Diese Zwillinge sind ein perfektes Team

Kunst & Baukultur

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Die Bertolutti-Brüder gleichen sich nicht nur in ihrem Äusseren, sondern auch in ihren Arbeiten. Für eine Ausstellung sind sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt.

  • Markus (links) und Jürg Bertolutti mit einem selbst angefertigten Hai aus Glasfaserkunststoff. (Bild Dominik Hodel)
    Markus (links) und Jürg Bertolutti mit einem selbst angefertigten Hai aus Glasfaserkunststoff. (Bild Dominik Hodel)

Baar – Fingerspitzengefühl: Das ist die wohl wichtigste Fähigkeit, die Jürg und Markus Bertolutti für ihre tägliche Arbeit brauchen. Doch auch Konzentration, eine ruhige Hand, Kreativität und die Liebe zur handwerklichen Tätigkeit benötigt es für die Werke der in Baar aufgewachsenen Zwillingsbrüder. Seit rund neun Jahren sind sie selbstständig und arbeiten hauptsächlich mit Natursteinen. Zusätzlich malen sie mit Acrylfarben, gestalten Objekte mit Airbrush-Technik, modellieren Reliefbilder und konstruieren Tiere aus Glasfaserkunststoff unter anderem für diverse Museen.

Ähnlich sind sich Jürg und Markus Bertolutti (beide 50-jährig) nicht nur in ihrem Äusseren, sondern auch in ihrer Arbeits- und Ausdrucksweise, ihrem Stil, ihrem Geschmack und ihrem Kunstverständnis. Dazu kommt, dass sie fast den selben Werdegang durchgemacht haben. «Ein Zwilling kommt selten allein», heisst ein bekannter Film. Dass aber Zwillingsbrüder so viele Gemeinsamkeiten haben wie Jürg und Markus Bertolutti, ist wahrlich eine Rarität. Die beiden Künstler, die in Küssnacht am Rigi leben, sind nun für zwei Wochen zurückgekehrt zu ihren Wurzeln: Noch bis am 28. September stellen sie ihre Werke in Baar aus (siehe Hinweis).

Sprung ins kalte Wasser gewagt

Bereits als Kinder haben die beiden gerne gemalt und gebastelt. Später ist es vor allem das Handwerkliche, das sich wie ein roter Faden durch ihre berufliche Laufbahn zieht. Als Jugendlicher hat Jürg eine Lehre als Juwelenfasser in Zürich angefangen. Auch Markus zog es kurz darauf nach Zürich in dieselbe Firma, in der bereits sein Bruder arbeitete. Auch danach sind es immer die gleichen Stationen, an denen die Bertoluttis ihre vielfältigen Fähigkeiten erlernen: als Steinwerker in Zug, auf Reisen und Kundenbesuchen im Ausland und schliesslich bei einer Polyesterverarbeitungsfirma in Sihlbrugg.

Vor rund neun Jahren entschieden sich die Brüder für den Schritt in die Selbstständigkeit weil ihr Arbeitgeber Konkurs gegangen war. «Wir wagten den Sprung ins kalte Wasser», erzählt Jürg Bertolutti. Die beiden eröffneten eine eigene kleine Firma im Ägerital. Am Anfang sei es alles andere als einfach gewesen, an Aufträge zu kommen. «Es war harzig, als Zweimannbetrieb ohne grosse Bekanntheit», erinnert sich Markus Bertolutti. Aber die Zwillinge liessen sich nicht unterkriegen. Am Anfang waren es vor allem Steinwerk-Arbeiten, die sie ausführten. «Wir haben uns auch an schwierige Aufträge gewagt», sagt Markus Bertolutti. Das hat sich mit der Zeit ausgezahlt. Die Anfragen wurden vielfältiger und damit auch die Angebote. Bald durften sie Modelle für Museen herstellen, Figuren für Vergnügungsparks liefern, gar die Fassade des Lindt-&-Sprüngli-Hauptgebäudes in Kilchberg neu gestalten. Das Gestalten mit verschiedenen Materialien ist aber nicht nur zur beruflichen Passion der beiden geworden, sondern begleitet sie täglich auch als Hobby in ihrer Freizeit.

Heute können die Brüder von ihren Arbeiten gut leben. Es sei für sie beide spannend, sich mit immer neuen Materialien und immer neuen Themen auseinanderzusetzen, sagt Markus Bertolutti. «Wir lernen mit jedem Werk dazu», ergänzt er. So male er beispielsweise gerade die Region Zug während der Eiszeit. Bei der Recherche habe er sehr viel Neues erfahren.

Unter den Werken, die derzeit in der Schrinerhalle ausgestellt sind, gibt es auch solche, die die Brüder gemeinsam angefertigt haben. «Wir haben schon beide unsere Besonderheiten», erklärt Jürg Bertolutti. Er sei beispielsweise talentierter, was Berge und Reliefs betreffe, seinem Bruder hingegen würden vor allem Abbildungen des Himmels gut gelingen.

Natur- und detailgetreu

Was die Arbeiten der Bertolutti-Brüder allesamt ausmacht, ist der Bezug zur Natur: Seien es Tiere, Berge oder Landschaften, auf der Leinwand, der Kunststoffplatte oder als dreidimensionales Modell, der Anspruch der beiden ist immer, möglichst detail- und naturgetreu zu arbeiten. Bei der Arbeit kommen sie sich nur selten in die Quere, Konkurrenzdenken ist fehl am Platz: «Wir beurteilen uns gegenseitig kritisch und haben hin und wieder auch Meinungsverschiedenheiten», sagt Markus Bertolutti. Dies sei aber letztlich förderlich für die Qualität. Einig sind sich die Zwillinge vor allem in einem Punkt: «Wir haben die Herausforderung gesucht, und das ist es, was uns dahin gebracht hat, wo wir heute sind.» (Rahel Hug)

Hinweis
Die Ausstellung in der Schrinerhalle, Dorfstrasse 27, Baar, ist noch vom 24. bis 28. September geöffnet (Mittwoch bis Freitag, 14 bis 20 Uhr, Samstag, 13 bis 18 Uhr, Sonntag, 10 bis 18 Uhr).
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