Zuger Beitrag bei Solothurner Filmtagen

Film & Multimedia

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Brian Gottschalk (44) stellt ein traditionsreiches, aber fast ausgestorbenes Handwerk vor.

  • Der Dokumentarfilmer Brian Gottschalk. (Bild: Matthias Jurt)
    Der Dokumentarfilmer Brian Gottschalk. (Bild: Matthias Jurt)

Zug – «Grosse Schlitten haben mich schon immer fasziniert, denn das Thema beinhaltet eine spannende Bandbreite», sagt Brian Gottschalk. Das war der Grund, dass der Zuger und sein Arther Kollege Silvio Ketterer sich entschieden, einen Film über den Hornschlitten, dessen Herstellung und Einsatz zu drehen. Jener wird an den diesjährigen Solothurner Filmtagen gezeigt werden.

Diese speziellen Schlitten mit den beiden nach oben verlängerten Kufen wurden früher im gesamten Alpenraum für Materialtransporte im steilen Gelände eingesetzt. Doch der technische Fortschritt hat dieses Gefährt heute verdrängt. Es ist eine Gruppe von Idealisten im Muotatal, die noch die Hornschlitten – die sogenannten Horämäner – benutzt, um die Tradition des «Mänere» zu erhalten. «Immer zwischen Weihnachten und Neujahr demonstrieren sie, wie das Wildheu, das im Sommer gemäht wurde, mit den Hornschlitten auf dem Schnee ins Tal transportiert wird», erklärt Gottschalk. Allerdings habe die Filmcrew, die mit dem Projekt 2019 startete, wegen Corona und Schneemangel diese Szenen erst im dritten Jahr, im Winter 2021/22 drehen können. «Zu diesem Zeitpunkt waren wir sehr nervös, denn wir hatten die ganze Herstellung der Horämäner gedreht und bereits mit dem Schneiden des Films begonnen. Dann klappte doch noch alles an einem perfekten Tag.»

Gottschalk verhehlt nicht, dass die Arbeit im Schnee mit erschwerten Umständen verbunden war, wie das Laufen mit der schweren Ausrüstung rauf und runter. «Es erfordert zudem einen sensiblen Umgang mit den Protagonisten. Ich will ja aus den Laien ein Maximum herausholen, doch es ist an den rund 15 Drehtagen alles gut gegangen.» Danach folgt jeweils die Postproduktion mit Schneiden, Ton und der Promotion, wobei auch externe Fachleute beigezogen werden.

Die Tradition wird noch gepflegt

Der 2022 produzierte Film zeigt die Entstehung der Horamäner, vom Suchen der krumm gewachsenen Bäume, dem Fällen und schwierigen Handwerk in der Werkstatt bis zu ihrem Einsatz im steilen, verschneiten Hang. Wie Brian Gottschalk sagt, war es wichtig, das alte Handwerk, das sich wie ein roter Faden durch den Film zieht und noch heute im Muotatal gepflegt wird, in den Mittelpunkt zu stellen. «Jeder Schlitten ist ein Unikat, denn die Beugung des Stammes ist jeweils anders.» Im Mittelpunkt der naturverbundenen Gruppe steht Alois Langenegger, der die Hornschlitten heute noch herstellt und repariert.

Brian Gottschalk (44) und Silvio Ketter (40) haben mit «Horamäner» eine weitere filmische Darstellung von altem Schwyzer Handwerk umgesetzt. Schon ihr erster Film «Geislemacher» war ein Erfolg und wurde preisgekrönt. Beide Dokumentarfilme entstanden in der Reihe «Die Letzten ihres Handwerks» des Vereins SchwyzKulturPlus. «Der Verein legte uns eine Auswahl von Themen vor, bei denen es um altes Handwerk geht. Wir entschieden uns für die Horämäner. Und es war schön, dass wir das Projekt ganz nach unserem Gusto umsetzen konnten», so Gottschalk. Und der Film zeige keinesfalls eine heile Welt. «Selbst die Protagonisten sehen ihr Hobby nicht als romantisch an. Es ist für sie das Abbild einer alten Tradition, die mit allen Facetten am Leben erhalten wird.» Dazu gehören laut Gottschalk auch die Hornschlitten-Rennen auf Sattel-Hochstuckli (14. Januar), an denen auch Muotathaler teilnehmen.

Aus dem Hobby wurde ein Beruf

Schon mehrmals hat sich Brian Gottschalk mit einem Filmprojekt in Solothurn beworben. «Die Jury ist streng. Schön, dass es nun mit «Horömäner» für die Filmtage vom 18. bis 25. Januar geklappt hat. Wir sind sehr stolz, das verleiht unserem Projekt Legitimation. Unser Film wird an zwei Tagen gezeigt, wir werden auch dort sein und sind auf die Reaktionen des Publikums sehr gespannt.»

Die Leidenschaft für die fliessenden Bilder kommt beim gebürtigen Zuger Brian Gottschalk sofort zum Ausdruck, sobald er von der Filmerei spricht. Mit 15 habe er erste Erfahrungen mit der Super-8-Kamera seines Vaters gemacht und die Kameraden beim Rollbrettfahren gefilmt. Er wurde aber zuerst Informatiker, bevor er sich 2011 endgültig selbstständig machte und verschiedene Projekte für Firmen und auch für das Schweizer Fernsehen realisierte. Zwei seiner ersten Filme beleuchteten seine sportlichen Hobbys, das Snowboarden und Mountainbiken. «Damals hat es mich richtig gepackt, obwohl ich alles selber finanzierte. Auch wenn vieles Neuland war, mein Ziel war klar.» Und heute? «Ich möchte Dokumentarfilme drehen, welche die Realität ungefiltert zeigen. Das hat seinen Reiz.» (Text von Monika Wegmann)

Hinweis

Der Film «Horämäner» wird in Solothurn am 21. Januar, ab 12.15 Uhr im Kino Capitol, und am 24. Januar, um 9.30 Uhr im Kino Palace gezeigt.