Von der Wissenschaft zur Praxis

Musik

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Seit Anfang Juni ist der 30-jährige Lion Gallusser neuer Intendant der Zuger Sinfonietta. Seine persönlichen Interessen sind mit der «DNA» des Orchesters kompatibel.

  • Lion Gallusser (30) leitet seit Juni 2021 die Zuger Sinfonietta. (Bild Matthias Jurt)
    Lion Gallusser (30) leitet seit Juni 2021 die Zuger Sinfonietta. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Acht Jahre lang hat Simon Müller die 1998 gegründete Zuger Sinfonietta intendiert, die sich mit Fug und Recht zu den führenden Profi-Orchestern der Zentralschweiz zählen darf. Nachdem Müller als Intendant zur argovia philharmonic gewechselt hatte, konnte mit dem 30-jährigen Lion Gallusser eine vielversprechende Nachfolge gefunden werden. Seit 1. Juni führt er das namhafte Zuger Orchester, welches seit 2016 den Lorzensaal in Cham seine Heimspielstätte nennt.

Wie es in der eher kleinräumigen Schweizer Kulturszene nicht unüblich ist, ist Gallusser über den persönlichen Kontakt mit Simon Müller auf die Vakanz aufmerksam geworden, hatten sich die beiden doch bereits an der Universität kennen gelernt. «Für mich war das die Chance», sagt Gallusser, der als Dramaturg bei der Tonhalle-Gesellschaft Zürich, als Projektmanager und Dramaturg für das neue Swiss Orchestra sowie als administrativer Leiter für das Musik-Collegium Schaffhausen bereits einschlägige Erfahrungen hat sammeln können. «Der hauptberufliche Einstieg bei der Sinfonietta bedeutet für mich nun endgültig den Schritt von der Wissenschaft zur Praxis», sagt der im nahen Affoltern am Albis aufgewachsene Gallusser. Allein durch die kurze räumliche Distanz zu seinem Heimatdorf ist ihm die Zuger Sinfonietta alles andere als fremd respektive neu. In der vergangenen Saison ist er wiederholt als Referent bei den Konzerteinführungen in Erscheinung getreten, hat verschiedene Programmtexte für das Orchester geschrieben und steht der Formation auch auf emotionaler Ebene nah, wie er sagt.

Lokales hörbar machen

Der heute in der Stadt Zürich wohnhafte Lion Gallusser hat historische Musikwissenschaft studiert und mit einer Doktorarbeit über die französische Barockoper als Schwerpunkt abgeschlossen. Einen Masterabschluss hat er auch in Romanistik mit Hauptfach Französisch. Seine Interessen am Operngenre sowie an der Sinfonie will er jedenfalls mit einfliessen lassen bei der Programmgestaltung für die Sinfonietta, dabei jedoch die bisher sich bewährt habende «Schiene» nicht verlassen. «Vielleicht da und dort etwas ‹schärfen› und auch mal Neues ausprobieren», sagt der frisch gebackene Intendant. «Persönlich interessiert mich beispielsweise besonders die weitgehend kaum bekannte Musikliteratur von Schweizer Komponisten aus Barock, Klassik, Romantik und Moderne. Ich kann mir durchaus vorstellen, auch hier etwas Entsprechendes in Angriff zu nehmen.» Lokales hörbar zu machen, liege ohnehin in der «DNA» der Zuger Sinfonietta. Der gewohnte Stilmix mit Bekanntem aus der Klassik wie auch mit überraschenden Klängen wird sich auf jeden Fall weiterhin wie ein roter Faden durch das konzertante Wirken des bekannten Zuger Orchesters ziehen.

«Worauf wir in Zukunft verstärkt hohen Wert legen, ist die Musikvermittlung, die wir als festen Grundpfeiler unseres Selbstverständnisses sehen», betont der 30-Jährige. Auch hier spielt ihm sein persönliches Interesse zu – er setzt sich zum Ziel, sämtliche Generationen abzuholen und für das Erlebnis klassische Musik zu begeistern. Und genau um das Thema Musikvermittlung geht es – unter anderem versteht sich – auch in der ersten Ausgabe von «Ouverture», dem Magazin der Zuger Sinfonietta, welches dieser Ausgabe beiliegt. Das Magazin entsteht durch eine neue Medienpartnerschaft zwischen dem Zuger Orchester und der «Zuger Zeitung» und erscheint künftig zweimal jährlich. Es enthält in erster Linie alles, was man über die Sinfonietta und das laufende Programm wissen muss. Zudem erscheinen darin Beiträge mit unterschiedlichem musikalischem Fokus wie Hintergrundberichte, Interviews oder Porträts und eine Serie, welche besondere Musikorte der Zentralschweiz und ihre Bedeutung für die grossen Meister der Musikgeschichte ins Licht rückt. (Andreas Faessler)

Hinweis
www.zugersinfonietta.ch