Sonntag 26. März 2023

Weltklasse Orgelimprovisator mit Stummfilm

Film & Multimedia, Musik

Röm.-kath. Pfarrkirche Unterägeri, Unterägeri

  • Datum 26.3.2023  19:30 - 21:30
  • Ort Röm.-kath. Pfarrkirche Unterägeri, Unterägeri
  • Kategorie Filmvorführung, Klavier- / Orgelmusik
  • Zielgruppe Offen für alle
  • Zutrittskonditionen Beitrag freiwillig / Kollekte

Wie kam die Orgel zum Film? Als Anfang der 1920er Jahre in den USA die Filmkunst kommerzialisiert und dem breiten Publikum zugänglich gemacht wurde und die ersten grossen Kinos gebaut wurden, entstand ein neuer Typus Orgel, der extra für die Verwendung in Kinos entwickelt wurde. Der damalige Film war stumm, und wer sich den Luxus eines Orchesters zur Begleitung der stummen Filme nicht leisten konnte, musste nach anderen Möglichkeiten suchen, um dem Publikum neben den bewegten Bildern auch gute Musik zu präsentieren: Man brauchte ein Instrument, das wie ein Orchester klang und dennoch von einer einzigen Person gespielt werden konnte: Die Kino-Orgel.

Das Drama »Nathan der Weise« von Gotthold Ephraim Lessing wurde 1783 in Berlin uraufgeführt. Es spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzuges (1189–1192) während eines Waffenstillstands in Jerusalem. Protagonist ist der jüdische Kaufmann Nathan, der für Humanität, Toleranz und Religionsfreiheit steht. Damit entspricht er dem Menschenbild der Aufklärung. Im Stück gelingt ihm die Versöhnung der drei monotheistischen Weltreligionen.

Der 1922 entstandene Stummfilm ist bis heute die einzige Verfilmung des großen Lessing-Dramas. Inszeniert wurde der Film von Manfred Noa, einem der talentiertesten jungen Regisseure der Weimarer Republik.

Nathan, ein reicher jüdischer Kaufmann, kommt von einer langen Geschäftsreise zurück. Er erfährt, dass es in seiner Abwesenheit zu einem Brand in seinem Haus gekommen sei. Ein christlicher Tempelherr habe seine Tochter Recha gerettet. Nathan hört außerdem, dass jener Ordensritter sein Leben dem Sultan verdanke. Der habe ihn als einzigen von zwanzig gefangenen Tempelherren begnadigt, weil er dem verschollenen Bruder des Sultans, Assad, ähnlich sehe.
Nathan möchte sich bei dem Tempelritter für die Rettung seiner Tochter bedanken. Er schickt Rechas Erzieherin, die Christin Daja, mit einer Einladung zu ihm. Der Tempelherr lehnt ab, da er mit Juden nicht verkehren will. Doch Nathan gibt nicht auf und fängt den Ordensritter auf der Straße ab. Dieser verhält sich Nathan gegenüber zunächst sehr abweisend, lässt sich dann aber zunehmend von seiner toleranten Art einnehmen.
Unterdessen denkt Sultan Saladin darüber nach, wie er Frieden zwischen den Christen und Muslimen schaffen könne.
Er weiß, dass seine Kassen leer sind und er seinen Gegnern nicht viel anzubieten hat, damit diese in den Frieden einwilligen. Auf der Suche nach einem Kreditgeber lässt er Nathan rufen. Dieser ist erstaunt, als der Sultan ihm plötzlich die Frage stellt, welche Religion er für die »wahre« halte. Nathan wittert eine Falle; er weiß, dass eine falsche Antwort ihn seinen Kopf kosten könnte. Deshalb greift er auf eine alte Geschichte, die Ringparabel, zurück.
In dieser Geschichte geht es um eine Familie, in deren Tradition ein besonderer Ring vom Vater an den jeweils liebsten Sohn vererbt wird. Der Träger des Rings – eine demütige Haltung vorausgesetzt – ist beliebt bei Gott und den Menschen. Ein Vater jedoch, der drei Söhne hat und alle gleichermaßen liebt, kann sich nicht entscheiden, an welchen der Söhne er den Ring vererbt. Deshalb beschließt er, von dem Ring Duplikate anzufertigen. Dann verteilt er die identischen Ringe an die Söhne. Nach dem Tod des Vaters kommt es zu einem Streit zwischen den Brüdern, welcher der echte Ring sei. Der angerufene Richter weigert sich ein Urteil zu sprechen. Er sagt vielmehr, jeder solle seinen Ring als den »wahren« ansehen, denn alle spiegeln die Liebe des Vaters wider. So sei es auch mit den Religionen.
Der Sultan ist beeindruckt von der Parabel und bietet Nathan seine Freundschaft an. Zur selben Zeit besucht der Tempelherr Nathans Haus, wo er nur Recha und Daja antrifft. Als dem jungen Mann bewusst wird, dass er sich in Recha verliebt, zieht er sich zunächst zurück.
Schließlich kann der Tempelherr seine Liebe nicht länger unterdrücken. Ungeachtet ihres unterschiedlichen Glaubens hält er um Rechas Hand an. Nathan erkundigt sich daraufhin bei einem Klosterbruder nach der Herkunft des Tempelherrn. Heimlich trifft sich in der Zwischenzeit Daja mit dem Ordensritter. Sie verrät ihm, dass Recha nicht die leibliche Tochter Nathans sei, sondern dessen Pflegetochter und zudem christlicher Herkunft.
Im Palast des Sultans kommt es zu einer Begegnung zwischen dem Tempelherrn und Nathan. Dabei stellt sich heraus, dass der Ordensritter und Recha Bruder und Schwester sind. Sultan Saladin findet dies in einem Abstammungsbuch bestätigt, das Nathan von einem Klosterbruder erhalten hat. Erstaunt stellt Saladin fest, dass es sich bei dem leiblichen Vater von Recha und dem Tempelherrn um seinen verschollenen Bruder Assad handelt.
Der christliche Ordensritter und die Pflegetochter eines jüdischen Kaufmanns sind also Neffe und Nichte eines muslimischen Sultans. Somit gehören alle drei Weltreligionen ein und derselben Familie an.

Wolfgang Seifen
1956 in Bergheim/Erft geboren. 1973-1976 Kirchenmusikstudium in Aachen. 1983-2000 Organist an der Päpstlichen Marienbasilika zu Kevelaer (Seifert-Orgel mit 128 Registern). Von 1989-1992 Leitung einer Orgelklasse für Improvisation und Liturgisches Orgelspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Von 1992-2000 in gleicher Funktion an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf. 1995 Ernennung zum Honorarprofessor an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. Seit Oktober 2000 Professor für Improvisation und Liturgisches Orgelspiel an der Universität der Künste in Berlin. 2002 Berufung in die Erzbischöfliche Kirchenmusik-Kommission Berlin durch Kardinal Sterzinski. Seit 2009 erster Vorsitz der «Konferenz der Leiter katholischer Ausbildungsstätten für Kirchenmusik in Deutschland». 2004 Berufung zum Titularorganisten an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. 2006 Auftrags-Komposition einer Missa Solemnis für Grosses Orchester, Chor und Orgel «Tu es Petrus» zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. Zahlreiche Kompositionen für Chor, Orgel und Kammermusik sowie diverse Publikationen über Orgelbau und Orgelimprovisation.
National und international gefragter Orgelsachverständiger und -gutachter. Nationale, europäische und aussereuropäische Rundfunk- und Fernsehproduktionen sowie zahlreiche CD-Einspielungen. Umfangreiche Konzerttätigkeit im gesamten europäischen Raum sowie in den USA und Japan. Mitwirkung als Juror bei zahlreichen Internationalen Wettbewerben sowie Gastdozenturen.

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