Lorenz Strickler rettet altes Militärmaterial

Brauchtum & Geschichte

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Das Zuger Depot Technikgeschichte in Neuheim ist das zweite Zuhause des 83-jährigen Baarers, der in Menzingen aufgewachsen ist. Viele Ausstellungsstücke hat er von ihm zugewandten Orten oder aus Zeughäusern erhalten.

  • Lorenz Strickler in der Waffenkammer des Zuger Depots Technikgeschichte. (Bild Stefan Kaiser)
    Lorenz Strickler in der Waffenkammer des Zuger Depots Technikgeschichte. (Bild Stefan Kaiser)

Neuheim – Menschen wie Lorenz Strickler (83) sind für Stätten wie das Zuger Depot Technikgeschichte (ZDT) in Neuheim Gold wert. Mehr noch. Es ist nicht vermessen zu sagen, dass viele der militärischen Hinterlassenschaften aus Schweizer Produktion in der Schrottpresse gelandet wären, wenn Strickler nicht seine Hand darauf gehalten und fürs ZDT gerettet hätte. Das Zuger Depot Technikgeschichte ist seit 2009 die Dachorganisation von fünf Vereinen aus dem Kanton, die sich um die Geschichte in den verschiedensten Schattierungen kümmern.

Lorenz Strickler kommt aus der Militärhistorischen Stiftung des Kantons Zug. Er gehört ihr seit 1996 an. Es ist erstaunlich, was diese Organisation in dieser Zeit zusammengebracht hat. Ein Brückenpanzer gehört dazu wie auch eine Gamelle der Schweizer Armee aus dem Jahre 1882. Deren spezielle Ausformung hat sich bis zum Anfang dieses Jahrtausends gehalten. In der gleichen Abteilung sind auch die verschiedensten Kommunikationsmittel ausgestellt, welche die Schweizer Armee über die Jahre nutzte. Ein Dreibeinstuhl mit einem Tretpedal zur Stromerzeugung mutetet steinzeitlich an, aber funktioniert immer noch tadellos.

Auf geheimnisvollen Wegen

In der ehemaligen Munitionskammer des Neuheimer Zeughauses hat die Stiftung über die Jahre eine beeindruckende Sammlung von Gewehren und Pistolen zusammengetragen. Es hängen an den Wänden unter anderem Vetterli-Gewehre, weitere Gewehre aus dem vorletzten Jahrhundert, Karabiner, aber auch das Sturmgewehr 57 und das aktuelle Modell derselben Waffe. Wie das Sturmgewehr 90 in seinen Besitz respektive denjenigen der Stiftung gekommen ist, mag Strickler nicht offenbaren. Er sagt aber: «Vieles bekommen wir dank eines guten Netzwerks.»

Oftmals braucht es aber auch Stricklers Verhandlungsgeschick. So habe der ehemalige Zuger Kreiskommandant Durrer bei der Räumung des Zuger Zeughauses – jetzt sind dort das Obergericht und die Bibliothek Zug untergebracht – verschiedene Gegenstände nach Luzern bringen wollen. «Das habe ich dann verhindert», sagt Lorenz Strickler. Er schickt dann noch hinterher: «Es ist gut, dass ich dies gemacht habe, denn derjenige, für den die Gegenstände vorgesehen waren, ist inzwischen Konkurs.» Den Lauf zur Bordkanone eines Dassault Mirage IIIS hat Strickler von einer Frau eines Mirage-Piloten erhalten, nachdem dieser gestorben war.

Mittlerweile wissen viele mit der Schweizer Armee irgendwie verbandelte Personen, dass der in Menzingen aufgewachsene Pensionär scharf auf militärische Gerätschaften aller Art ist. In vielen Dingen zeigt Lorenz Strickler seine Beharrlichkeit. So hat er einmal am Zugerseeufer in der Nähe des Brügglis in der Gemeinde Zug einen Stein mit zwei gekreuzten Beilen gefunden. Das Wappen der Stadt Biel war es nicht. Aber der Hobby-Militärhistoriker fragte sich: Wie um alles in der Welt ist dieser behauene Stein dorthin gekommen? Er sagt: «Ich gehe den Dingen auf den Grund. Ich lasse mich auch nicht so leicht abschütteln.»

Strickler fand heraus, dass der Andeer-Granit bei der Lorzenkorrektur ins Brüggli kam. Teil für Teil sei er an die gesuchten Antworten gekommen.

Ein profunder Kenner

Seine Sammlerleidenschaft erklärt Strickler so: «Ich will die Dinge vor dem Vergessen retten.» Das gelingt ihm sehr gut. Mit den Jahren hat er fast zu jedem im ZDT gelagerten Objekt eine interessante Geschichte zu erzählen. Die verschiedenen Exponate findet er mit traumwandlerischer Sicherheit. Das erstaunt nicht, denn er befasst sich seit mehr als 25 Jahren mit Militärthemen im Kanton Zug. Dazu gehören natürlich auch die verschiedenen im Ägerital verbliebenen militärischen Bauten. Die während des Zweiten Weltkriegs im Rekordtempo gebauten Bunker verschiedener Art gehören ebenso zu den Objekten, über welche Strickler Bescheid weiss. Dabei ist zu bemerken, dass von den einst 178 Anlagen immer noch 90 vorhanden sind.

Wie die anderen Verantwortlichen der Vereine, die unter dem Dach des Zuger Depots Technikgeschichte im ehemaligen Neuheimer Zeughaus firmieren, arbeitet Lorenz Strickler ehrenamtlich. Und das sehr häufig, wie er erzählt: «Ich bin zwei- bis dreimal in der Woche hier anzutreffen.» Hinzu kommen noch verschiedene Führungen, da das ZDT streng genommen kein Museum ist. Dies, weil es keine regelmässigen Öffnungszeiten kennt. Einsicht gibt es so nur auf Abmachung oder an den Tagen der offenen Türen. Die nächste Besuchsmöglichkeit dieser Art bietet sich am 11. September von 10 bis 16 Uhr. Vielleicht lässt sich der eine oder andere davon überzeugen, bei einem der fünf Vereine, welche das ZDT ausmachen, mitzumachen. Denn Strickler macht sich nichts vor: «Wir müssen uns für junge Leute attraktiv machen.»

Das Einzige, was dem Depot noch fehlt, ist ein betagtes Flugzeug. Es würde sich dann allerdings die Frage stellen, wo dieses zu platzieren wäre. Lorenz Strickler würde bestimmt auch dafür eine Lösung finden. (Marco Morosoli)

Hinweis

In dieser Serie werden die dienstältesten Freiwilligen Zuger Organisationen vorgestellt.