Klein, aber mit viel Pfiff und Charme

Brauchtum & Geschichte

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Qualität vor Quantität wird an der Hauptseer Fasnacht grossgeschrieben. Der mit 15 Nummern durchs Dorf ziehende Umzug und das nachfolgende Bühnenspiel vermochten die Zuschauer zu begeistern.

  • Eine grosse Hornkuh schmückte den Wagen der Gruppe Haselmatt und wurde am Fasnachtsumzug von vielen Zuschauern bestaunt. (Bild Maria Schmid)
    Eine grosse Hornkuh schmückte den Wagen der Gruppe Haselmatt und wurde am Fasnachtsumzug von vielen Zuschauern bestaunt. (Bild Maria Schmid)

Morgarten – Hunderte von Zuschauern standen am frühen Samstagnachmittag in Morgarten dicht gedrängt am Strassenrand, als sich der Hauptseer Fasnachtsumzug in Gang setzte. Den zwei als kuschelige Pandabären verkleideten Kindern, die auf einer Tafel das Umzugsmotto «frisch griffä» verkündeten, spielte die Harmoniemusik Oberägeri gekonnt auf. Die Vorstandsmitglieder der Hauptseer Fasnacht warfen den Zuschauern unentwegt saftige Orangen zu. Eine übers ganze Gesicht strahlende Frau meinte kurz darauf: «Das Kommen hat sich jetzt schon gelohnt. Meine Kinder und ich haben viele Orangen abgefangen.»

Die in Schwingerhosen steckenden Hauptseer Schüler freuten sich auf das im Sommer anstehende Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Zug, ehe die Gruppe Bulax das 75-Jahr-Jubiläum der Ikea aufs Korn nahm. An ihrem prachtvoll gestalteten Wagen stand geschrieben: «Soll dir eine hälfe bim Planläse. Goht ned, die sind au z blöd.» Gemeint waren wohl die von der Ikea beigelegten Pläne zum Montieren der Möbel.

Rossbärg-Hexen, Tiroler und Guggenmusik

Die Gruppe Haselmatt fuhr mit einem Wagen an den applaudierenden Zuschauern vorbei, dessen Frontseite eine gewaltige Hornkuh schmückte. In Anspielung auf einen Kollegen meinten sie: «Uri ohni e richtige Stier esch wie de Pumi ohne Bier.» Und am hinteren Ende des Wagens prangte das Konterfei einer Hornkuh und von Donald Trump mit dem Text «Achtung, nicht verwechseln: hornlos Kuh, hirnlos Trump.» Die Gruppe Neuhaus ärgerte sich über die Zeitumstellung und kam zum Schluss: «Die Moral von der Geschicht, Zeitumstellung lohnt sich nicht.» Dass sich auch das Pokern nicht lohnt, verkündete die Gruppe «Hintersee +». Unter dem Motto «Chum z’Chile, zum Spiele» nahm sie den Pfarrer von Küssnacht aufs Korn, der im Casino all sein Geld verspielt hat.

Die Gruppe Gadälos, die in einem schmucken Häuschen vorbeifuhr, aus dessen Kamin weisser Rauch aufstieg, feierte das 60-Jahr-Jubiläum der Schlümpfe, in deren Kostümen sie die Kinder mit Süssigkeiten beschenkte. Den kleinen, aber mit Pfiff und Charme begeisternden Umzug beendete die Gruppe Fixstern mit der royalen Hochzeit von Prinz Harry und Meghan. Vier königliche Gardesoldaten schritten einem Wagen voraus, auf dem die Hochzeit gefeiert wurde. Zwischen den Nummern sorgten die giftgrün-schwarz gekleideten Rossbärg-Hexen aus Goldau und die Tiroler für Furore, während die Guggenmusiken Papageno aus Oberägeri und die Cheschtänärigler aus Walchwil mit ohrenbetäubenden kakofonischen Klängen einen wahren fasnächtlichen Ohrenschmaus boten. Mit einem unnachahmlichen Bühnenspiel, in dem einige Prominente wegen begangener Fehltritte ihr Fett abbekamen, wurde das fasnächtliche Treiben in den Gaststätten eingeleitet. (Martin Mühlebach)