Der Zürcher Platzgestalter aus Baar

Kunst & Baukultur

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2017 wurde der Hardplatz in Zürich neu konzipiert. Eine Plastik des Baarer Bildhauers Josef Staub blieb erhalten.

  • Die Plastik des Baarers Josef Staub am neu gestalteten Hardplatz. (Bild Andreas Faessler)
    Die Plastik des Baarers Josef Staub am neu gestalteten Hardplatz. (Bild Andreas Faessler)

Baar – Der Hardplatz in Zürich gehört zu den wichtigen städtischen Verkehrsknotenpunkten. 2017 wurde der Platz im Zuge der Verlängerung der Tramlinie 8 in den Nachbarkreis rundum neu angelegt. An der dabei entstandenen Fussgänger- und Fahrradunterführung stechen acht grosse Tetraeder ins Auge: Sie sind an die kahle Wand montiert und durchbrechen mit ihren Oberflächen in unterschiedlichen Grün-, Blau- und Ockertönen die farblose Betonkonstruktion auf wohltuende Weise.

Diese Kunst-am-Bau-Installation ist das Werk des bekannten Baarer Künstlers Josef Staub (1931–2006). Damit aber ist die Geschichte um diese auffälligen Metallelemente in der Gestalt unregelmässiger Pyramiden noch nicht fertig erzählt: Das Wirken Josef Staubs im Zusammenhang mit diesem überaus urbanen Ort im Zürcher Stadtkreis 4 reicht weiter.

Der Hardplatz als Gemeinschaftswerk

Als anno 1982 die zehn Jahre zuvor erbaute Hardbrücke nach Süden hin zum alten Hardplatz verlängert worden war, liess man den Platz rund um den Brückenkopf neu gestalten. Den Auftrag dazu hatten der Zürcher Landschaftsarchitekt Willi Neukom (1917–1983) und der ab 1957 in Dietikon lebende Baarer Josef Staub erhalten.

Sie entwarfen gemeinsam eine ansprechende Platzanlage, welche von begrünter Pflastersteinarchitektur mit kurviger, muldenartiger Formgebung sowie Kugelleuchten geprägt ist. Dies machte das Umsteigen von der Wendeschlaufe der Tramlinie 8 eine Ebene tiefer zur Station der Buslinie 33 unter dem Brückenkopf attraktiver. An der Brückenunterseite, wo heute ein Kiosk und ein Café installiert sind, hatte Josef Staub seine für die damalige Platzgestaltung beigesteuerte Tetraederplastik aus Stahlblech angebracht.

Vor Beginn der grossen Sanierung der Hardbrücke ab 2009 wurde Staubs Installation von der Stadt Zürich entfernt und eingelagert. Hinsichtlich der jüngsten Neugestaltung des Hardplatzes hat die Stadt Josef Staubs Sohn angefragt, ob sie die Installation seines Vaters restaurieren und vor Ort wieder platzieren könne – als Andenken an den alten Platz. Dies berichtete die «Limmattaler Zeitung» in einem Beitrag im Dezember 2017. Demnach hat die Stadt gemeinsam mit Josef Staubs Sohn und der Beihilfe einer spezialisierten Firma aus Killwangen die ursprüngliche Farbgebung der Tetraeder rekonstruiert. Dafür haben frühere Skulpturen gedient, welche noch immer im ehemaligen Staub-Atelier vorhanden waren.

So hängt die Installation des gebürtigen Baarer Künstlers nun an der Rampenwand der Velounterführung – als einziges Relikt des vormaligen Hardplatzes, welcher gemeinhin als gelungenes künstlerisches Gesamtkonzept gelobt worden war. Inwiefern das heutige Erscheinungsbild dieses stark frequentierten Ortes an die vormalige Ästhetik anknüpft, liegt ganz im Auge des Betrachters.

Starke Präsenz im Kanton Zug

Der in Baar geborene und aufgewachsene Josef Staub war am Anfang seiner Künstlerkarriere hauptsächlich mit Malerei beschäftigt. Erst in den 1960er-Jahren, nach seiner Heirat und dem Umzug ins Limmattal, fand er zur Plastik. Besonders charakteristisch für Staubs Schaffen sind jene poliert-glänzenden Stahlgebilde, die sich auf unterschiedliche Weise kunstvoll und dynamisch winden.

Aus dieser Reihe sind im Kanton mehrere Werke Staubs im öffentlichen Raum vorhanden, etwa der «Grosse Rugel» auf der Rössliwiese in Zug («Hingeschaut» vom 17. September 2014), «Zigi Zagi» in der Herti ebenda («Hingeschaut» vom 6. Dezember 2017), die Plastik am Haus Industriestrasse 20 in Zug («Hingeschaut» vom 5. Januar 2019) oder der riesige «Otello» vor der Baarer Gemeindeverwaltung («Hingeschaut» vom 8. September 2018). Mit Kunst-am-Bau-Projekten beschäftigte sich Staub erst in den 1980er-Jahren vertieft. Aus dieser Zeit stammen die Tetraeder aus Stahlblech am Zürcher Hardplatz. Sie erinnern an den gebürtigen Baarer, der nicht nur schaffenskräftiger Bildhauer war, sondern auch ein geübtes Auge für die ästhetische Konzeption des öffentlichen Raumes hatte. (Text von Andreas Faessler)

Hinweis

In der Serie «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fund­stücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.