Den Spirit holt er in der Natur

Kunst & Baukultur

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In der Galerie Winkler zeigt der schweizerisch-amerikanische Künstler Neil Enggist unter dem Titel «I am the Mountain» abstrakte Werke.

  • Neil Enggists Bild «Hear my Train Comin». (Bild www.galeriewinkler.com)
    Neil Enggists Bild «Hear my Train Comin». (Bild www.galeriewinkler.com)

Zug – Nur schemenhaft erscheint das bekannte Bergmassiv vor dem dunklen Hintergrund in der Mitte des Bildes «Zermatt II». Man glaubt, vielfarbige Gesteine und Mineralien und Wasseradern zu erkennen. Doch die Interpretation ist bei den Werken von Neil Enggist (40) jedem selber überlassen. Auch die Gedichte, die er allen Werken beigefügt hat, verdeutlichen, wie sensibel sich der junge Künstler mit der Natur auseinandersetzt.

An der Vernissage am Samstag in der Zuger Galerie Winkler erschien er mit Westernhut. Der schlanke Mann freute sich sichtlich über das Interesse und sagte, dass er das Wandern in den weltweiten Bergen und entlang der Küsten und Flüsse liebe. Früher sei er alleine unterwegs gewesen, heute geniesse er es, mit seiner Frau, der Künstlerin Ziggy Khan, solche Touren zu unternehmen. Gerne spricht er von seinen Wurzeln in der Schweiz: «Mein Vater ist aus Luzern, seit ich klein bin, komme ich öfter in die Schweiz. Deswegen kenne ich auch die Berge wie den Pilatus oder das Matterhorn.»

Eigenwillige Farbgestaltung

Neil Enggist ist ein «Nature Action Painter» und erklärt das so: «Diese Kunstrichtung ist eine Methode, mit der die Natur in den Prozess des künstlerischen Schaffens aufgenommen wird. Er hat Bildende Kunst an der Washington University in St. Louis und in Santa Reparata in Florenz studiert und sich eine spezielle Technik angeeignet. Seine Kompositionen in Mischtechnik auf Leinwand strahlen unglaubliche Farbspiele und eine verwirrende Tiefe aus. Er malt vor Ort in der Landschaft oder in seinem Studio aus der Erinnerung. Stets beginne er am Boden, die Farben trage er mit Pinseln, Stiften oder sogar mit den Füssen auf. Für die Mischtechnik benutze er vorwiegend Acrylfarben, denen er manchmal Wasser, Pigmente, Sand oder Ölfarben beimische.

«Für das Motiv habe ich einen Plan, jedoch nicht so exakt, denn vieles geschieht spontan und emotional.» Immer wieder zieht es ihn hinaus. Zum Titel «I am the Mountain» schreibt er unter anderem, dass er bemerkt habe, «dass die Dinge, die den Gipfel geformt haben, auch mich geformt haben». Und weiter: «Die Farbe ist die Emotion des Geistes, wo wir uns treffen.»

«Beim Malen fühle ich die Berge in meiner Seele, die Tätigkeit führt mich in eine andere Dimension», sagt er an der Vernissage und ergänzt, dass er beim Schaffen gerne Musik hört. Und wenn man seine tiefgründigen Gedanken in den poesievollen Gedichten liest, die er jedem Werk beigefügt hat, sind seine spirituelle Seite und die grosse Liebe zu Natur und Schöpfung spürbar. Laut Galerist Sven Winkler befindet sich der Künstler nach der Malreise durch Europa zurück Richtung New York, Santa Fe und zur Art Basel in Miami Beach, auf der er auch ausstellen werde. In Zug sind seine Werke erstmals zu sehen. Die Ausstellung sei sogar kurzfristig möglich geworden, nachdem er durch Saline Sanova auf den Künstler aufmerksam gemacht worden sei, die seine Arbeiten im April im Chäslager Stans gesehen hatte. «Ich selber war noch nie so richtig Wandern und so hoch in den Bergen wie Neil Enggist. Doch dessen Werke passen in Zug so gut wegen seines Respekts zur Natur. Solche Themen sind für uns alle wichtig.» (Text von Monika Wegmann)

Hinweis Die Ausstellung von Neil Enggist läuft bis 14. Juli in der Galerie Winkler, Unter Altstadt 3, Zug.