Zug als Kulisse tödlicher Intrigen

Literatur & Gesellschaft

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Haymo Empl hat ein neues Buch veröffentlicht. Ein grosser Teil der Handlung spielt auf Zuger Boden.

  • Haymo Empl vor einem der Schauplätze, der «Seesicht» am Zugersee. (Bild Jan Pegoraro)
    Haymo Empl vor einem der Schauplätze, der «Seesicht» am Zugersee. (Bild Jan Pegoraro)

Zug – Schreiben statt Bananenbrot backen: Während einige Zeitgenossen im Lockdown zu Meisterbäckern gewachsen sind, so hat der Zürcher Haymo Empl sich seinem neuen Roman gewidmet. «Tödliche Intrigen» heisst er und spielt neben Zürich zu grossen Teilen auch in Zug. Die Geschichte dreht sich um ein Dreiergespann bestehend aus Tia Adam, langjährige Fernsehköchin, Tarek Alfarsi, der ihr zur Seite gestellt wird, um den Social Media Auftritt aufzupeppen, und Tim Stein, der mit seiner Kristallkugel als Fernsehhellseher wirkt.

Das dynamische Trio spannt zusammen, als die heile Welt von Tia Adam ins Wanken gerät, weil ihre Sendung abgesetzt werden soll und sie andererseits wegen mehrerer Giftmorde in ihrer Umgebung in ein schlechtes Licht gerückt wird. Jemand will ihr die Verbrechen anhängen und sie hinter Gittern sehen.

Empl will soziale Kritik üben

Diesen Handlungsstrang hat der Autor, TV-Moderator und freie Journalist unserer Zeitung Haymo Empl schon länger im Kopf. Doch die Erfahrungen, die er als junger Autor gemacht hatte, mit einem plötzlichen Erfolg, viel Medienrummel und dem Druck durch seine Werke «Milzbrand», «Atilla» oder «Belladonna» hätten ihn davon abgehalten, sich dem Schreiben wieder intensiv zu widmen.

Der Druck damals war zu gross, mit dem Alter wurde ich aber souveräner, schildert der 49-Jährige. Und so schrieb er im Lockdown einen neuen Roman. Täglich zehn Seiten hatte er sich vorgenommen – ein hohes Tempo. «Das Schreiben hat mich völlig eingenommen, ich habe von nichts anderem mehr geredet. Nur noch über die Figuren, die Geschichte und meine Recherchen», blickt er zurück.

Abgestützt hat er die Form seines Buches in der Antike, so wollte er eine klassische Heldenreise erzählen, bei welcher die Figuren Höhen und Tiefen durchleben müssen, um anschliessend gestärkt aus dem Abenteuer hervorzutreten. «Das ist beispielhaft an Tia erkenntlich. Sie ist eine bodenständige Frau in ihren Fünfzigern, deren Leben ins Wanken gerät. Doch durch das Erlebte wird sie stärker», beschreibt Empl. Auch Platz für persönliche Unsicherheiten ist genügend, die TV-Köchin hat zum Beispiel keinen Geschmackssinn mehr. Ähnliche Umstände bezüglich Höhen und Tiefen sowie Unsicherheiten gelten auch für die beiden Figuren, die sie flankieren.

Empl will mehr als bloss eine Geschichte erzählen und unterhalten, gleichermassen wolle er soziale Kritik üben und etwa einen Blick auf die Unterschiede der Generationen werfen. «Beim Schreiben habe ich das selbst stark gespürt. Mir selbst war nicht bewusst, wie deutlich sich die jüngere Generation im Bereich soziale Kontakte von der älteren abhebt. Deshalb habe ich viel nachgefragt», sagt der Autor.

Ein menschenleeres Zug kann gespenstisch sein

Für die Recherche hat er sich viel Zeit genommen. Nicht nur hat er sich Fragen gestellt, wie beispielsweise wie lange es dauert, bis eine Leiche zu riechen beginnt, sondern sich vor allem auch intensiv mit den Schauplätzen befasst. Und dabei seine alte Liebe für Zug neu entdeckt.

«Im strömenden Regen spazierte ich in der Lockdownzeit durch die Stadt. Was gespenstisch war – aber auch berührend schön, weil eben kein anderer Mensch auf der Strasse war», erinnert er sich. Jener Tag sei ausschlaggebend dafür gewesen, noch mehr Handlungen nach Zug zu verlegen. «Weil niemand sonst da war, hatte ich Zeit, mir die Gebäude genauer anzusehen. Ich war ehrlich bewegt von der Schönheit der Stadt. Und empfehle jedem, einmal bei Regen, im Nebel oder abends durch die Zuger Gassen zu streifen.»Auch wenn das Buch eine Hommage an die Zuger Schönheit ist, romantisiert wird die Stadt im Roman aber dennoch nicht. Im Kunstwerk Seesicht steht stundenlang eine Leiche in einem Rollstuhl – so lange bis sie von einer Touristin entdeckt wird. Die Entdeckung erfolgt durch eine Touristin, weil das die Schweizer Einheimischen bestimmt nicht täten, wie Empl findet. Gegenseitige Rücksicht akzentuiert er deshalb im Buch.

Das Buch gehört zu einer zukünftigen Reihe, denn mindestens vier weitere sollen folgen. Empl will nächsten Januar mit dem zweiten Band beginnen. (Vanessa Varisco)