Neue Blicke auf vertraute Landschaften

Kunst & Baukultur

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Nach der Pensionierung ist er zur Kunst gekommen: Der Hagendorner Maler Urs Gasser stellt im Chamer Gemeindehaus Mandelhof erstmals seine farbintensiven Landschaftsgemälde aus.

  • «Wie gesehen»: Urs Gassers Landschaften sind ein Abbild der Realität. Bild: zvg
    «Wie gesehen»: Urs Gassers Landschaften sind ein Abbild der Realität. Bild: zvg

Zug – «Ich bin ein junger Maler im Seniorenalter», sagt Urs Gasser und lacht. Schon immer hat ihn die Kunst interessiert, jetzt nach der Pensionierung hilft sie ihm abzuschalten. Dass er sich erst seit wenigen Jahren intensiv mit Malerei beschäftigt, hat mit einem Zufall zu tun: Als er einem Sängerkollegen aus der Nachbarschaft im Winter 2023 ein Foto von dessen verschneitem Hof in Lindencham zeigte, wollte der, dass ich ihm das Sujet male. Darum sagt der 77-Jährige: «Also Paul ist ‹schuld›, dass ich nun male und ausstelle.»

Das Bild, auf dem der Hof und die Lage genau erkennbar sind, hat er in seinem zum Atelier umfunktionierten Keller ausgeführt. Dieses und rund zwei Dutzend andere farbenfreudige Exponate präsentiert Urs Gasser an seiner ersten Ausstellung mit dem Titel «Seltene Ansichten» im Chamer Mandelhof.

Momentaufnahmen mit Licht und Farbe

Es sind seine Eindrücke von den Stimmungen in der Natur, sie sind je nach Tageszeit anders und wecken jeweils seine Emotionen. Darum misst er dem Licht grosse Bedeutung bei. Die Motive zeigen Ansichten aus dem Ennetsee und von Zuger- und Vierwaldstättersee, umrahmt von einer grandiosen Bergwelt, von verschiedenen Standorten aus, bekannten und unbekannten – seltenen eben. Es sind Momentaufnahmen in Kombination mit Licht und Farben, wobei auch eindrückliche Wolkenformationen zur Kulisse gehören. Hier und auf den in naturalistischer Manier gemalten Werken aus dem Ennetsee-Raum, wird so mancher ein Aha-Erlebnis haben. Daneben gibt es farbenprächtige Bilder vom Indian Summer und aus Südeuropa, die auf den Reisen des Paares entstanden sind.

Besonders interessant sind die bunten floralen Motive aus dem Engadin, weil damit eine Trilogie verbunden ist aus Bild, Gedicht und Ton. Das Gedicht aus «Poesias Adina puspei» von Gion Battesta Spescha ist von Ueli Lüthi aus Borgonovo vertont worden, das Musikstück wird an der Vernissage erstmals uraufgeführt.

Von Acryl- hin zu Ölfarben

Urs Gasser ist viel in der Natur unterwegs. Er sagt: «Was meinem Auge gefällt, halte ich mit dem iphone fest, und das selektierte Momentum inspiriert mich zu malen.» Daheim setzt er das Foto nicht eins zu eins mit Farben auf Leinwand um, sondern er wählt oft Ausschnitte oder spezielle Winkel und unterschiedliche Formate. Nach einer Skizze mit Kohle trägt er die Farben auf. «Denn es ist nicht einfach, das ausgewählte Sujet vom Foto in einem grösseren Verhältnis umzusetzen.» Im Moment malt er mit Acryl, doch sein Ziel ist es, später mit Ölfarben zu arbeiten. Darum besucht er seit einiger Zeit die Schweizer Malschule. Wichtig ist Urs Gasser zudem, dass er bewusst einen realistischen Stil bevorzugt. «Ich male, was ich sehe, sodass der Betrachter die Werke verstehen kann. Die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit ist nicht altmodisch, sondern überaus zeitgemäss und vielseitig.»

Neben der Familie pflegt der aus Altdorf gebürtige Urs Gasser viele Hobbys. Dazu gehörte früher auch ein breites kulturelles Engagement: Er war Mitgründer des Chäslager Stans und engagierte sich in verschiedenen Theatergruppen. Die Hagendorner kennen ihn auch als langjähriges Mitglied des Männerchores, er ist dort heute Ehrenpräsident. Urs Gasser war Initiant der Gesangsfeste in Rotkreuz, Ägeri, Altdorf und Stans, Initiant des 1. Zentralschweizer Kinder- und Jugendgesangfestes Ägeri, im Zentralvorstand der Schweizerischen Chorvereinigung und ist Stiftungsrat der Alberik Zwyssig Stiftung in Bauen. Nun hat Urs Gasser in seinem Leben ein weiteres, farbenreiches Kapitel aufgeschlagen, das ihm Freude bereitet. (Text: Monika Wegmann)