«Wir könnten eine ganze Halle füllen»

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Grabgaben aus der Bronzezeit sind restauriert oder nachgebaut worden. Sie sind Teil eines riesigen Funds.

  • Bernhard Bigler mit Repliken von Fundstücken. (Bild Stefan Kaiser)
    Bernhard Bigler mit Repliken von Fundstücken. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Seit 1992 werden im Äbnetwald bei Oberwil in Cham grosse Kiesvorkommen abgebaut. Die Kantonsarchäologie begleitet die Arbeiten seit 2003. Sie untersucht den Chamer Boden nach archäologischen Funden. Mittlerweile sind Schätze von der Jungsteinzeit bis in die Neuzeit zu Tage gekommen. Vor einigen Jahren stiessen die Zuger Archäologen gar auf eine kleine Sensation. Im Chamer Äbnetwald wurde ein Friedhof aus der späten Bronzezeit entdeckt.

Seit gestern sind die restaurierten und rekonstruierten Funde des am reichsten ausgestatteten Grabes im Museum ausgestellt. «Diese Gräberfunde sind sehr speziell», erklärt Bernhard Bigler, «denn vorher waren im Kanton keine Gräber aus der Spätbronzezeit bekannt.» Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Museums erklärt, dass bereits über 20 Brandgräber geborgen werden konnten.

Ein grosser Fund

Die Gräber bestehen aus den verbrannten Resten der Toten und den dazugehörigen Beigaben, darunter Keramikgefässe sowie Schmuck und Messer aus Bronze. Die Keramik ist schlecht erhalten, die Metallfunde weisen zudem Brandspuren von der Kremation auf. Anhand der Bronzefunde lassen sich die Gräber ins 13. Jahrhundert v. Chr. datieren. «Wenn wir alle Funde präsentieren würden, könnten wir eine ganze Halle füllen. Es handelt sich bisher um den grössten Fund in der Nordschweiz», fügt Bigler an.

Für Interesse sorgen auch die Repliken des Archäotechnikers Markus Binggeli. An einem Werkstatttisch erklärt und zeigt er den Besuchern, wie mit bronzezeitlichem Werkzeug Gürtelschnallen, Messer oder Bronzebeile hergestellt wurden. Originalfunde aus einem frühbronzezeitlichen Grab bei Thun sind auf seinem Tisch ausgestellt. Die von Binggeli hergestellten Mohnkopfnadeln, welche zur Fixierung für Kleider dienten, dürfen Besucher in die Hände nehmen. Die Repliken ermöglichen so ein «erfassbares» Erleben der Bronzezeit.

Ein Tag lang ausgestellt

Extra für die Eröffnung der Vitrine hat man auch einige Fundstücke hervorgeholt, die nachher wieder ins Archiv gepackt wurden, denn sie sind noch nicht restauriert. Dazu gehört ein gefaltetes Goldblech aus einem Steinkistengrab, welches in der Vergangenheit leider geplündert wurde. Glücklicherweise haben die Grabräuber diese Beigabe übersehen sowie weitere Schätze wie die Mohnkopfnadeln, Binninger Nadeln und Armringe.

Zudem gab es gestern neben den fachlichen Auskünften auch Attraktionen für Kinder: ein Quiz, etwas oder verschiedene Möglichkeiten für Kinder, sich handwerklich zu betätigen und zwar so, als wäre Bronzezeit: Mit Kupferdraht konnten sie Spiralringe oder Anhänger herstellen. «Die Kinder bekommen in unserer Werkstatt einen ganz neuen und anderen Zugang zur Geschichte», erklärte die Archäologin Amanda Gabriel. (Carina Blaser)