«Wir lieben einfach Rockmusik»

Musik

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Die Band Wake gibt ihr fünftes Album heraus. In den Songs geht es um die existenziellen Fragen des Lebens.

  • Sänger Thomas Büchi im Proberaum. (Bild Maria Schmid)
    Sänger Thomas Büchi im Proberaum. (Bild Maria Schmid)

Baar – Die Sonne scheint, also schlägt Sänger Thomas Büchi für das Interview den kleinen Park in der Nähe des Bandraumes vor. Büchi öffnet mit einem Zischen die Dose Bier, die er aus dem Kühlschrank des etwas chaotischen, aber gemütlichen Proberaums mitgenommen hat.

Was macht seine Band Wake aus, die vor 28 Jahren in der Badi Unterägeri von ihm mitgegründet wurde? «Freundschaft – wir nehmen uns, wie wir sind und lassen uns die persönlichen Lebensweisen.» Er selber ist nach einer Pause vor einiger Zeit wieder zur Band gestossen und habe sich schnell wieder zu Hause gefühlt. Darüber hinaus teile man die gleiche Weltsicht, ein «Freigeistertum». Zur Band gehören Christoph Seiler (Gitarre), Sandro Glanzmann (Bass) und Pascal Vidi (Schlagzeug).

Album erscheint nur als Vinyl-Platte

Die Formation aus Zugern, die heute auch in Zürich und Luzern wohnen, hat in den letzten drei Jahren ihr fünftes Album «against the light» aufgenommen. Es erscheint am Freitag ausschliesslich als Vinyl-Platte und wird am Samstag in der Galvanik mit einem Konzert gefeiert. Neu an der Platte sei vor allem der Umstand, dass sie nach dem Abgang des langjährigen Gitarristen zu viert entstanden ist: «Wir mussten dafür erst mal neue Ohren entwickeln – der dadurch entstandene neue musikalische Raum überzeugte uns jedoch rasch und wir fühlten uns wohl dabei.» Inhaltlich dreht sich die Musik wie die letzte Platte um die grossen Fragen des Lebens: Wie erkennt man seinen Sinn im Leben? Wie frei bin ich wirklich? Wie gelingt es, authentisch zu bleiben? «Die Texte streifen Themen wie Verlust, Abhängigkeit und Tod. Sie verweisen dabei auf die aktuelle Schieflage unserer gesellschaftlichen Entwicklung und sind daher auch ungeschminkt schwer und melancholisch», sagt Büchi.

Aber da der Vater von zwei Kindern die neue Platte nicht ausschliesslich düster verstanden haben will, verweist er auf den Titel und erklärt mit leichtem Pathos: «Man kann sich dem Licht zuwenden, sich blenden lassen oder versuchen, sich voller Vertrauen ihm zuzuwenden – diese Entscheidung trifft jeder selbst.» Tatsächlich wirkt die Musik selbst meistens nicht so düster wie die dazu gesungenen Texte. Apropos Text: Der Bandname Wake sei zufällig entstanden, ein Vorschlag seines Ausbildners während der Lehre. «Wach bleiben, im Leben bleiben», kommentiert Thomas Büchi, der als Sozialpädagoge tätig ist.

Die Band sei für ihn als Ausgleich ein wichtiger Teil seines Lebens: «Wenn ich musiziere, bin ich im Jetzt – ein heilendes Ventil für uns alle», sagt Thomas Büchi. Er betont, dass die Band einen Anspruch an Qualität habe. Während der Aufnahmen in den SOMA Studios in Zofingen habe man nur wenige technische Eingriffe vorgenommen: «Die Platte ist ehrliches Handwerk.» Den letzten Schliff bekam sie in den Powerplay Studios, die schon Weltgrössen wie Prince empfingen. Das macht sich bemerkbar, die Songs, die man gerne mehr als einmal hört, kommen souverän und selbstbewusst daher – der Laie fühlt sich an die ersten Alben der Bands Muse oder Coldplay erinnert.

Band fühlt sich dem Grunge verpflichtet

Musikalisch sei Wake vor allem durch Bands wie Pearl Jam, Soundgarden oder Alice in Chains geprägt, dem 1990er-Jahre-Genre Grunge verpflichtet, das rebellisch und authentisch sein will. «Wir lieben ganz einfach Rockmusik und machen uns über kommerzielle Ziele keinen Kopf.» Und doch hatte die Band bisweilen nationale Aufmerksamkeit mit bis zu 40 Auftritten im Jahr wie etwa am Open Air Frauenfeld oder dem Montreux Jazz Festival.

Diese wilden Zeiten sind für die Familienväter in den 40ern vorbei – aktuell geniesse man eine neue Gelassenheit. Deswegen seien auch noch keine weiteren Konzerte geplant: «Wir schauen einfach mal, was sich ergibt», so Büchi. Mittlerweile sind die weiteren Bandmitglieder zum Gespräch dazugestossen. Nachdem auch sie sich dem warmen Sonnenlicht zugewendet haben, nehmen sie Büchi mit in den Proberaum und legen los. Hellwach und in altvertrauter Freundschaft. (Fabian Gubser)

Hinweis
Die Plattentaufe findet diesen Samstagabend in der Galvanik statt – mit der Zuger Vorband Dylan Dogs.