Hier verrät einer die Habsburger

Dies & Das

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Die Wandmalerei am Gesellenhaus Warth zeigt eine Schlüsselszene im Krieg zwischen den Österreichern und den Eidgenossen. Schade eigentlich, dass es bloss eine Legende ist.

  • Das Gemälde zeigt, wie Heinrich von Hünenberg die Schwyzer auf den Angriff durch Leopold I. bei Morgarten hinweist. (Bild Werner Schelbert)
    Das Gemälde zeigt, wie Heinrich von Hünenberg die Schwyzer auf den Angriff durch Leopold I. bei Morgarten hinweist. (Bild Werner Schelbert)

Hünenberg – Das Gesellenhaus in der Warth bei Hünenberg ist allein aus architektonischer Sicht ein Bijou. 1703 nach einem Grossbrand im Barockstil neu errichtet, wurde das Haus wenig später mit Fassadenmalerei versehen. In den Jahren 1926/27 erfolgte eine grundlegende Renovation des Gebäudes, wobei auch die heutige Bemalung entstand. «Eigentlich hätte man die alte Malerei oder zumindest Teile davon erhalten wollen», weiss Klaus Meyer, Mitautor des Buches «Hünenberg». Sein Fachgebiet sind primär Geschichte und Kultur in Hünenberg. Zumindest das Madonnenbild über dem Eingang habe man zu retten versucht, doch sei dies wegen zu starker Verwitterung nicht mehr möglich gewesen.

 

Die Korporation Hünenberg beauftragte darauf den Zürcher Künstler Heinrich Appenzeller (1891-1956) mit der Neubemalung der «Warth». So hat Appenzeller die Pfeilsage um Heinrich von Hünenberg bildlich auf die Aussenwand gebannt. «Das Motiv wird mit Sicherheit der Wunsch der Korporation oder der Baukommission gewesen sein», vermutet Klaus Meyer, der sich bezüglich Art der Malerei entfernt an Ferdinand Hodler erinnert fühlt. «Das grenzt fast schon an den Expressionismus. Es dürfte ein Hauptwerk Appenzellers sein.» Es sei eingängig und typisch für den Künstler, so Meyer weiter. Appenzeller hat hauptsächlich in Zürich gewirkt. Arbeiten von ihm sind unter anderem im Bezirksgebäude an der Badenerstrasse (Deckenmalerei), im Schulhaus Buhnrain (Familie mit Hund) oder im ETH-Gebäude (Deckenmalerei) zu sehen.

Aber was zeigt nun das Wandbild in der Warth genau? Wie angesprochen, beruht die Darstellung auf einer Sage. Heinrich von Hünenberg war österreichischer Lehensträger und somit dem Habsburger Herzog Leopold I. dem «Glorwürdigen» untertan. Dieser wollte sich anno 1315 ja bekanntlich die widerspenstigen Schwyzer gefügig machen, was am 15. November besagten Jahres am Morgarten geschehen sollte. Heinrich aber war den Schwyzern wohlgesinnt. Und da er Kenntnis von Leopolds Plänen hatte, ruderte er eines Nachts gen Arth und schoss einen Pfeil über die bereits errichtete Letzimauer mit der Botschaft «Hütet euch am Morgarten am Tage vor St. Othmar». Der Namenstag des Heiligen ist der 16. November. So waren die Schwyzer gewarnt und wussten, wann sie wo Stellung beziehen müssen.

Diese überlieferte, freilich bei weitem nicht belegte Begebenheit hat Heinrich Appenzeller hier an die Wand gebannt. Rechts sehen wir Heinrich von Hünenberg in seinem Ruderboot. Er hat seinen Pfeil bereits über den gesprengten Giebel der Eingangstür mit dem Hünenberger Wappen geschossen. Links stehen die bewaffneten Schwyzer und nehmen die Botschaft entgegen. Darunter erklärt eine Inschrift den Inhalt der Darstellung. Übrigens lohnt es sich, auch die anderen Gebäudefronten der Warth anzusehen. Es gibt weitere Arbeiten von Appenzeller zu entdecken. Eine Sonnenuhr etwa, Sternzeichen, Wappen und prächtigen Fensterschmuck. (Andreas Faessler)

HINWEIS
Mit «Hingeschaut!» gehen wir wöchentlich mehr oder weniger auffälligen Details mit kulturellem Hintergrund im Kanton Zug nach.