Wenn Mutschli, Würstchen und Orangen fliegen
Brauchtum & Geschichte
Beim Bäckermöhli kamen unzählige Kinder in den Genuss von Leckereien der Zuger Müller, Bäcker und Zuckerbäcker
Zug – Der letzte Mittwoch des Monats Januar ist ihr Tag, dann verteilen die Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug Mutschli, Guetzli, Würstchen und Orangen an die Kinder. Dies im Rahmen des Hauptbott der Zunft und Bruderschaft. Gestern war es zum 339. Mal so weit. Nach dem offiziellen Teil besuchten die Delegationen der Zunft laut Medienmitteilung die Stadtzuger Kindergärten, um den Kleinsten über Brauch und Handwerk der Müller, Bäcker und Konditoren zu erzählen. Am Nachmittag fand dann der Höhepunkt statt: das Bäckermöhli.
Die Rufe der Kinder waren weit über den Kolinplatz hinaus hörbar: «Bäckermöhli! Bäckermöhli!» Die Zünfter und ihre werten Gäste liessen sich nicht lange bitten und warfen den Kindern aus den Fenstern und vom Balkon des Restaurants Aklin am Fischmärt Mutschli, Guetzli, Würstchen und Orangen zu. Mit von der Partie war auch der «wohlwiisi, geschträngi und fürsichtigi» neu gewählte Zunftobmann Hugo Trütsch. Anschliessend zog der Tross zweiter zum Hotel-Restaurant Ochsen.
Die Tradition des Bäckermöhlis ist so alt, wie die Zunft selber. Diese wurde 1688 gegründet. Das organisierte Verteieln und Auswerfen von Mutschli wurde allerdings erst vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs erwähnt. Zunftpatronin ist die Heilige Agatha von Sizilien. Deshalb findet der Anlass stets am Mittwoch vor dem Agathatag vom 5. Februar statt. (cro)