Zwischen Realität und Märchenwelt

Theater & Tanz

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Unter neuer Leitung präsentiert der Theaterclub der Kantonsschule das Stück «Toto der Hund». Es entstand durch viel Improvisation.

  • Im Märchenland von Oz warten seltsame Figuren auf die Protagonisten. (Bild Werner Schelbert)
    Im Märchenland von Oz warten seltsame Figuren auf die Protagonisten. (Bild Werner Schelbert)

Menzingen – Die 15 Schauspielerinnen und Schauspieler vom Theaterclub der Kantonsschule Menzingen (KSM) präsentieren dieses Jahr eine abwechslungsreiche Eigenproduktion mit Choreografie, Musik und Liveprojektionen. «Toto der Hund» bewegt sich zwischen Realität und Märchenwelt, zwischen Migrationspolitik und der Identitätssuche von Jugendlichen. Das Stück wird am 18. und 19. März, jeweils um 19.45 Uhr, im Zentrum Schützenmatt aufgeführt.

Ein neuer Regisseur

Die diesjährige Produktion wird zum ersten Mal von Matthias Werder geleitet. Er kannte den langjährigen Regisseur Stephan Hegglin-Besmer und kam so dazu, die jungen Schauspieler zu unterstützen. «Die Schulleitung war auch dafür, dass ein Kulturwechsel stattfindet. Man wollte das Bewegungstheater mit einbringen und war sehr offen für Experimentelles», erklärt der Regisseur.

Die Auswahl des Stücks entschied er nicht selbst. Er brachte einige Vorschläge und fragte auch die Schüler nach Ideen. Bernadette Müller, die im Stück die böse Nachbarin und die Hexe spielt, brachte dann die Idee «The Wizard of Oz» ein. «Ich sah die Umsetzung der vorgeschlagenen Stücke nicht und dachte mir, die Geschichte von ‹The Wizard of Oz› wäre ähnlich und leichter umzusetzen.»

Ab wann ist jemand integriert?

Auf die Frage, warum Toto und nicht die eigentliche Protagonistin Dorothy im Vordergrund steht, erwidert der Regisseur, man habe versucht, der Geschichte einen aktuelleren Bezug zu geben. «In der Originalgeschichte wird Toto Dorothy weggenommen, und deshalb beschliesst sie, mit ihm durchzubrennen», erklärt Werder. Die Schauspieler versuchten herauszufinden, wie man darstellen kann, wenn einem heutzutage eine Person weggenommen wird. Um dieser Problematik einen aktuellen Bezug zu geben, wird Toto im Stück also zu einer Person. Er und seine Familie sind Sans-Papiers. Ihr Aufenthaltsstatus ist illegal, doch sie sind schon seit zwölf Jahren in der Schweiz und gut integriert. Es stellen sich also die Fragen: Ab wann ist jemand integriert und ab wann ist es legitim, jemanden auszuschaffen?

Obwohl Choreografie und Musik in das Stück einfliessen, handelt es sich nicht um ein Musical. Die Geschichte des Originals ist immer noch zu erkennen. Sie ist jedoch etwas verkürzt und auf die Hauptstränge reduziert worden. «Wir haben uns gefragt, ob es in Kansas oder in Menzingen spielen soll, und haben gedacht, es ist um einiges interessanter, wenn man es zu unserer Geschichte macht», sagt Werder.

Ein Teil der Dialoge stammt aus dem Buch, doch das meiste entstand durch Improvisationstheater. «Unser Regisseur schrieb die Dinge auf, die er gut fand, und ergänzte sie», erklärt Bernadette Müller. Die Schülerin ist bereits das vierte Jahr beim Theaterclub dabei und findet es spannend, auch eine andere Seite des Theaters kennen zu lernen. «Früher haben wir jeweils klassische Stücke gespielt mit einem bestehenden Skript. So wie dieses Jahr ist es anders und abwechslungsreich.»

Auch Amy Jeffries, eine Schülerin, die dieses Jahr zum ersten Mal für den Theaterclub auf der Bühne steht, sagt: «Zu Beginn haben wir viel Improvisation gemacht, und so hat sich das Stück dann entwickelt. Auch jetzt werden noch Änderungen gemacht, wenn etwas im Zusammenhang weniger Sinn ergibt.»

Die Schwierigkeiten des Stücks sieht Matthias Werder vor allem in den vielen Ortswechseln zwischen Menzingen und der Märchenwelt. Dieses Problem wird mit Videoprojektionen gelöst. Was die verschiedenen Orte weiter differenzierbar macht, ist der Umstand, dass in der normalen Welt Schweizerdeutsch und in der Märchenwelt Hochdeutsch gesprochen wird.

Wohlfühlen ist wichtig

Mit dem Improvisationstheater wurde bereits im Sommer begonnen. Dadurch lernten die Schüler, welche Rollen es überhaupt gibt. Die erste «Raw Script»-Fassung stand dann nach den Weihnachtsferien, und die Schüler konnten wählen, welchen Part sie gerne spielen möchten. Zur definitiven Rollenverteilung kam es durch Vorschläge und Diskussionen in der Gruppe. Dem Regisseur lag es dabei am Herzen, dass sich jeder, der unzufrieden ist, melden kann, und die Rolle angepasst wird. «Mir ist am wichtigsten, dass die Schauspieler sich am Schluss in der Szene wohlfühlen», erwähnt Werder.

Die Probesituation sei jedoch nicht sehr optimal, da aufgrund der Bauarbeiten das Stück im Zentrum Schützenmatt aufgeführt werden muss und dieser Saal oftmals besetzt ist. Deshalb finden manche Proben im Saal Maria von Berg statt.

«Ich denke, das Stück kommt vor allem bei den Schülern gut an, da es einfacher zu verstehen ist und viele die Geschichte bereits kennen», sagt Bernadette Müller. Ob das Stück ein Happy End hat, ist noch nicht klar, da die Schlussszene noch nicht festgelegt wurde. Man kann also gespannt sein auf die Produktion. (Daniela Moser)