Von den Luzernern abgekupfert

Dies & Das

,

Eine barocke Heiligenfigur in der Rischer Pfarrkirche zeigt einen der wichtigsten Missionare der katholischen Kirche.

  • Die Figur des hl. Franz Xaver in Rischs Pfarrkirche St. Verena ist eine spiegelverkehrte Version der Figur an der Fassade der Jesuitenkirche in Luzern. (Bild Maria Schmid)
    Die Figur des hl. Franz Xaver in Rischs Pfarrkirche St. Verena ist eine spiegelverkehrte Version der Figur an der Fassade der Jesuitenkirche in Luzern. (Bild Maria Schmid)

Risch – Die Pfarrkirche St.Verena in Risch ist in ihrer heutigen barocken Form ab 1680 entstanden und allein wegen ihrer prächtigen Ausstattung sehr sehenswert. Innerhalb dieses bemerkenswerten Bilder- und Figurenreichtums wenden wir uns einer besonderen Statue zu – jener grossen Heiligenfigur in der rundbogigen Muschelnische an der rechten Chorwand. Sie zeigt Franz Xaver als ikonografisch besonders interessanten und eindeutig identifizierbaren Patron der katholischen Kirche: als Gottesmann im Priester­gewand mit Kreuz und Jakobsmuschel, einen Inder taufend.

Franz Xaver, 1506 in Spanien geboren und 1537 in Venedig zum Priester geweiht, war einer der engsten Mitbrüder seines Landsmannes Ignatius von Loyola und gehörte somit zu den späteren Gründern des Jesuitenordens. Als König Johann III. von Portugal beim Heiligen Stuhl um Missionare für die portugiesischen Kolonien auf dem indischen Subkontinent bat, wurde Franz Xaver nach seiner Ernennung zum Apostolischen Nuntius für Asien nach Indien geschickt.

In Goa und dem Gebiet um Trivandrum in Südindien wirkte er jahrelang als Missionar, verkündete den christlichen Glauben, liess die Menschen taufen und zahlreiche Bildungseinrichtungen bauen. Zuweilen war er als Pilger unterwegs. Spätere Stationen seines Missionierens und Pilgerns waren das heutige Indonesien und Japan. China sollte folgen, doch verstarb Franz Xaver im Jahr 1552 kurz vor seiner Ankunft im Reich der Mitte auf einer kleinen Insel vor der kantonesischen Küste. Seine sterblichen Überreste wurden nach Goa übertragen und in der dortigen Basílica do Bom Jesus beigesetzt. Franz Xaver gilt als einer der umsichtigsten Missionare der Kirchengeschichte. Er platzte nicht einfach in ein fremdes Gebiet ein und drängte der Bevölkerung gleich seinen Glauben auf, sondern er setzte sich vorerst intensiv mit deren Kultur und Riten auseinander, um die Menschen zu verstehen, auch lernte er jeweils ihre Sprache. Erst dann begann er mit der Mission und passte die Formen des praktizierten Christentums den Eigenheiten der vor Ort gepflogenen Bräuche an, um die Menschen von ihren Traditionen nicht ganz zu entfremden.

Die Variante eines Vorbildes

Die Figur des bärtigen Franz Xaver in der Rischer Pfarrkirche zeigt ihn also bei der Taufe eines indischen Eingeborenen in traditioneller Bekleidung. Dieser kniet zu Füssen des Heiligen, seine Hände demütig gekreuzt auf die Brust gelegt. Mit der einen Hand Richtung Himmel weisend und das Kreuz haltend hebt Franz Xaver dazu an, aus einer Jakobsmuschel – als Zeichen seines Pilgertums – Wasser auf den Kopf des Knienden zu giessen und ihm das Sakrament zu spenden.

Die Figur ist von beeindruckender Qualität – es lässt sich ein Meister aus dem Umkreis des bedeutenden Luzerner Barock-Bildhauers Michael Hartmann (1640 bis ca. 1695) annehmen. Dies nämlich scheint naheliegend, da die Franz-Xaver-Figur von Risch eine spiegelverkehrte, wenn auch etwas abweichende Variante derjenigen Figur des Heiligen ist, welche in der grossen Nische über dem Hauptportal der Jesuitenkirche in Luzern steht.

Hartmann hat diese nach Baubeginn der Kirche um ca. 1670 geschaffen. Es ist demnach davon auszugehen, dass Hartmanns Sandsteinfigur in Luzern als Vorbild für die Holzfigur in Risch diente. (Andreas Faessler)

In der Serie «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.