Corona macht Salonmusik wieder aktuell

Musik

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Das bekannte Duo Praxedis reduziert Livemusik auf die kleinstmögliche Form: Hauskonzerte vor höchstens drei Zuhörern.

  • sundheit in Bern. Dieses beschied:MusikalischeAufführungensindimprivatenRahmenzulässig,wenn– einschliesslichder Musiker – nicht mehr als fünf Personen im Raum anwesend sind und diese aus höchstens drei Haushalten stammen. Einmusikalisch-soziales Gesamterlebnis Praxedis GenevièveHug wohnt im selben Haushalt wie ihre Mutter und deren Mann. «Weil wir uns gut verstehen und das für die Zusammenarbeit praktisch ist, hat sich das ganz natürlich so ergeben», lacht dieTochter. «Wir können so auch mal nachts in letzter Minute arbeiten.» Für die Hauskonzerte bedeutet das, dass die zwei vom Auftraggeber mit eingeladenen Personen nicht aus seinem Haushalt stammen müssen. Dieses Formatist dieReduktion des Livekonzerts auf seine kleinstmöglicheForm.Machtdas nochSinn?«Gegenwärtigdürfen wir ja nur vor drei Personen auftreten», stellt die Mutter klar: «Aber das Hauskonzert als solcheshateinelangeTradition–bis zu den Salons, in denen im 19. Jahrhundert Virtuosen wie Chopin oder Liszt gespielt haben.» Und die
    sundheit in Bern. Dieses beschied:MusikalischeAufführungensindimprivatenRahmenzulässig,wenn– einschliesslichder Musiker – nicht mehr als fünf Personen im Raum anwesend sind und diese aus höchstens drei Haushalten stammen. Einmusikalisch-soziales Gesamterlebnis Praxedis GenevièveHug wohnt im selben Haushalt wie ihre Mutter und deren Mann. «Weil wir uns gut verstehen und das für die Zusammenarbeit praktisch ist, hat sich das ganz natürlich so ergeben», lacht dieTochter. «Wir können so auch mal nachts in letzter Minute arbeiten.» Für die Hauskonzerte bedeutet das, dass die zwei vom Auftraggeber mit eingeladenen Personen nicht aus seinem Haushalt stammen müssen. Dieses Formatist dieReduktion des Livekonzerts auf seine kleinstmöglicheForm.Machtdas nochSinn?«Gegenwärtigdürfen wir ja nur vor drei Personen auftreten», stellt die Mutter klar: «Aber das Hauskonzert als solcheshateinelangeTradition–bis zu den Salons, in denen im 19. Jahrhundert Virtuosen wie Chopin oder Liszt gespielt haben.» Und die

Zug – Es muss ein Gefühl sein, als sässe man in der Königsloge und die Musiker würden nur für uns allein spielen. Nur findet dieses Konzert nicht in einem Konzertsaal statt, sondern zum Anfassen nahe im Privatzimmer eines Musikliebhabers. Der hatte sich in seinem Fauteuil direkt vor die beiden Musikerinnen gesetzt, die Harfenistin Praxedis Hug-Rütti und deren Tochter, die Pianistin Praxedis Geneviève Hug. Im Corona-Abstand hinter dem Gastgeber befanden sich nur zwei weitere Zuhörer im Raum, als das Duo mit Jazz von Dave Brubeck und Arrangements aus italienischen Opern Geburtstagswünsche des Gastgebers aus ihrem Bekanntenkreis erfüllte.

Als dieser sie für ein Hauskonzert engagierte, kam den beiden Frauen die Idee, dies als Corona-kompatibles Konzertformat anzubieten. Weil die in Weggis und Zürich wohnhaften Musikerinnen ihre «Hauskonzerte» national anbieten, klärten sie die Coronabestimmungen dafür beim Bundesamt für Gesundheit in Bern. Dieses beschied: Musikalische Aufführungen sind im privaten Rahmen zulässig, wenn – einschliesslich der Musiker – nicht mehr als fünf Personen im Raum anwesend sind und diese aus höchstens drei Haushalten stammen.

Ein musikalisch-soziales Gesamterlebnis

Praxedis Geneviève Hug wohnt im selben Haushalt wie ihre Mutter und deren Mann. «Weil wir uns gut verstehen und das für die Zusammenarbeit praktisch ist, hat sich das ganz natürlich so ergeben», lacht die Tochter. «Wir können so auch mal nachts in letzter Minute arbeiten.» Für die Hauskonzerte bedeutet das, dass die zwei vom Auftraggeber mit eingeladenen Personen nicht aus seinem Haushalt stammen müssen.

Dieses Format ist die Reduktion des Livekonzerts auf seine kleinstmögliche Form. Macht das noch Sinn? «Gegenwärtig dürfen wir ja nur vor drei Personen auftreten», stellt die Mutter klar: «Aber das Hauskonzert als solches hat eine lange Tradition – bis zu den Salons, in denen im 19. Jahrhundert Virtuosen wie Chopin oder Liszt gespielt haben.»

Und die Tochter betont: «Man kann wohl Musik nirgends intensiver erleben, als wenn man den Musikern so nahe ist und ihnen auf die Finger schauen kann.» Das Hauskonzert wird so zum persönlichen, musikalisch-sozialen Gesamterlebnis. Im erwähnten Fall war der Kunde vom Transport der Harfe ins Haus bis zum anschliessenden Gespräch bei Kaffee und Kuchen neugierig involviert. Wie erwünscht dieser Austausch ist, hatten Mutter und Tochter schon bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt erlebt. Das war vor zehn Jahren, als ein Bekannter die bis dahin nur solistisch auftretenden Musikerinnen für einen Privatanlass engagierte. Viele Besucher liessen sich damals staunend einweihen in die raffinierte Technik des Instruments mit seinen sieben, in drei Stufen verstellbaren Pedalen.

So kam die seltene Besetzung aus äusserem Anlass zustande. Worin liegt musikalisch der Reiz dieser Kombination, da beide Instrumente sich eigentlich selbst genügen und dafür ein Melodieinstrument fehlt? Die Pianistin, die an dramatischen Stellen gefordert ist, sieht darin keinen Nachteil: «Ein Reiz liegt gerade darin, dass sich beide Instrumente durch die Möglichkeit zum akkordischen Spiel ähnlich und klanglich trotzdem sehr verschieden sind.»

«Zudem verfallen wir nicht ins Muster, dass die eine die andere nur begleitet», lacht die Mutter, die als Harfen-Spezialität Glissandi und Arpeggi einbringt: «Deshalb eignen sich auch orchestrale Werke für unsere Arrangements, wenn sie nicht zu monumental sind.»

So kam über die Jahre auf vielen CDs ein riesiges Repertoire zusammen. Es reicht von Vivaldis Jahreszeiten über slawische Tänze von Dvorak bis zu Popsongs und Uraufführungen. «Es gibt zwar vor allem im 19. Jahrhundert etliche Originalliteratur und viele Bearbeitungen für diese Besetzung. Aber mit Ravel und Debussy war nach 1900 Schluss», erklärt die Tochter, die mit kriminalistischem Spürsinn in Bibliotheken nach unbekannter Literatur forscht.

Jedes Wunschkonzert hat seinen Preis

Mit bisher 20 Werkaufträgen, darunter an Carl Rütti, den Bruder der Harfenistin, möchte das Duo diese Tradition wieder aufleben lassen. Zeitgenössische Musik für eine Besetzung, die für «eingängige, fröhliche Musik» steht, der meist eine gewisse Leichtigkeit anhaftet, wie beide sagen? Das muss kein Widerspruch sein. Wenn in einem Werk von Thüring Bräm beide Instrumente nur perkussiv angeschlagen werden, klingt das auch etwas nach Spektakel. Und in Piazzollas «Buenos Aires Hora Zero» steuern die beiden Frauen gespenstische Stadtgeräusche mit ihren Stimmen bei.

Aus der Repertoireliste können sich Kunden ihr Wunschkonzert zusammenstellen. Das ist aufwendig, weshalb man mit einem Betrag ab 800 Franken rechnen muss – je nach Stückwahl und Länge des Programms. Dass dadurch die Idee des Hauskonzerts einen elitären Beigeschmack bekommt, hoffen die beiden umgänglichen Musikerinnen nicht: «Wenn nach Corona mehr Besucher zugelassen sind, ist das auch für die Hauskonzerte umso besser. So oder so ist entscheidend, dass man in diesem intimen Rahmen direkt zu den Herzen sprechen kann.» (Urs Mattenberger)

Hinweis
Repertoireliste und alle Infos auf www.duopraxedis.com