«Jede Linie führt ja irgendwo hin…»

Kunst & Baukultur

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In der Z-Galerie in Baar zeigt Elena V. Brentel neue Arbeiten zum Thema Beyond.

  • Elena V. Brentel vor einem ihrer Bilder. (Bild Maria Schmid)
    Elena V. Brentel vor einem ihrer Bilder. (Bild Maria Schmid)

Baar – In unglaubliche Höhen ragen die schmalen Hochhäuser und Türme hinauf. Wegen ihrer leicht geneigten Formen scheinen sie zu tanzen, und dies vor einem bedrohlich düsteren Hintergrund. Das in Mischtechnik auf Papier gemalte Bild ist typisch für die in Zürich lebende Künstlerin Elena V. Brentel (80), die derzeit in der Z-Galerie von Maria Ziegler ihre neuen Arbeiten präsentiert.

Die in harmonischen Naturtönen gehaltene Malerei besticht durch die stimmungsvolle Hintergrundgestaltung. Oft ist über den Farbschichten mit Ölkreide oder Tusche mit wenigen Strichen ein Motiv integriert: Das können geometrische Formen und Gebilde sein – bei denen die Fantasie des Betrachters gefragt ist – oder dürre Äste und Bäume, wie auch wegähnliche Linien, die aufwärts in eine höhere Dimension führen. Dazu sagte Elena V. Brentel letzten Samstag an der Eröffnung: «Das Thema Linien hat mich seit jeher interessiert, eine Linie führt ja irgendwo hin. Ebenso Zwischenräume finde ich spannend, denn dort kann man hindurch oder dahinter schauen. Diese Elemente kommen auch in dieser Ausstellung zum Tragen. Der Auslöser für das Thema Beyond war meine Reise nach Japan vor rund eineinhalb Jahren. Dort hörte ich den Ausspruch: Jedes Ding hat einen Spalt, wo das Licht hindurch kann.»

Sie setzt sich immer ein Thema

Passend zu diesem Kontext würdigte bei der Eröffnung Ronald Jenny, ein Freund der Künstlerin, mit tiefsinnigen Worten ihr Schaffen und sagte: «In gewissem Sinn hat jedes Bild etwas Ikonisches, etwas Durchsichtiges und Durchscheinendes.»

Trotz ihres Alters ist Elena V. Brentel weiterhin aktiv und voll motiviert. Mit flottem Haarschnitt und in einem chicen Hängerkleid beantwortet sie engagiert alle Fragen zu ihrer Malerei und erläutert zur Arbeitsweise: «Ich setze mir immer ein Thema, das eröffnet mir viele Möglichkeiten bei der Umsetzung. Wenn mir etwas in den Sinn kommt, mache ich mir Gedanken und gehe damit einige Wochen lang schwanger über die Frage, wie ich das Thema umsetzen könnte. Ich will den Dingen auf den Grund gehen, sie erspüren und hinterfragen.» Sie male die zumeist 70 x 100cm grossen Bilder auf dem Tisch und fange jeweils mit dem Hintergrund an. Dafür mische sie die Farben mit Naturpigmenten und verschiedenen Bindern und trage sie mit der Rolle auf. Je nachdem entscheide sie dann, wie es weitergehe. «Über die Jahre habe ich zu meinem Stil gefunden, der von Anfang an wenig konkret war.»

Und bewusst gebe sie ihren Bildern keine Titel: «Ich will mit den Bildern berühren und im Betrachter etwas auslösen. Ein Titel würde seine Empfindung nur einschränken.» Die Malerei bedeute ihr viel, so die Künstlerin: «Ich bin eher introvertiert. Damit kann ich mich ausdrücken – ohne Worte. Meine Familie versteht mich über die Kunst.»

Sie lebte früher in der Region

Die 1941 in Interlaken geborene Elena V. Brentel ist im Kanton Zug keine Unbekannte. Nicht nur, weil sie schon in der Z-Galerie zu Gast war, sondern weil sie kurz nach dem Studium der Zahnmedizin einige Jahre als Assistenzzahnärztin in Zug lebte und arbeitete, bevor sie später in Zürich eine eigene Praxis eröffnete. Noch heute ist sie an einem Tag pro Woche im Beruf aktiv. Besonders wichtig ist ihr zu betonen: «Als Mutter von vier Kindern und sechs Enkelkindern habe ich mich immer mit Kunst beschäftigt. Dafür habe ich mir minimal zwei Abende pro Woche freigehalten, in einem Gemeinschaftsatelier zu malen.» Seit vielen Jahren hat sie im In- und Ausland in Einzel- und Gruppenausstellungen ihre Werke zeigen können. (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung mit Bildern von Elena V. Brentel läuft bis 8. Mai und ist geöffnet: Mi–Fr, 15–18 Uhr, Sa/So, 11–14 Uhr. Apéro mit Musik: So, 25. April, 11–14 Uhr. Z-Galerie, Dorfstrasse 6a, Baar.