Reizvolle Inszenierung von Mozarts «Zauberflöte»

Theater & Tanz

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Das Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS) führte die weltbekannte Oper im Theater Casino Zug auf.

  • Szene aus der Oper «Die Zauberflöte» im Theater Casino Zug. Die Kostüme stammen aus verschiedenen Epochen. Bild: Jakob Ineichen (Zug, 20. 11. 2025)
    Szene aus der Oper «Die Zauberflöte» im Theater Casino Zug. Die Kostüme stammen aus verschiedenen Epochen. Bild: Jakob Ineichen (Zug, 20. 11. 2025)

Zug – Das Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS) gastierte im Casino Zug mit der weltbekannten Oper «Die Zauberflöte» von Wolfgang Amadeus Mozart. Vor gut besetzten Rängen gelang unter Meret Lüthis Leitung eine werkgerechte und stimmungsvolle musikalische Leistung.

Auf dem Einladungsplakat für die Uraufführung vom 30. September 1791 wurde die Oper als Werk des Textdichters Schikaneder angepriesen. Erst weiter unten folgte der Hinweis: «Die Musik ist von Herrn Wolfgang Amadé Mozart». Heute sehen wir das genau umgekehrt: Emanuel Schikaneder (1751 – 1812) war zwar ein tüchtiger Theatermann und Dichter, und er hatte ein feines Gespür, was das damalige Opernpublikum aus der finanziell besser gestellten Stadtbevölkerung gerne hören wollte. Aber er reichte mit seinen Texten weder in der sprachlichen Qualität noch in der inneren gedanklichen Logik an das Genie Mozarts heran.

Klangliches Gleichgewicht

Die Unsterblichkeit der Oper lebt von der Musik; dies wurde auch durch die Aufführung in Zug bestätigt. Es begann an der Basis: Trotz minimaler Angewöhnungszeit an die Voraussetzungen für den Gastauftritt gelang ein stets präzises Zusammenspiel zwischen Bühne und Orchestergraben. Die perfekte Adaption an die akustischen Gegebenheiten brachte ein angemessenes klangliches Gleichgewicht zwischen den Solisten und der Instrumentalbegleitung. Erfreulich war auch die gute Sprachverständlichkeit, welche die oberhalb der Bühne projizierten Texte über weite Strecken entbehrlich machte.

Das Verbundtheater zweier mittelgrosser Städte – übrigens ursprünglich eine Sparmassnahme – kann sich keine internationalen Starsolisten leisten. Dies wurde aber durch seriöse Vorbereitung und den persönlichen Einsatz der an exponierter Stelle stehenden Leute fast wettgemacht. Das Publikum wartete auf die bis ins dreigestrichene «f» reichenden Koloraturen der «Königin der Nacht» in ihrer Rachearie; Rebekka Maeder gelang dies sowohl in Bezug auf die Tonhöhe als auch auf die Gestaltung makellos. Beim Abstieg des «Sarastro» (Nathanaël Tavernier) bis ins tiefe «E» dachte man unwillkürlich an den legendär gewordenen Jakob Keller, welcher die gleiche Passage im Stadttheater Bern vor mehr als einem halben Jahrhundert in ähnlicher Sonorität präsentiert hatte.

Radikale Textkürzungen

Fast alle Operntexte des 18. und 19. Jahrhunderts enthalten Formulierungen, welche aus heutiger Sicht als frauenfeindlich, manchmal auch als rassistisch oder sonst irgendwie diskriminierend verstanden werden. Und da die literarische Qualität im Vergleich zu den Kompositionen häufig als minderwertig gilt, führt dies für solche Opern – nicht nur bei der «Zauberflöte» – in jüngeren Inszenierungen fast immer zu starken Kürzungen der gesprochenen Teile.

Die Regisseurin Anna Drescher war in diesem Punkt noch radikaler: Sie strich kurzerhand alle von Schikaneder verfassten Zwischentexte weg. Immerhin hatte sie aber die Weisheit, im gesungenen Bereich die Originalversionen unverändert zu belassen, sodass das Publikum doch in den vollen Genuss der weltbekannten Arien und Ensemble-Szenen gelangte.

Die Zuhörenden erwarteten bei der «Zauberflöte» die Musik von Mozart, nicht die neusten Einfälle der Regie. Dies zeigte sich auch am geringen Interesse für das Vorgespräch. Vor kaum 30 Personen diskutierten – unter der Leitung von Johanna Grilj – Meike Lieser (an der Regie beteiligt) und der Zuger Oberrichter Peter Huber als Vertreter des Laienpublikums über das Regiekonzept und seine Auswirkungen. Auf der Bühne wirkten die durch eine übergrosse Mund-Projektion signalisierten Zwischentexte nicht unbedingt überzeugender als das Original von Schikaneder. Sie passten auch nicht ideal zu dem hauptsächlich mit Kisten arbeitenden Bühnenbild und den aus den verschiedensten Stilbereichen zusammengewürfelten Kostümen. (Text: Jürg Röthlisberger)