Die Geschichte darf nicht vergessen werden

Dies & Das

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Die Kulturkommission hat eine Fotoausstellung organisiert, die sich dem Dorfleben während des vergangenen Jahrhunderts widmet. Auch zwei Themenabende sind geplant.

  • Das erste Postauto, das nach Neuheim fuhr, auf einer Aufnahme aus den 1940er-Jahren. Im Hintergrund, rechts, ist das alte «Schäfli» zu sehen. (Bild PD)
    Das erste Postauto, das nach Neuheim fuhr, auf einer Aufnahme aus den 1940er-Jahren. Im Hintergrund, rechts, ist das alte «Schäfli» zu sehen. (Bild PD)

Neuheim – Kontrastprogramm in Neuheim: Während in den nächsten Tagen vor der Lindenhalle die Chilbi in neuzeitlicher Form vonstattengehen wird (siehe Box), wird die Kulturkommission einen im Dachsaal des angrenzenden Mehrzweckgebäudes Neuhof in alte Zeiten entführen. Dies in Form einer Fotoausstellung, die am Samstag um 16 Uhr eröffnet wird. Es werden Aufnahmen aus einem Zeitraum von 1900 bis 1999 zu sehen sein – 100 davon hängend, zahlreiche weitere als Bestandteil eines Films.

Eine Aufnahme – die diesen Artikel illustriert – zeigt das erste Postauto, das nach Neuheim fuhr, in den 1940er-Jahren. Hinter dieser Momentaufnahme verstecken sich Fragen und Geschichten. Zum Beispiel: Handelt es sich bei den Personen tatsächlich um die damals für das Postwesen zuständige Familie Niederberger, wie die Organisatoren vermuten?

Lieber zu Fuss nach Baar

Klar ist, dass das Gebäude rechts im Hintergrund auf der Aufnahme das alte «Schäfli» darstellt, das damals ein Restaurant und eine Bäckerei beherbergte. Es brannte 1966 ab – zwei Jahre nachdem bereits der «Löwen» in Sihlbrugg in Flammen aufgegangen war, wie der Dorfchronik von Hans Schlumpf zu entnehmen ist. Die grosse Geschichte hinter diesem Bild ist der Kampf der kleinsten und jüngsten Gemeinde um die Anbindung an den öffentlichen Verkehr im Kanton Zug. Wie heute noch war das Dorf nur von Baar her auf direktem Weg zu erreichen – von 1916 bis 1924 per Pferdekutsche. Auf Drängen des Gemeinderats wurde daraufhin eine Postautolinie eingeführt. Diese führte allerdings nur zur Strassenbahnhaltestelle in Edlibach – und stiess nie auf Gegenliebe, schenkt man erwähnter Chronik Glauben: «Der Umweg über Edlibach war nicht nur zeitraubend, er kostete auch verhältnismässig viel, sodass es die meisten Neuheimer vorzogen, zu Fuss nach Baar zu gehen», heisst es dazu. Schliesslich wurde im Jahr 1933 die erste motorisierte Direktverbindung zwischen Neuheim und Baar eingerichtet, auf der das Postauto auf vorliegender Abbildung seinen Dienst tat.

«Die Fotoausstellung soll den Anstoss zum Austausch von ­Anekdoten von einst geben», sagt Monika Keiser Diaz von der Kulturkommission. «Wir wollen, dass die Geschichten von früher nicht vergessengehen, sondern weitergegeben werden», führt sie aus. Der Gemeindepräsident Roger Bosshart konnte während der Aufbauarbeiten bereits einen Augenschein nehmen und sei angetan gewesen. Die Schau dauert bis zum 29. September und beinhaltet zwei Themenabende: Am Dienstag, 25. September, wird die ortsansässige Architektin Eva Guhl von 19 bis 20 Uhr über historische Neuheimer Bauten referieren. Und zwei Tage später werden – von 19 bis 21 Uhr – die engagierten Dorfpersönlichkeiten Berta Gisler, Alois Doswald und Werner Grond Episoden aus früherer Zeit zum Besten geben.

Und wer weiss: Vielleicht erspähen Besucher auf den Fotos Überraschendes aus der eigenen Geschichte – wie Monika Keiser Diaz. Sie hat ein Bild für die Ausstellung erhalten, das ihre Grossmutter beim Binden von Garben (Getreidebündel) zeigt. Weder sie noch andere Familienangehörige hätten es je zuvor gesehen. (Raphael Biermayr)

Hinweis
Öffnungszeiten der Ausstellung: 22.9. von 16 bis 20 Uhr. 23.9. von 11 bis 18 Uhr. 24. bis 28.9. von 17 bis 21 Uhr. 29.9. von 9 bis 20 Uhr.