Vier Sinne für das Ästhetische

Kunst & Baukultur

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Fotografie, Malerei, Zeichnungen , Scherenschnitte – die aktuelle Werkschau in der Shedhalle ist ein Kontrastprogramm der Künste.

  • Stimmungsvoll: die schwarz-weiss Fotografien von Alexandra Wey. Bild oben rechts: Die Arbeiten von Yves Scherer reflektieren seinen Respekt vor der Natur. Bild unten rechts: Miles Peyers Werke führen von der Abstraktion zum Gegenständlichen. (Bild Mathias Blattmann)
    Stimmungsvoll: die schwarz-weiss Fotografien von Alexandra Wey. Bild oben rechts: Die Arbeiten von Yves Scherer reflektieren seinen Respekt vor der Natur. Bild unten rechts: Miles Peyers Werke führen von der Abstraktion zum Gegenständlichen. (Bild Mathias Blattmann)

Zug – Erwartungsvoll und leicht nervös steht der Zuger Grafiker Heiri Scherer zwischen den schwarzen Stellwänden, kontrolliert da und dort etwas, bevor am Donnerstag in der Shedhalle die Vernissage für die neue Ausstellung beginnt. Neben seinen Arbeiten sind Werke von seinem Sohn Yves, von Miles Peyer und Alexandra Wey zu sehen. Heiri Scherer ist als Kurator des KunstKubus Cham bekannt. Nun zeigt er erstmals in Zug seine kleinformatigen Zeichnungen und Skizzenbücher, die auf den vielen Reisen entstanden sind, die er früher beruflich unternommen hat. Meist mit Bleistift hat er Landschaften, Szenen aus Natur, Museen und Parks vor Ort mit wenigen Strichen festgehalten. «Ich arbeite gerne mit Bleistift, es ist eine einfache Technik, die ich als sinnlich und entstressend erlebe. Im Gegensatz zum Fotografieren, wo man schnell abdrückt, sitze ich da und luege.» Einige Zeichnungen sind spontan beim Essen entstanden mit vollen und leeren Tellern. Heiri Scherer hat Freude an der Kunst, dennoch sagt er schlicht: «Ich fühle mich nicht als Künstler, das Handwerk des Zeichnens reicht mir.»

Die Idee für die Ausstellung hatten Heiri Scherer und die bekannte Zuger Fotografin Alexandra Wey. «Da sie viele Graubilder hat und ich vor allem Zeichnungen bringe, kamen wir überein, noch zwei andere Künstler einzuladen, sodass ein schöner Kontrast entstanden ist.» Und es ist wirklich «eine etwas besondere Ausstellung» geworden, die von den drei Grafikern und der Fotografin mit ausgeprägtem Sinn für das ästhetische, optische Bild geprägt ist.

Dafür stehen die faszinierenden Fotoarbeiten von Alexandra Wey (43) zum Ausdruck, auf denen sie mystische Nebelbilder vom Zugersee zeigt. «Ich fotografiere den See fast jeden Tag bei verschiedenen Stimmungen. Im Herbst fasziniert er mich besonders, dann erscheint mir der See unendlich, man weiss nicht, wo er aufhört», sagt sie. Diese Sujets und auch die kleineren Bilder von ihren Reisen aus Indien und Kenia sind direkt auf graubeige, rezyklierbare Handpappe gedruckt, welche feine farbige Punkte aufweist: «Durch die Struktur erhalten sie einen eigenen Charakter. Ich habe das ausprobiert und bin begeistert. Dieses Projekt werde ich weiterverfolgen.»

Originelle Malereien und Scherenschnitte

Der Zuger Grafikdesigner Miles Peyer (54) spielt in seinen Bildern mit optischen Täuschungen und freut sich über die Reaktionen des Publikums. So erscheinen die Werke vordergründig als abstrakte Kompositionen, doch erst wenn man sie mit Abstand durch das Handy oder ohne Brille betrachtet, sind die fotografischen Motive von Fischen oder Personen gut erkennbar. Er hat für seine Bilder, die er nach der Vorarbeit am PC mit Acryl auf Leinwand oder als Aquarell mit Tusche einen eigenen Stil entwickelt. Er sagt: «Bei den neuen Bildern hier habe ich nur drei Farben verwendet. Aus den dünnen, querlaufenden Linien entsteht durch ihre Verdickung das Motiv. Für das Bild mit den dünnen Linien habe ich rund 20 Stunden gearbeitet – das war richtig meditativ.»

Eine andere Ausdrucksform pflegt Yves Scherer, Spezialist für visuelle Kommunikation, der sich in der Welt der Heilpflanzen und -kräuter auskennt, was auch in den farbenfreudigen Scherenschnitten deutlich wird. Sie weisen auf transformative Prozesse in der Natur oder auf die geistige Ebene des Menschen hin. Auf die Tiersujets angesprochen, sagt er: «Alle sind wichtig für die Artenvielfalt.» Seine gestalterischen Arbeiten drücken alle tiefen Respekt vor der Natur und dem Leben aus. (Monika Wegmann)