Stilistische Vielfalt mit acht Streichinstrumenten

Musik

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Das Collegium Musicum Zug spielte an seinem Konzert drei seltene Werke: je ein Oktett von Albrechtsberger, Schostakowitsch und Svendsen. Das Konzert hätte besseren Besuch verdient.

  • Das Collegium Musicum Zug interpretierte seltene Musikliteratur von Johann Georg Albrechtsberger, Dmitri Schostakowitsch und Johan Severin Svendsen. (Bilder PD / Deutsche Fotothek)
    Das Collegium Musicum Zug interpretierte seltene Musikliteratur von Johann Georg Albrechtsberger, Dmitri Schostakowitsch und Johan Severin Svendsen. (Bilder PD / Deutsche Fotothek)

Zug – Durch das ganze Programm in der reformierten Kirche Zug spielten vier Violinen – Albor Rosenfeld, Izabela Iwanowvska, Lenka Buonaventurova und Susanna Meierhans Suter –, zwei Violen – Mariateresa Pagano und José Luis Rubio – sowie die beiden Cellistinnen Anne-Christine Vandewalle und Maura Rickenbach. Es war wohl schwierig, für die unveränderte Besetzung Literatur zu finden, welche des eigene musikalische Können angemessen zur Geltung bringt und gleichzeitig beim Publikum gut ankommt.

Drei Werke aus drei verschiedenen Stilepochen veranschaulichten deutlich, wie die Komponisten sich sehr unterschiedlich der zwischen Kammermusik und Kleinorchester liegenden Besetzung annäherten. Alle acht Mitwirkenden verfügten problemlos über die notwendigen musikalischen und spieltechnischen Voraussetzungen für den teilweise sehr anspruchsvollen Notentext. Alle kannten sich auch schon vom gemeinsamen Musizieren, oft von früheren Auftritten unter der Leitung von Albor Rosenfeld. Trotz kurzer gemeinsamer Probezeit entstand so ein ausgewogener in sich geschlossen wirkender Klangkörper.

Drei Komponisten, drei Eigenheiten

Der vor allem als Organist und Musiktheoretiker bekannt gebliebene Johann Georg Albrechtsberger (1736-1809) stand noch teilweise in der Barocktradition, von welcher er die Doppelchörigkeit aus zwei alternierenden Vierergruppen übernahm. Nach einem abgerundeten, fast orchestral wirkenden Adagio folgte die Fuge in recht eigenartiger Form. Der Komponist fand nicht die vollkommene Form seines grossen Vorbildes Johann Sebastian Bach. Schon kurz nach den ersten Einsätzen pausierten die gleichen Stimmen bald wieder; in der vollen Achtstimmigkeit war die gemeinte Fugen-Struktur nur noch andeutungsweise zu hören.

Bei Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) sind die beiden Oktett-Sätze des damals 18-jährigen leider das Einzige, was er für diese Besetzung überhaupt geschrieben hat. Schon mit den ersten Akkorden imponierte ein enges Wechselspiel zwischen Orchester-artigen Einsätzen und durchsichtigem Kammermusik-Ton. Die Tonalität wurde oft recht grosszügig erweitert, viel stärker als bei manchen späteren Werken, als der Komponist durch politischen Druck zum so genannten «sozialistischen Realismus» verpflichtet werden sollte. Anspruchsvoll glänzte im zweiten Satz die oft extreme Höhe, welche sogar von den Celli teilweise nachvollzogen wurde. Selbst bei diesen Extremverhältnissen verstand es Albor Rosenfeld, immer angemessen zu führen.

Nach kurzer Pause erklang als umfangreichstes Werk nochmals ein frühes Unikat, nämlich das einzige Streichoktett des Norwegers Johan Severin Svendsen (1840-1911). Der neben Edvard Grieg wohl bedeutendste Komponist in Norwegens 19. Jahrhundert liess in seinem Opus 3 oft die Erststimmen von Violine, Viola und Violoncello dominieren, sodass die andern fünf Mitwirkenden eine Art Begleitorchester bildeten.

Daneben folgten aber auch viele ausgleichende Teile mit voll kammermusikalischer Wirkung. Schon die insgesamt sehr beschwingte Tempowahl forderte über die ganze Spieldauer vollste Konzentration. Die etwas hallige Akustik des grossen Raumes erschwerte zudem das Herausarbeiten scharfer dynamischer Kontraste. Im tonal viel konventionellerem Werk von Svendsen erleichterte der Raum aber den Nachvollzug der grossräumigen musikalischen Strukturen.

Die vorausgesagten starken Regenfälle ausgerechnet für den Konzertabschluss schmälerten wohl den Besuch. Trotz möglichst kräftigem Schlussapplaus verzichteten die Mitwirkenden auf eine Zugabe. (Text von Jürg Röthlisberger)