«Das Theater Casino Zug soll zu einem kulturellen Hotspot werden»

Dies & Das, Theater & Tanz

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Seit Anfang August liegen die Geschicke des Theater Casino Zug in den Händen von Ute Haferburg. Nachdem die Führungsstruktur des Hauses angepasst worden ist, hat die Intendantin nun auch die Geschäftsführung inne.

  • Ute Haferburg ist seit Anfang August 2022 geschäftsführende Intendantin am Theater Casino Zug. (Bild Rita Palanikumar )
    Ute Haferburg ist seit Anfang August 2022 geschäftsführende Intendantin am Theater Casino Zug. (Bild Rita Palanikumar )

Zug – Das altehrwürdige Theater Casino ist seit über 110 Jahren das repräsentative kulturelle Aushängeschild der Stadt Zug – von aussen wie von innen. Die vergangenen zweieinhalb Jahre gestalteten sich allerdings etwas turbulent, und dies nicht allein wegen der Coronapandemie, sondern auch wegen personeller Veränderungen: Nach dem Abgang des langjährigen Intendanten Samuel Steinemann wurde im November 2019 mit Katrin Kolo eine vielversprechende Nachfolge gefunden.

Doch war die Aufbruchstimmung, die Kolo in den Betrieb der Theater- und Musikgesellschaft Zug (TMGZ) brachte, von kurzer Dauer: Im März 2021 gab die TMGZ die Trennung von Katrin Kolo bekannt. Über die genauen Gründe schwieg man sich aus, man habe einfach unterschiedliche Vorstellungen und Ziele gehabt, informierte die TMGZ bloss rudimentär.

Nach einer Interimsintendanz durch Phil Dankner als Übergangslösung wurde schliesslich mit Ute Haferburg eine neue künstlerische Leiterin für das Traditionshaus am Zugersee gefunden. Mit ihrem Antritt im August 2022 ist zugleich ein neues Führungsmodell im Theater Casino in Kraft getreten: Als geschäftsführende Intendantin hat Ute Haferburg nun auch die Gesamtleitung des Betriebs inne. Zuvor waren mit der TMGZ und der Stiftung Theater Casino Zug separate «Player» am Werk, die Fäden für die Programmation und den Betrieb des Hauses wurden so von zwei Seiten gezogen.

Ute Haferburg ist nun neu für beides als alleinige Instanz verantwortlich und steht zudem auch der Stiftung vor. Beide Trägerschaften, TMGZ und Stiftung Theater Casino Zug, versprechen sich davon eine Vereinfachung der Prozesse und eine effizientere Nutzung aller Ressourcen.

Die «Problematik» war ihr bekannt

Mit Ute Haferburg ist nun eine neue Hoffnungsträgerin mit solidem Fachhintergrund und breitem Erfahrungsschatz im Bereich Kulturbetrieb und -management zur TMGZ gestossen. Auf die schwierigen vorangegangenen Jahre angesprochen, räumt die gebürtige Deutsche ein, dass ihr die «Problematik» des Hauses in Zug bekannt gewesen sei. «Nachdem aber mit dem neuen Führungsmodell die Intendanz mit umfassender Weisungsbefugnis ausgestattet und sowohl für das Programm wie auch für den Betrieb zuständig ist, habe ich die Herausforderung angenommen.»

Ute Haferburg bringt biografisch eindeutig das notwendige Rüstzeug mit, hatte in den vergangenen zwei Jahrzehnten führende Positionen in unterschiedlichen Kulturbetrieben inne: 2002 gründete sie in Basel «Gare du Nord», den «Bahnhof für Neue Musik», und baute den Betrieb bis 2008 erfolgreich aus. Danach wirkte sie als Chefdramaturgin an der Vlaamse Opera in Antwerpen und Gent, und 2010 übernahm sie die geschäftsführende und künstlerische Direktion des Theater Chur. Im Januar 2021 wurde sie in Folge Geschäftsführerin des neu gegründeten Kulturplatzes Davos.

Eines der Ziele: Bessere Wahrnehmung

Nach dieser langjährigen fruchtbaren Episode in Graubünden sah die 60-Jährige den Zeitpunkt für einen weiteren «Tapetenwechsel» gekommen. Der Reiz an der ausgeschriebenen Stelle in Zug lag für Ute Haferburg unter anderem darin, dass die Stadt als Schweizer Wirtschaftsmetropole auch kulturell viel zu bieten hat, wie beispielsweise das sehr attraktive, am See gelegene schöne Traditionshaus Theater Casino Zug. «Aber dies wird bislang in der Schweizer Kultur- und Theaterszene kaum wahrgenommen.»

Wo sieht sie den Grund dafür? «Das Theater Casino hat noch immer viel brachliegendes Potenzial, um sich zu positionieren und über die Kantonsgrenzen hinaus zu vernetzen. Ein Weg dazu führt beispielsweise über den stärkeren Fokus auf Eigen- und Co-Produktionen mit Compagnien und anderen Theatern.» In Chur sei es ihr gelungen, so den Betrieb kontinuierlich aufzubauen, zu stärken und ihm ein Profil zu geben. Dasselbe wolle sie nun in Zug angehen. «Das Theater Casino soll regional und überregional ein beliebter kultureller Hotspot werden.»

Diesem vielversprechenden Potenzial hier steht allerdings ein Problem entgegen, mit dem gegenwärtig viele Kulturein­richtungen zu kämpfen haben: Publikumsschwund. Eine Möglichkeit, dieser Entwicklung zu begegnen – neben einer verbesserten Kommunikation nach aussen –, sei der Aufbau eines Vermittlungskonzeptes, bei dem beispielsweise die örtlichen Schulen vermehrt ins Haus geholt und generell ein junges Publikum direkt mit Spezialprogrammen angesprochen werden soll. Diesen Weg hatte bereits die Vor-Vorgängerin Katrin Kolo eingeschlagen, Ute Haferburg führt ihn nun fort. «Dafür braucht es jetzt ausgearbeitete Konzepte, Mittel und auch Personal», betont sie. Keine einfache Aufgabe also.

Identitätsstiftend für das regionale Kulturleben

Über allem steht die Kernaufgabe: die Bevölkerung abholen. Da steht sich Zug mit seiner Geografie unfreiwillig selbst im Wege und muss mehr Effort aufbringen, sich zwischen den beiden Kulturmetropolen Zürich und Luzern behaupten zu können. «Angesichts dessen ist es zentral, dass sich das Theater Casino als kulturelles Zentrum der erweiterten Region Zug profiliert und als Identitätsstifterin des regionalen Kulturlebens auftritt», so Ute Haferburg. Zug als Wirtschaftszentrum verfüge zwar über ein entsprechend breites Kulturleben, doch müsse sich als Standort diesbezüglich besser positionieren.

«Insbesondere wenn es darum geht, explizit die einheimische Bevölkerung anzusprechen, dann braucht es spezielle, zugeschnittene Projekte», führt die Intendantin aus. «Natürlich sind hierbei Qualität und eine hohe Kreativität unerlässlich, und besonders wichtig ist der regionale Bezug – aber mit einer globalen Ausrichtung.» Kurzum: Das Publikum ist also da, jetzt muss es noch angesprochen werden.

Mehr Kultur, weniger Events

Jetzt aber steht erstmal das reguläre Bühnenprogramm im Vordergrund, welches es da und dort noch zu «justieren» gelte. Da hält die Intendantin einerseits am Grundsatz «Bewährtes fortführen – Neues integrieren» fest, andererseits will sie dem Begriff «Theater» im Namen des Hauses stärker gerecht werden und vermehrt Theaterproduktionen für alle Generationen ins Programm aufnehmen. Auch die Tendenz zu «mehr Kultur – weniger Events» soll inten­siviert werden.

Es zeigt sich: Das Theater Casino Zug befindet sich im Grunde in einer sehr guten Ausgangslage, mit der neuen Führungsstruktur jetzt erst recht. Auch Ute Haferburg ist guter Dinge, dass sie hier viel wird bewirken können. Nun hat sie ihre ersten drei Monate am Theater Casino Zug hinter sich und freut sich nach wie vor über die «herzliche Aufnahme» in den beiden Trägerschaften, über das hoch motivierte Team sowie über die bislang konstruktive und kollegiale Zusammenarbeit.

«Meine Eindrücke vom Haus, von der Stadt und allgemein vom Kulturplatz Zug sind toll. Und ich freue mich, weiter einzutauchen ins Zuger Stadt- und Kantonsleben und all das, was die Menschen hier bewegt und umtreibt.» (Text von Andreas Faessler)