Kinos sind nach wie vor gefragt

Film & Multimedia

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Der Betreiber der Zuger Kinos erklärt, warum er trotz Konkurrenz von Netflix und Co. weiterhin ans Kino glaubt.

Zug – Die Kinobetreiberin Kitag gab kürzlich bekannt, sie werde die Spätvorstellungen einstellen, weil das Angebot nur noch sehr spärlich genutzt werde.

Bei den Zuger Kinos Gotthard, Lux und Seehof verzichtet man schon seit einigen Jahren aus den selben Gründen auf Spätvorstellungen, wie Geschäftsführer Thomas Ulrich auf Anfrage bekannt gibt. Es gebe jedoch Ausnahmen. «Manchmal veranstalten wir eine Mitternachtsvorstellung oder eine nächtliche Vorpremiere.»

Zudem heben sich die drei Kinos im Besitz der Brüder Alban und Adrian Hürlimann durch Originalfilm-Versionen mit Untertiteln sowie durch saisonale Spezialangebote von den grossen Kinopalästen ab. «Zwischen Oktober und April gibt es beispielsweise das Lunch-Kino über Mittag mit Gastroangeboten.» Auch das Seniorenkino und die Kinderfilm-Reihe mit altersgerechter Einführung durch Fachleute gehören zu den beliebten Specials. Jeweils Ende Oktober finden zudem die Zuger Filmtage statt mit Fokus auf die Jugendförderung. Mit solchen Spezialangeboten, einem breiten Spektrum und einer stimmigen Filmauswahl gelingt es den Zuger Kinos, trotz Netflix und Youtube zu überleben.

«Letztes Jahr lief es nicht sehr gut, aber 2019 sind wir wieder auf dem aufsteigenden Ast», berichtet Ulrich. Verschiedene Gründe seien dafür verantwortlich. «Es war ein extrem sonniger Sommer. Ausserdem fand die Fussball-WM statt.» Auch die ganz grossen Hollywood-Hits seien letztes Jahr ausgeblieben. Das sei nun anders. «Mit einer Fortsetzung des Animationsfilms ‹Frozen› und einer weiteren Episode von ‹Star Wars› kommen gegen Ende Jahr zwei Kassenschlager heraus», kündigt Ulrich an. Auch der neue Film über den Ethnologen, Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten Bruno Manser – eine aufwendige Schweizer Produktion unter der Regie von Niklaus Hilber – sei Erfolg versprechend.

Im Kino widmet man sich ganz dem Film

Ulrich glaubt nach wie vor ans Konzept Kino. «Egal, wie gross der eigene Bildschirm zu Hause ist und wie viele Filme man streamen kann, das Kinoerlebnis ist immer noch etwas ganz Besonderes.» Dabei würden der soziale Aspekt und die Freude am Ausgehen eine wichtige Rolle spielen. «Man widmet sich nur im Kino ganz dem Film. Das steigert das Erlebnis.» Zu Hause sei das kaum möglich. «Da gibt es zu viel Ablenkung, der Film wird eher beiläufig angeschaut, nicht so intensiv wie im Kino.» Als Monopolist im Raum Zug legt Ulrich Wert auf einen ausgewogenen Stilmix. Auch Filme jenseits der Unterhaltungsbranche und der grossen Hollywood-Verkaufsschlager finden in seinem Programm Platz. «Im Kino Gotthard zeigen wir Arthouse- und Autoren-Filme mit visionärem Charakter sowie Werke aus dem asiatischen Raum.» Dies für ein eher schmales Publikum und aus Liebe zum kunstvollen, tiefgründigen Filmschaffen.

Neue Möglichkeiten durch Umbau

Einige bauliche Veränderungen sind fürs Kino Gotthard angedacht. «Es besteht die Idee, den Kinosaal zu verkleinern, dadurch zusätzliche Nutzungsflächen einzurichten und das Foyer für Gastrozwecke zu erweitern», berichtet Miteigentümer Adrian Hürlimann. Es sei schade, dass die Kinolokalitäten tagsüber leer stünden. «Deshalb haben wir versucht, in Richtung einer Doppelnutzung einen Saal für Filmvorführungen und Vorlesungen höherer Schulen einzurichten. Bisher jedoch ohne Erfolg.» Das liege vor allem am Umstand, dass die Räume über keinerlei Tageslicht verfügten, vermutet Hürlimann. «Beim Foyer sieht das anders aus. Wir könnten die Fensterflächen etwas erweitern.» Auf diese Weise entstünde ein geräumiger, heller Raum, der sich gut eigenen würde für Empfänge und Firmenanlässe aller Art, ist Hürlimann überzeugt. Beim Kino Lux in Baar wären ähnliche Erweiterungen möglich. (Cornelia Bisch)