Eine poetische und sinnliche Bildsprache

Kunst & Baukultur

,

Eine Kombination aus Malerei und Fotografie stellt der Aargauer Maurice Ducret in der Galerie Renggli aus.

  • Maurice Ducret in der Galerie Carla Renggli in Zug. (Bild Roger Zbinden)
    Maurice Ducret in der Galerie Carla Renggli in Zug. (Bild Roger Zbinden)

Zug – Es ist derzeit Herbst, und trotzdem blüht es momentan in allen Räumen von Carla Renggli. Da hängt ein riesiger Strauss weisser und rötlicher Tulpen an einem dünnen Faden zwischen zwei Pfingstrosen und einem Quittenblütenast. Dazwischen stehen bunte Plexiglasscheiben zu einer abstrakten Kombination vereint. Alles ist grösser als in der Natur. Mit schelmischem Lächeln nimmt Maurice Ducret die verwunderten Reaktionen der Besucher wahr. Viele staunen über die Ästhetik der Motive und deren perfekte technische Wiedergabe.

«Früher habe ich abstrakt und expressionistisch gemalt. Die Monotonie der Sujets passte mir nicht mehr. So widme ich mich seit einigen Jahren der gegenständlichen Darstellung. Das war wie eine Befreiung», sagt der 67-jährige Aargauer Künstler am Samstag an der Vernissage der Ausstellung «Printed Matter». Er habe eine Vorliebe für bestimmte Motive wie die Natur mit Bergen und das Wasser.Vor allem auch Blumen– ein Schwerpunkt der Ausstellung in Zug –, die er auf Märkten kauft oder aus dem eigenen Garten holt, regen ihn immer wieder an, sie in ihrer blühenden Schönheit festzuhalten: «Ich möchte sie durch meine Augen dem Betrachter nahebringen.» Maurice Ducret hat eine spezielle Technik entwickelt, die Malerei und Fotografie vereint.

Fotos werden vielfältig verarbeitet

Der frühere Zeichenlehrer hat ein geschultes Auge, sodass er interessante Details in der Natur schnell erkennt und mit der Kamera festhält. Das Filmmaterial dient ihm als Rohstoff, aus dem er in einem aufwendigen Druckprozess die Sujets entwickelt, die er umsetzen will. Fotos werden gescannt, digitalisiert, vergrössert oder verkleinert, je nachdem, welche Elemente er weiterbearbeiten will. Mit dicken Pinselstrichen bestreicht er dann die Leinwände mit einer neutralen Grundierung, bevor er darauf das Motiv in mehreren Schichten mit dem über einen Meter breiten Drucker modelliert. Die Malspur scheint durch und gibt dem Pigmentprint den speziellen Reiz. Auch den Hintergrund gestaltet der Künstler bewusst, bis die Aussagekraft für ihn stimmt.

Wer ihn kennt, wird überrascht sein, dass er in der Ausstellung auch Objekte wie Vasen, Blütenblätter oder Schalen aus Kunststoff mit dem 3D-Drucker kreiert. Dem Metier widmet er sich erst seit rund zwei Jahren. Die meisten Gegenstände hat er vorher aus Gips modelliert. «Bis eine solche Vase fertig ist, brauche ich rund 40 bis 50 Stunden. Das jahrelange Tüfteln an Bildern und Objekten hängt mit meiner Vorliebe für die Technik zusammen», begründet Maurice Ducret dieses Engagement. Es reize ihn, für sein Material neue Lösungen und Ausdrucksformen zu entwickeln, auch wenn sie komplex seien. Wichtig ist ihm auch, zu betonen, dass er jedes Bild und Objekt nur einmal realisiert. «Es sind alles Unikate.»

Während Corona ist die Malerei existenziell

Maurice Ducret, dessen Werke sich in zahlreichen Museen und Sammlungen befinden, hat auf diese Weise eine eigene poetische und zugleich sinnliche Bildsprache entwickelt: «Ein Aspekt ist für mich, einen Kontrapunkt zu setzen und Gegenwelten zur rauen Realität zu schaffen.» Er male nichts Erfundenes. Alles sei da und müsste nur gefunden werden im Reichtum um uns herum. «Jetzt in der Coronazeit ist die Malerei existenziell für mich. So ist der Rückzug weniger schmerzhaft.» (Monika Wegmann)

Hinweis
«Printed Matter» läuft bis 28. November in der Galerie Renggli in Zug. Die Öffnungszeiten sind von Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr.