Hier gerät der Atem ins Stocken
Theater & Tanz
Das Broadway-Variété ist im Frachthafen gestrandet. Zur Freude des Publikums, das in den Genuss eines grandiosen Spektakels kommt.
Zug – Als Stückgut, Warengut oder Siloware deklariert, sitzt das Publikum im Broadway-Variété Spiel- und Verzehrtheater, das bis zum 27. Juni im Zuger Jachthafen gastiert. Unter dem Motto «Le Frachthafen» bieten die Akteure von Beginn weg alles, was das Herz eines Varieté-Liebhabers zu erfreuen vermag. Witzige Wortspiele, mal poetisch verträumte, mal feurig-heisse Musikeinlagen und halsbrecherische akrobatische Einlagen lösen sich in bunter Reihenfolge ab. Da ist die Riesenschildkröte Paul, die das Publikum mit nicht ganz ernst gemeinten und doch sehr tiefsinnigen Worten unterhält. Vor einem Kopfsalat sinnierend, schaut die Schildkröte verstohlen in die Runde, wo von der Küchenbrigade schmackhaft vorbereitete Speisen verzehrt werden. Die Komikerin Marlis Brüggemann treibt als Schwester Gwendolin mit einer täuschend echt wirkenden, abgetrennten Hand ihr witziges Unwesen. Lang anhaltende Lachsalven löst sie aus, als sie sich aus einer vor Hitze dampfenden Plastikhülle befreit und einen umwerfend komischen Striptease hinlegt. Und dann setzt Schwester Gwendolin noch einen obendrauf, als sie eine Liebesnacht mit Jonny besingt, der sich bei ihr danach nie mehr gemeldet hat. Das ist nachvollziehbar, zumal Gwendolin mit unschuldiger Miene und Tränen in den Augen erzählt, dass die abgetrennte Hand das Einzige ist, was ihr von Jonny geblieben ist.
Halsbrecherische Akrobatik
Das Publikum hält den Atem an, als Criselly mit weit mehr als einem halben Dutzend Ringen und anderen Gegenständen zu jonglieren beginnt. Mucksmäuschenstill ist es im «Le Frachthafen», als Laura Tikka auf einem lose gespannten Seil balanciert und mit waghalsigen Einlagen glänzt. Wenig später vollführt Laura Tikka auf einem mitten im Rund stehenden Tisch hoch über den Köpfen des staunenden Publikums – waghalsige akrobatische Kunststücke, die jegliche physikalischen Thesen und Gesetze ad absurdum führen. Direktionsmitglied Luca Botta, der zusammen mit Raphael Diener und Max Läubli Regie führt und mit tollen Wortspielen glänzt, darf nach der Aufführung berechtigte Gratulationen entgegennehmen. Den Besuchern des Broadway-Variétés wird alles geboten, was die Kleinkunst zu bieten hat.
Treue Besucher
Das sehen auch die Zuger Fachfrau Gesundheit, die 21-jährige Melanie Stucki, und ihre Mutter Lilo Stucki so. Die Tochter sagt: «Seit meinem zweiten Lebensjahr habe ich kein einziges Programm des Broadway-Variétés verpasst. Das breite Spektrum bester Unterhaltung fasziniert mich immer wieder aufs Neue.» Die diesjährige Aufführung gefalle ihr ganz besonders. «Ich habe unglaublich viel gelacht und mich prächtig amüsiert.» Lilo Stucki erzählt, dass sie im Gründungsjahr des Broadway-Variétés in der Organisation tätig gewesen sei. «Seither hat sich in mir ein Freude spendendes Virus festgesetzt, das immer wieder ausbricht, wenn das Broadway-Variété in Zug gastiert. Und dass Schwester Gwendolin nach einigen Unterbrüchen wieder mit auf der Tour sei, ist sozusagen das Sahnehäubchen auf der ohnehin schon grossartigen Show.» (Martin Mühlebach)
HinweisDas Broadway-Variété gastiert noch bis Samstag, 27. Juni, in Zug beim Jachthafen. Weitere Informationen sowie Reservation unter www.broadway-variete.ch