Dieses Orchester liebt Pop

Musik

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Über 200 Gäste kamen zum Jahreskonzert des Akkordeon-Orchesters Risch-Rotkreuz. Ein Stück hatte eine besondere Bedeutung.

  • In der grossen Formation mit Freunden: das Akkordeon-Orchester Risch-Rotkreuz. (Bild Jan Pegoraro)
    In der grossen Formation mit Freunden: das Akkordeon-Orchester Risch-Rotkreuz. (Bild Jan Pegoraro)

Rotkreuz – «Mir fällt ein Stein vom Herzen – es war doch viel Anspannung da», sagt Dirigentin Corinne Thomann nach der Aufführung. Die anspruchsvollste Aufgabe für das Orchester sei die Bewältigung des Stücks «Sir Duke» von Stevie Wonder gewesen: «Rhythmisch sehr schwierig.» Wie bei vielen anderen Stücken springt der Funken dann aber doch über, spätestens dann, als das Publikum zum Klatschen aufgefordert wurde.

Das ist nicht überraschend, wählte das Orchester doch für sein Jahreskonzert am vergangenen Freitagabend überwiegend bekannte Popsongs aus, die man kennt. Das in stattlicher Zahl erschienene Publikum – geschätzt über 200 Gäste – sorgte im Rischer Saal Dorfmatt für Stimmung.

Bevor anfangs die Bühne freigegeben wird für das Akkordeon-Orchester Risch-Rotkreuz, dürfen zwei Jungformationen die Gäste aufwärmen: Das Ensemble Accordissimo, mit dabei zwei erst seit Sommer unterrichtete Schülerinnen, begeistert etwa mit dem einstigen Sommerhit «Danza Kuduro». Ziemlich cool mit aufgesetzten Sonnenbrillen, im traditionellen Hemd und Tracht, betritt die Schwyzerörgeli-Schülergruppe die Bühne.

Sie spielt keine Ländler, sondern ein Abba-Medley mit bekannten Melodien wie «Mamma Mia». Dann kommen die «Grossen» zum Zug: Zu den Höhepunkten des ersten Teils zählt die Nummer «Hollywood Hills» der Band Sunrise Avenue. Melancholisch und kraftvoll interpretiert das Orchester das Stück – hier rund 19 Personen stark, unterstützt von Freunden. Das Zusammenspiel gestaltet sich so nicht als weniger einfach. Beim Refrain kommt die Formation richtig zur Geltung, als es mit seinem vollen Klang mühelos und angenehm den ganzen Saal ausfüllt.

Eine erfrischende Idee vor der Pause: Mit «Instant Concert» spielt das Orchester collageartig verschiedenste Stücke kurz an. Danach kreuzt das Publikum auf einem Zettel an, welche Melodien es gehört hatte. Es stellt sich heraus, dass sich doch einige im Publikum gut mit Musikgeschichte auskennen. Die Gewinner des Rätselspiels erhielten am Schluss des Konzerts Geschenkkörbe. Wohl nicht ganz alleine füllte eine fünfköpfige Familie und ein Pärchen ihre Zettel aus, die nach vorne gerufen wurden – was für Schmunzeln sorgte…

Einem Gründungsmitglied wurde gedenkt

Das erste Stück nach der Pause, das gefühlvolle «Heaven» von Gotthard, widmet das Orchester seinem kürzlich verstorbenen Mitglied Maria Jud. Jud gründete das Orchesters 1963 mit. Danach folgen fröhlichere Stücke: Sowohl beim verliebten «She’s The One» von Karl Wallinger als auch beim feierlichen «Festival!» zeigt das Orchester, dass es auch leise kann. Letzteres Stück ist das einzige, das original für Akkordeon-Orchester geschrieben wurde. Fast nur hier hatte Schlagzeuger Roman von Muralt bei ruhigen Passagen Pausen, der das Orchester immer gekonnt und nicht zu laut begleitet.

In Stimmung ist nicht nur das Publikum: «Es tut total gut, wieder ein Jahreskonzert zu spielen», sagt Präsidentin Manuela Göggel aus Kappel am Albis. 2020 fiel es wegen Corona aus, 2021 gab es nur ein kleineres Jahreskonzert. Vielleicht kamen deshalb sogar mehr Besucherinnen und Besucher als sonst. «Wir haben viel Werbung gemacht», ergänzt Göggel.

Nebenbei sagt sie, dass sie sich jederzeit über neue Mitglieder freuen würden. Sie selber sei vor sechs Jahren dazugekommen, nachdem ihr Instrument rund 18 Jahre unberührt im Schrank stand. Besonders gefalle ihr die moderne Stückauswahl des Orchesters.

Auch Dirigentin Thomann betont: «Wir möchten am Puls der Zeit bleiben.» Sie übernahm 1997 die Leitung des Orchesters und betont: «Es ist wunderschön, hier dirigieren zu dürfen!» (Text von Fabian Gubser)