Gruddas kurlige Fabelwelt

Dies & Das

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Eine monumentale Katze, Schäfchen und weiteres Getier aus Bronze bevölkern den Hof einer Zuger Wohnsiedlung.

  • Die fast vier Meter grosse «Blau Miau» dominiert den Innenhof. (Bild Stefan Kaiser)
    Die fast vier Meter grosse «Blau Miau» dominiert den Innenhof. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Das äusserste Siedlungsgeviert an der Eichwaldstrasse in der Zuger Herti birgt in seinem Hof eine im Kanton wohl einzigartige Kunst-am-Bau-Installation. Wie eine kleine Märchen- und Fabelwelt gruppieren sich rund um das Brunnenbecken bis an den Rand des Innenhofes kleinere und grössere Skulpturen und Objekte. Sie sind allesamt aus bemalter Bronze und in ihrer Art so kurios und vielseitig, dass es einer längeren Verweildauer bedarf, sie alle zu betrachten, ja, sie überhaupt zu entdecken.

Trotz der vielfältigen Klein- wie auch Grossteiligkeit lässt sich dieser kurlige Figurenaufmarsch als einheitliches Kunstwerk betrachten. Es trägt den passenden Titel «Mikrokosmos» und stammt aus der Hand Carin Gruddas. Dass die italienischstämmige Deutsche für die künstlerische Gestaltung des Hofes im 2011 erbauten Gebäudeensemble ausgewählt worden ist, war einem Zufall zu verdanken. Demnach ist der Bauherrschaft an einer Skulpturenausstellung in Bad Ragaz, wo Carin Grudda (*1953) mit ihrer Kunst vertreten war, eine ihrer Arbeiten ins Auge gefallen. Von dieser ausgehend, hat Grudda den Auftrag erhalten, ein Kunst-am-Bau-Konzept zu erarbeiten.

Blau Miau, Lalalu und Co.

Zu Gruddas grössten und bekanntesten Werken gehört «Blau Miau», eine knapp vier Meter hohe und 1,3 Tonnen schwere stilisierte Katzenfigur mit langem schlanken Körper, langen Beinen und Klumpfüssen. So eine «Blau Miau» gehört auch zu ihrem Werk in der Herti, die grelle Megakatze ist im Hof der Blickfang schlechthin. Erst in zweiter Linie fallen die zahlreichen weiteren, viel kleineren bis zuweilen minihaften Figuren und Objekte mit eigenständigen Namen aus ihrem breiten Repertoire ins Blickfeld: Auf dem Rand des einen Brunnenbeckens steht eine «Tänzerin» mit Blume und Herz in den Händen, im Becken drin schwimmt ein «Königsfisch», begleitet von zwei weiteren Fischen. Alle drei dienen als Wasserspeier.

Neben dem Bassin stehen das Zottelschaf «Lalalu» sowie die beiden Lämmchen «Maxi» und «Mauro» und scheinen das Treiben neugierig zu beobachten. Etwas abseits davon stehen der Hund «Fou» und sein kleiner Artgenosse auf Rollen. Kleinteilig wird’s im Bereich der beiden Brunnenbecken. Neben dem picassoartigen «Rennhühn» findet man eine Pfahlreihe sowie mehrere kleinere Figürchen wie Schneckchen, Mäuschen und allerhand Wunderliches. Eine Art Falltür mit halbrelifierten Tierfigürchen dient als Brücke. An einem hochrechteckigen Brunnenelement ist eine Bronzetür eingelassen. Zwei Hände sind am unteren Rand der Tür sichtbar – als würde jemand sie von innen zu öffnen versuchen. Auf der anderen Seite symbolisieren vier unterschiedlich farbige Bronzeplatten die vier Elemente.

Carin Grudda hat hier in der Herti einen sprichwörtlichen Mikrokosmos geschaffen, welcher sich an einer fantastischen, surrealen Wunderwelt orientiert. Die abstrahierten, originellen Figuren und Objekte mit ihren weichen Formen sollen insbesondere die Kinder ansprechen. So steht auf einer Bronzetafel am Brunnen geschrieben: «Für die Kinder von Zug». Hergestellt worden sind die Skulpturen in der Kunstgiesserei von Pietro Caporrella in Italien. (Andreas Faessler)

Hinweis
In der Serie «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.