Er schafft mit seiner Kunst fantasievolle Miniaturwelten

Kunst & Baukultur

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In der Galerie Bolwijerkanal zeigt der Künstler Andreas Tschappu eine Auswahl seiner «Kistchen» und Bilder mit zahlreichen Impressionen von den Reisen.

  • Andreas Tschappu lässt sich in seinem Schaffen vom Leben beeinflussen. (Bild Maria Schmid)
    Andreas Tschappu lässt sich in seinem Schaffen vom Leben beeinflussen. (Bild Maria Schmid)

Zug – In der Stadt Zug kennen viele Andreas Tschappu, denn er ist hier aufgewachsen und an vielen Themen sehr interessiert. So verwundert es nicht, dass die Vernissage seiner Ausstellung in der Galerie Bolwijerkanal in der Altstadt am letzten Freitag gut besucht war. Und die schmalen Räume bilden einen idealen Rahmen für die von Andreas Tschappu liebevoll geschaffenen Miniaturhäuschen und kleinformatigen Bilder.

Der Titel der Ausstellung «Landschaften – Bahnen – Bars & schöne Frauen» umreisst die Themenschwerpunkte, denen sich der 64-jährige Zuger widmet. Doch wie fantasievoll Andreas Tschappu dies handwerklich und malerisch umsetzt, das löst bei den Besuchern Staunen aus. So gibt das Innere der kleinen oder grösseren Zigarrenkisten einen Blick in farbenfrohe, heitere Lebenswelten. Die Räume sind mit Collagen, Malereien und mit Kleinstmöbeln ausgestattet. In einzelnen Kistchen hat er Stockwerke integriert und deren Wände mit Fotos von schönen Frauen oder Musikern dekoriert. Und in vielen Häuschen tauchen Klaviere auf – oft nur wenige Millimeter gross «gelaubsägelet», denn Andreas Tschappu spielt selber Klavier und liebt die Musik. In diese Arbeiten konnte er sich vertiefen, Träume ausleben und einen Ausgleich finden, denn, wie er erzählt, sei der Alltag für ihn nicht immer einfach gewesen.

Die Kistchen begleiten ihn

So sind im Laufe der Zeit viele dieser kleinen Welten entstanden, in denen er Erfahrungen und Erlebnisse seiner vielen Reisen – er ist oft und gerne unterwegs – auf individuelle Art festhält: Da ist als Beispiel das Chamer Duggeliquartier oder der Kulturraum im Restaurant Kreuz in Cham ebenso zu finden wie der Blick auf «Damaris Gutierrez, Lausanne». «Schon vor 50 Jahren habe ich die ersten Häuschen aus Karton gebastelt, später kam das Sperrholz dazu. Zeitweise gab es Platzprobleme», erzählt der Künstler heiter. Seine Schwägerin Astrid Tschappu aus Chur weiss, dass so unzählige Kistchen entstanden sind. «In der Woche sind oft zwei bis drei entstanden, die er verschenkt oder manchmal auf Weihnachtsmärkten oder an der Chilbi verkauft hat», sagt sie. Und da viele Bilder von Andreas Tschappu aus der Erinnerung geschaffen würden, käme ihm sein phänomenales Gedächtnis zugute: «Ob von der Familie, von Unwettern oder besonderen Anlässen, er kann genau sagen, wann was war.» Andreas Tschappu lebt seine Passion mit den «Kistchen» schon seit der Jugend aus. Wenn er keine Zigarrenkiste zur Verfügung hatte, bastelte er sich mit Laubsäge und Holz eine selber. In Zug sind Andreas Tschappu und seine Kistchen längst ein Begriff, und so erhält er immer wieder leere Zigarrenkisten geschenkt.

Die Malerei wird gefördert

In der Ausstellung ist zudem eine Auswahl seiner farbenfrohen Bilder in Gouache zu sehen, auf denen er von zahlreichen Reisen berichtet: vom Besuch eines Weinkellers in Genf, vom Tunnel­ausgang in Pollegio oder einem Ballontreffen auf dem Sattel. Jedes Motiv vermerkt den Entstehungsort und das Datum. «Hier habe ich in Lausanne ein Restaurant besucht, das wurde nachher sehr teuer», erzählt Andreas Tschappu schmunzelnd und ergänzt, dass er nicht vor Ort, sondern die Motive daheim malt – aus seiner Erinnerung: «Manchmal entdecke ich auch ein Thema in der Zeitung, das mich anregt.»

Wie Andreas Tschappu weiter erzählt, hat er früher schon gezeichnet, doch erst seit einigen Jahren widmet er sich der Malerei intensiver. Eine wichtige Rolle spielt hierbei Kubeis, die Kunstwerkstatt an der Lorze, wo sein Talent seit 2012 weiter gefördert wird.

An der Vernissage vom vergangenen Freitag sagte die künstlerische Leiterin der Werkstatt, Barbara Bachmann: «In den kleinen geschaffenen Welten und den Bildern wird deutlich, wie sehr Andreas Tschappu das Leben an sich und letztlich auch das Musische liebt.» Er zeige, was das Wesentliche für ihn sei, wovon er sich habe berühren lassen. «Ihm komme es nicht auf Perfektion an, sondern auf das, was er erlebt und empfunden hat. Er ist auf der Reise – mitten im Leben.» (Monika Wegmann)

 

Hinweis
Die Ausstellung «Bahnen – Landschaften – Bars & schöne Frauen» von Andreas Tschappu ist bis 17. Dezember in der Galerie Bolwijerkanal 23, Dorfstr. 23 in Zug, zu sehen. Die Öffnungszeiten: Do/Fr, 16 bis 19 Uhr, Sa, 13 bis 16 Uhr.