Mondhörner: Mystisch und offen in der Interpretation

Brauchtum & Geschichte

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Im Museum für Urgeschichte(n) im Rahmen einer Wanderausstellung okkulte Mondhörner aus der Bronzezeit hautnah erlebbar gezeigt.

Zug – Traditionellerweise gibt es im Kanton Zug am 1. August in zahlreichen Gebäuden und Museen einen Tag der offenen Tür. Es ist somit kein Zufall, dass die neueste Sonderausstellung des Museums für Urgeschichte(n) «Mondhörner – rätselhafte Kultobjekte der Bronzezeit» ihre Premiere am vergangenen Sonntag feierte. Das regnerische Wetter dürfte nebst dem interessanten Ausstellungsthema doppelt verlockend für einen Museumsbesuch gewirkt haben.

Museumsleiter Ulrich Eberli erklärt erfreut, dass es sich dabei um eine Wanderausstellung handle. «Diese Sonderausstellung haben wir zusammen mit Museen anderer Kantone konzipiert und dazu auch vollständig restaurierte Mondhörner beigesteuert, die etwa in Zug-Sumpf gefunden worden sind. Wanderausstellungen sind für uns kostengünstiger, erfordern jedoch intensive Planung und Koordination, da diverse Aspekte abgeglichen werden müssen.»

Stündlich kann man am 1. August in Führungen in die mysteriöse Welt der Mondhörner eintauchen. Führungsperson und Archäologin Sarah Wicki erklärt am Vormittag den gespannt zuhörenden Versammelten, dass die Bezeichnung von der sichelartigen Form herrühre, die an einen Mond erinnere.

Die Bandbreite der ausgestellten Mondhörner ist riesig – so variieren diese etwa in ihrer Grösse, in der Anzahl der Standfüsse oder der Art der Verzierungen. Dies unterstreiche laut Wicki die Rätselhaftigkeit dieser Objekte: «Seit über 160 Jahren wird erhitzt über die Identität und Funktion der Mondhörner diskutiert. Einige verbrannte Hinterseiten gefundener Mondhörner stützen die Interpretation, dass es sich um Feuerböcke gehandelt haben könnte, damit dem Feuer mehr Luft zukam.»

Bezogen auf ein spezielles Fundobjekt mit feinen Löchern sei laut Wicki lange die Theorie eines astronomischen Mondkalenders im Raum gestanden. «Dieser Schluss wurde falsifiziert, da sich der Autor dieser Theorie bei der Anzahl Löchern verzählt hat», so Wicki mit einem Schmunzeln. Die Mondhörner stammten aus der späten Bronzezeit (1300 bis 800 vor Christus) und würden oft an Seeufer-Siedlungen gefunden, erläutert Wicki. Ulrich Eberli ergänzt, dass pro Haus in gewissen Siedlungen bis zu fünf Mondhörner gefunden worden seien. Dies sei ein Indiz dafür, dass sie einen kultischen und religiösen Hintergrund hätten. In Anlehnung zu den oftmals in Wirtshäusern aufgehängten Geweihen könnte den Mondhörnern eine Rolle der Art «Wächter vom Haus» zugekommen sein. Hörner hätten seit der Jungsteinzeit eine wichtige Bedeutung.

Auch der Ästhetik wegen hergestellt?

Der Führung entspringt zum Abschluss eine ungezwungene Debatte über das Rätsel der Mondhörner. Einige Teilnehmer finden, dass die Bandbreite der Mondhörner auch den Schluss zuliess, dass frühere Gesellschaften diese schlicht wegen ihrer Ästhetik hergestellt hätten. Die Diskussion wird in Archäologie-Kreisen sicherlich weitergehen, wobei das ungelöste Rätsel über die Mondhörner vielleicht eben gerade ihren Charme ausmacht.

Philipp Huber hat die Führung mit Interesse besucht: «Nicht fern von meiner Primarschule im Kanton Thurgau war eine archäologische Fundstelle, womit die Archäologie bei uns damals stets ein Thema war. Insoweit bot mir die Ausstellung eine spannende Rückblende.» Mondhörner seien heute mysteriöser, als er es in Erinnerung gehabt hätte – damals sei ihm in der Schule nämlich gelehrt worden, dass diese ganz klar religiöse Zwecke erfüllt hätten, so Huber abschliessend. (Nils Rogenmoser)