«Weisst du noch?»

Kunst & Baukultur

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Auch die zweite Fotoausstellung im Spritzenhüsli beschäftigt sich mit der Vergangenheit. Nun zeigen die Bilder, was sich rund um das Dorf getan hat. Das weckt Erinnerungen.

  • Damals war alles noch ganz anders: Besucher begutachten die alten Bilder. (Bild Werner Schelbert)
    Damals war alles noch ganz anders: Besucher begutachten die alten Bilder. (Bild Werner Schelbert)

Menzingen – An die 1940er Jahre kann sich Alt-Gemeindepräsidentin Annemarie Staub selber noch gut erinnern. Sie ist eine von rund 100 Besucherinnen und Besuchern, die am Samstag ihren Weg zur Vernissage der Fotoausstellung «Rund um Menzingen» gefunden haben. Die historische Postkarte, vor der Staub steht, zeigt ein Türmchen des Kurhauses Schloss Schwandegg. «In meiner Kindheit bin ich oft zur Gloriette hochgewandert, wo wir einen Miniatur-Vierwaldstätter-See bestaunten», sagt sie. In jenen Tagen habe sie noch zwei Mal täglich Milch geholt, weil es keine Kühlschränke gab. Und Salz habe man beim Salzregal erhalten. Die Agentur sei im Besitz der Zuger Kantonalbank gewesen. Dem Vernehmen nach ist das Türmchen heute völlig verwaldet, der Miniatur-See soll sich aber weiterhin in erfreulichem Zustand befinden.

Die Ausstellung findet im denkmalgeschützten ehemaligen Feuerwehrdepot statt, dem Spritzenhüsli, und öffnet ihre Tore bis zum Samstag 1. September noch vier Mal. Gezeigt werden 63 Fotografien aus dem Fundus des Gemeindearchivs und aus privaten Sammlungen. Die Bilder sind zwischen 1905 und 1961 entstanden. Fotografisch festgehalten wurden Gebäude, Weiler und Landstriche. Damit unterscheidet sich die Expo von derjenigen, die vor einem Jahr stattfand. Damals stand der Dorfkern im Vordergrund.

Diskussionen sollen angeregt werden

An der Ausstellung wird lebhaft diskutiert. Das ist ganz im Sinne von Gemeinderätin Barbara Beck, die in ihrer Eröffnungsrede festhält, dass sich das Event weniger um die Fotos an sich drehe: «Wichtiger ist das Gespräch und das ‹Weisst Du noch›».

Im Untergeschoss sind die drei Schwestern Helen, Monika und Verena, ehemals Schmied-Hegglin, in ein Gespräch vertieft. «Diese Luftaufnahme von Menzingen muss Ende der Vierzigerjahre entstanden sein», sagt Helen. Denn das Baugeschäft Castiglioni sei damals noch das letzte Haus an der Hauptstrasse. «Die Bilder wecken schöne Erinnerungen an die Jugend», meint sie. Heute heisse sie Luscher und wohne in Santiago de Chile. «Unser Vater war Schmied. Der Beruf wurde damals dem Namen vorangestellt.» Unterdessen habe sich das Dorf stark gewandelt. «Ich erkenne es fast nicht wieder.»

Nutzung bestimmt über zweite Sanierung

Bei der Ausstellung, organisiert von der Kommission Mänzige Hell, handelt es sich um die erste aber gewiss nicht die letzte nach der Sanierung des Spritzenhüslis. Dank der höheren Einfahrt und einem belastbaren Boden soll das Gebäude wieder als Garage für das alte Feuerwehrauto namens «Grössi» dienen können. «Das Budget für die Sanierung von 125 000 Franken wurde eingehalten, auch dank dem Frondienst des ‹Grössi-Vereins›», sagt Bauchef Martin Kempf. In nächster Zeit wolle man gut beobachten, wofür das Spritzenhüsli genutzt werde. Einer zweiten Sanierung, die das Ober- und Untergeschoss betrifft, räumt Kempf gute Chancen ein. «Vorausgesetzt, man kann begründen, weshalb eine solche sinnvoll ist», ergänzt er. (Christian Tschümperlin)

Hinweis
Die Ausstellung «Rund um Menzingen» im Spritzenhüsli kann an folgenden Daten besucht werden: Donnerstag, 23. und 30. August, 18 bis 19.30 Uhr, Samstag, 25. August, 10.30 bis 12 Uhr. Die Finissage ist am Samstag, 1. September, von 10.30 bis 12 Uhr.