Die alte und die moderne Korporation Unterägeri
Dies & Das
Die heutige Korporation wurde am 13. Mai 1849 gegründet. Ihr eigentliches Alter ist aber viel höher.
Unterägeri – Die historischen Wurzeln der Korporation Unterägeri reichen bis ins Spätmittelalter zurück. Ein Gründungsdatum kann nicht genannt werden, da ihre Vorläuferin, die «untere Gmeind», wie viele andere Korporationen nicht gegründet wurde, sondern sich allmählich entwickelt hat, um die Nutzung des gemeinsam bewirtschafteten Landes, der Allmenden, zu regeln.
Über die Entstehung der Korporationen gibt es bloss Vermutungen. Ziemlich sicher ist, dass die alte Vorstellung der alemannischen Sippschaften, die alles Land zuerst gemeinsam nutzten, ehe es teilweise in individuelle Nutzung überging, falsch ist. Der Prozess verlief eher umgekehrt: Am Anfang stand die Einzelnutzung, während die Allmenden erst im Laufe der hochmittelalterlichen Wachstumsphase besser erfasst, genutzt und abgegrenzt wurden.
Das Ägerer Hofrecht
Ein erster Hinweis auf die Existenz einer Unterägerer Allmendgenossenschaft gibt das auf 1407 datierte, aber wohl erst später entstandene sogenannte Ägerer Hofrecht, eine Zusammenstellung der gegenseitigen Rechte und Pflichten von Herrschaft und Bauern. Dieses Dokument erwähnt mehrmals die Leute von «Wil», womit das bis ins 18. Jahrhundert oft Wilen oder Wilägeri genannte Unterägeri gemeint ist. Ein Absatz nennt ausdrücklich «die von Wil (...) mit ir allmeind», was auf das Bestehen einer Vorform der Korporation Unterägeri deutet.
Wie die Nutzung dieser Allmend und die Allmendgenossen organisiert waren, ist nicht bekannt. Anzunehmen ist aber, dass es seit dem 15. Jahrhundert innerhalb der das ganze Ägerital umfassenden Gemeinde Ägeri zwei Allmendgenossenschaften gab, im unteren Talbereich die «untere Gmeind», wie sie später genannt wurde, und die «obere Gmeind» im oberen Tal. Diese beiden Körperschaften bildeten die Kerne der seit 1798 bestehenden politischen Gemeinden Unterägeri und Oberägeri.
Unspektakuläre Gründung
Die Gründung der modernen Korporation Unterägeri war unspektakulär. In der Gemeindeversammlung vom 13. Mai 1849 verlangte ein Bürger «eine strenge Ausscheidung des politischen Haushaltes vom Corporationsgut». Nach einer längeren Diskussion erachtete die Mehrheit «die Trennung in Bezug auf die Fremden und politischen Bürger als nothwendig» und wählte sogleich einen Korporationsrat heute würde eine solche Aufteilung der Gemeinde Jahre dauern.
Der Entscheid der Unterägerer spiegelt eine tiefgreifende Veränderung. Bis ins 19. Jahrhundert war das Ägerital eine Welt für sich. Fremde wurden, soweit sie sich überhaupt niederlassen durften, allenfalls auf Zeit geduldet. Fast die ganze Unterägerer Bevölkerung besass das Gemeindebürgerrecht. Politische Gemeinde und Korporationsgemeinde waren eins, der Gemeinderat verwaltete auch die Korporationsgüter, und die Bürger entschieden sowohl über politische Geschäfte als auch über die Allmendnutzung.
Mit der Durchsetzung der Niederlassungsfreiheit und der durch die Unterägerer Spinnereien seit 1836 bewirkten Zuwanderung veränderte sich die Bevölkerungsstruktur rasch. 1850 war schon jeder vierte Einwohner ein Fremder. Politische Gemeinde und Korporation deckten sich nicht mehr. Deshalb forderte die neue Kantonsverfassung von 1848, dass überall die Korporationen von der politischen Gemeinde zu trennen seien. Der 13. Mai 1849 kann daher als Gründungsdatum der Korporation Unterägeri gelten. (Renato Morosoli)
In den Räumlichkeiten der Korporation Unterägeri an der Zugerbergstrasse 32 findet bis Ende September die Ausstellung «Prägend seit Jahrhunderten» statt. Das Ziel der Ausstellung ist es, einem breiten Publikum die Geschichte und die heutige Bedeutung der Korporation näherzubringen. In einer sechsteiligen Artikelserie nimmt unsere Zeitung Themen rund um die Korporation und ihre Geschichte auf. Die Korporation realisiert die Artikel gemeinsam mit dem Zuger Historiker Renato Morosoli und Projektleiter Michael Felber.Lesen Sie in der nächsten Folge, was das Wasser der Korporation mit der Pfarrkirche in Unterägeri zu tun hat.