Den Helden vom Morgarten schwungvoll aufgespielt
Musik
«1315 am viertel ab 8i» lautete das Motto am Jahreskonzert der Harmoniemusik. Im Mittelpunkt: Hellebarden und ein Holzblasinstrument.
Oberägeri – Während im Hintergrund auf Grossleinwand die alten Eidgenossen zwischen Baumwipfeln nach dem habsburgischen Feindesheer spähen, blasen im Vordergrund die Musizierenden der Harmoniemusik Oberägeri die «William Tell»-Ouvertüre von Gioacchino Rossini.
Rasch ist klar: Heuer wird der Helden von 1315 gedacht. In solchen Belangen kennt sich der Waffenschmid Görtz aus (Moderation: Remo Hegglin). Da das Geschäft mit den Hellebarden harzt, entwickelt der «Büezer» stetig neue Geschäftsideen. Beim «Fötzelen» im Gebiet des Morgartendenkmals gräbt der Einfaltspinsel nach Relikten aus alten Tagen, verkauft diese an Schlachttouristen oder baut aus antikem Waffenarsenal harmonisch klingende Blechblasinstrumente. Das Publikum ist sichtlich amüsiert. Doch jetzt gehts weiter mit den Klängen für «Morgarten 1315» (Jean Daetwyler).
Ein Instrument jubiliert
«Wir feiern 2015 neben dem 700-Jahr- Jubiläum der Morgartenschlacht das Jahr der Klarinette das passt zu unserem Motto. Wie sie wissen, liess man damals Holz talwärts rollen», erläutert Präsident Michael Schnieper die Zusammenhänge.
Laura Müller, die das Klarinettenspiel an der Musikhochschule professionell studiert, gibt nach der fröhlichen «Four Winds»-Ouvertüre (Robert Sheldon) ihr Solo in «Ebony Fantasy». Mit grosser Bühnenpräsenz entführt sie in sentimental anmutende Klangwelten. Vor der Pause sitzt die Harmoniemusik nochmals adrett im Kostüm für «Can-Can alla Rossini» (Philip R. Buttal), und Christian Leemann (musikalischer Leiter) dirigiert mit verhaltener Gestik.
Swing bringt Schwung
Musik, Orchester und Dirigent wirken nach der Pause schwunghafter. Dem Swing sei es gedankt. «Swingtime for Clarinets» kann als Ohrenschmaus bezeichnet werden, ebenso das abwechslungsreich gestaltete «Glenn Miller Medley» (Glenn Miller). Dieses bringt das Publikum in Verzückung und animiert mit Trompetensoli zu Spontanapplaus. Im Vortrag von Waffenexperte Görtz erfährt man indes von dessen neustem Geschäftsstreich: Fusion zwischen dem Floristengeschäft seiner Frau und seiner Waffenschmiede. Zum Muttertag im Sonderangebot das Kombipaket: Hellebarde plus Blumenstrauss. «Petite Fleur» (Sidney Bechet) animiert mit einem schönen Solo von Edi Meier (Klarinette) zum Träumen.
Am präzisesten scheint der «Urnerbodä-Kafi» den Geschmack des Publikums zu treffen. Die folkloristischen Klänge und die zwei jungen Solistinnen im Älpler-Tenü (Klarinette: Laura Dittli, Maya Rogenmoser) entlocken der Harmoniemusik und den Zuhörenden Jauchzer. Zum Konzertfinale wird Polka und Marsch geboten. Damit kommt das Beste dieses Mal nicht zum, sondern vor dem Schluss. (Deborah Rother)