nicht für die gesamte Produktion eines Films.» Für den Rest sei er auf Sponsoren oder die öffentliche Hand angewiesen.

Vom Elektromonteur zum Filmemacher

Festgestellt hat Flury, dass Förderprogramme nicht auf das experimentelle Schaffen ausgerichtet sind. «Darauf eingehen tun sie schon, wenn man welche eingibt. Es braucht Mut, und es ist immer die Frage: Wie mache ich meine Projekte den Juroren schmackhaft.» Und wie ist der ausgebildete Elektromonteur zum Filmmetier gekommen?

«In der Jugend habe ich gerne gezeichnet und fotografiert. Damals haben mich ein surrealistischer Künstler und alles Morbide fasziniert», so Flury. Nur kurz im Beruf, besuchte er den Vorkurs und später an der Hochschule Luzern die Fachklasse Animation. Dort erhielt er viele Impulse zu Kamera- und Aufnahmetechnik sowie den Einbezug des Lichts. Nachher übernahm er Auftragsarbeiten bei Animations- und Spielfilmen. Kurzzeitig konnte er an der Schule eine Assistenz übernehmen. Heute ist er Direktor, Animateur, Kameramann, Herausgeber, Autor und Produzent von Filmen mit Spezialeffekten – alles in einem.

Doch trotz des ganzen «Chrampfs» hält er am Filmemachen fest: Es ist seine Passion. (Text von Monika Wegmann)