So lernen Kunstschaffende, Geld für ihre Projekte zu beschaffen

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Fundraising wird in der Kultur immer wichtiger. An der Hochschule Luzern lernen Kulturschaffende, Unternehmer zu werden.

Zug – Die Coronamassnahmen haben seit März 2020 die Kulturschaffenden in arge Bedrängnis gebracht. Schon lange können reguläre Konzerte, Ausstellungen oder Theatervorstellungen nicht mehr stattfinden. Damit Betroffene eine Übersicht über ihre Finanzierungsmöglichkeiten erhalten, hat die Hochschule Luzern (HSLU) einen speziellen Fundraising-Kurs für Kulturschaffende aufgegleist. «Damit leisten wir unseren Beitrag in dieser Krise», sagt Marino Bundi, Kursleiter der HSLU.

Fundraising wird in der Schweiz immer mehr professionalisiert – nicht zuletzt durch verschiedene Ausbildungsangebote. Führt das zu einem Verdrängungskampf? Hierzulande gebe es beispielsweise über 13000 gemeinnützige Stiftungen. «Das Förderpotenzial ist also gross», sagt Bundi. Damit der sechsteilige Online-Kurs niederschwellig angeboten werden kann, hat die HSLU die Zentralschweizer Kantone dazu gebracht, sich an der Finanzierung zu beteiligten. «So konnten wir den Preis bei 100 Franken ansetzen», sagt der Kursleiter.

Über 150 Anmeldungen für den Online-Kurs

Der Preis hatte den gewünschten Effekt: Über 150 Leute meldeten sich an. «Aus Platzgründen mussten wir einige leider ablehnen.» Fachlich ist der Kurs gut aufgestellt: Swissfundraising, die Kulturstiftung Pro Helvetia und die IG Kultur Zug arbeiten mit. Ende April ist der Kurs gestartet. Die Teilnehmenden bestehen laut Bundi zu 50 Prozent aus freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern und zu 40 Prozent aus Personen, die in Kulturinstitutionen arbeiten. Weitere 10 Prozent sind in Künstleragenturen und Ähnlichem tätig. Die Sparten Musik, Theater und Kunst sind etwa zu gleichen Teilen vertreten.

Auch Rico Fischer macht mit. Der Mitbesitzer der Künstleragentur Starfish in Rotkreuz hat schon vor Corona eine Veränderung der Branche wahrgenommen: Früher hätten grosse Musiklabels in den Aufbau junger Musiker und Musikerinnen investiert. Heute müssten sie das meistens allein schaffen. «Während man im Sport längst Spitzenförderung betreibt, sind kommerzielle Absichten in der Musikbranche oft noch verpönt, wenn es um Unterstützung geht», sagt der Buchrainer. Im Kurs hoffe er zu erfahren, wie die Agentur diesen jungen Musikschaffenden bei der Finanzierung besser helfen kann.

Vor einigen Jahren seien die Finanzierungsmöglichkeiten nicht so wichtig gewesen. «Doch heute hilft es uns, wenn wir wissen, wie zum Beispiel Stiftungen oder Mäzene funktionieren, damit wir alle Optionen nützen können», betont Fischer. Ausserdem schätze er die Vernetzung mit Betroffenen aus der gleichen Branche.

Es kommt auf die Selbstvermarktung an

Kursleiter Marino Bundi erläutert: «Nicht alle Möglichkeiten sind den Betroffenen bekannt.» Wer zum Beispiel mit Sponsoren zusammenarbeite, müsse wissen, was diese als Gegenleistung erwarten. Man bringe den Teilnehmenden näher, dass sie eine Art Start-up-Unternehmen sind, das seine Produkte verkaufen muss. «Wenn sie schon Klinken putzen, dann sollten sie das erfolgreich tun können», sagt Bundi. Es sei ausserdem wichtig, dass sie von ihrem Projekt begeistert sind und wissen, wie sie mit Geldgebern umgehen müssen und gleichzeitig glaubwürdig bleiben.

Der Kurs gliedert sich in das bestehende Aus- und Weiterbildungsangebot der HSLU im Kulturbereich ein. «Wir haben schon vorher jährlich Seminare zur Finanzbeschaffung bei Stiftungen durchgeführt», sagt Bundi. Auch in Zukunft soll das Thema präsent bleiben. «Es wird einen Crowdfunding-Seminartag geben und auch Weiterbildungsangebote zu ausgewählten Themen.» (Natalie Ehrenzweig)