«Brutaler Schleifer» besteigt den Thron

Brauchtum & Geschichte

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Mit Erich II. Andermatt regiert in diesem Jahr ein Devisenhändler über das Baarer Räbevolk. Statt eines Fasnachtsmottos gab der 51-Jährige die Devise «Räbedibum, vorwärts, marsch» heraus.

  • Der neue Räbevater Erich II. Andermatt und Räbemuetter Andrea stossen auf die Regentschaft an. (Bild Christian H. Hildebrand)
    Der neue Räbevater Erich II. Andermatt und Räbemuetter Andrea stossen auf die Regentschaft an. (Bild Christian H. Hildebrand)

Baar – Mit der Inthronisation des diesjährigen Baarer Fasnachtsoberhaupts Erich II. Andermatt mit seiner Räbemuetter Andrea endete am Samstag die Regentschaft von Räbevater Werni I. Metzger. «Bald muss er das ­Zepter gegen den Schwingbesen eintauschen», gab Reto Herger, Präsident der Baarer Fasnachtsgesellschaft, zu Beginn einen Vorgeschmack auf die bevorstehende Exthronisation. Zur Erinnerung: Werni I. präsentierte bei seinem Amtsantritt den wohl grössten Schwingbesen der Welt.

Zeremonienmeister Tobias Hotz schmeichelte danach dem schwungvollen Besitzer einer Küchenfirma: «Du warst ein toller Räbevater.» Als Erster habe er am Umzug nicht nur Orangen, sondern auch Mohrenköpfe ins Volk geworfen. Und er habe gezeigt, dass man selbst mit einem Schwingbesen aktiv in einer Guggenmusik mitmachen könne. «Am Güdisdienstag glaubte jedenfalls keiner mehr, dass du Metzger von Beruf bist.»

Check für Blinde statt Essen für Fasnächtler

Den ersten Strauss des Abends bekam Räbemuetter Christa. Ein kurzer Dank, und Hotz sagte zu Metzger: «Jetzt musst du die Insignien deiner Macht abgeben, damit diese weitergereicht werden können.» Es dauerte nur zwei, drei Minuten, und Werni I. war sein Amt los. Doch mit seiner Rede verstand er es prächtig, zusätzliche Zeit als Regent herauszuschinden. An die Presse gewandt erklärte er, dass er statt einer Verköstigung einen Check über 2222 Franken für das Blindenheim Sonnenberg ausgefüllt habe. Nicht ganz neidlos stellte er fest: «Vor mir e Andermatt, nach mir e Andermatt.» Mit einer letzten Einlage verlängerte Werni I. seine Regentschaft noch einmal, indem er mit einem Rollator die Bühne betrat, der mit Goodies ausgestattet war, die er an die vorderste Reihe verteilte.

Zeremonienmeister Hotz begrüsste und bedachte danach Erich II. Andermatt schon vor seiner Inthronisation als Räbevater. Dieser sei ein hohes Tier bei der CS, und als Wachtmeister sei Andermatt ein «brutaler Schleifer» gewesen, ulkte er. Nach der witzigen Vorstellung durch Hotz wurde Erich II. mit dem Zepter, der Kette, dem Zweispitz, der Baarer Räbe und der Baarer Räbevaterplakette bestückt.

Er sei kein guter Skifahrer, erklärte Erich II. dem Räbevolk bei seiner Antrittsrede. «Denn unsere Eltern haben für uns schon früh Fasnachtsgwändli gemacht.» Und er sei seit 30 Jahren in einer Guggenmusik. «Meine Winterferien habe ich darum immer für die Fasnacht eingesetzt. Als Devisenhändler habe er kein Motto, sondern gebe eine Devise heraus. «Und diese heisst: Räbedibum, vorwärts, marsch.»

Auf die Antrittsrede folgten die Huldigungen, die bis in den Samstagmorgen andauerten. Erst nach 1.30 Uhr konnten Erich II. und Räbemuetter Andrea einen Drink an der Bar geniessen, die noch lange in Betrieb war. (Charly Keiser)