Ihr Herz schlägt fürs Zirkusleben

Theater & Tanz

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Am Wochenende finden die alljährlichen Aufführungen im Kinderzirkus Grissini statt. Doch wer sorgt hinter den Kulissen für Ideen und einen reibungslosen Verlauf?

  • Am Freitag und Samstag gastiert der Kinderzirkus Grissini in Zug auf dem Siehbachplatz: im Bild Sara und Didi Steiner. (Bild Stefan Kaiser)
    Am Freitag und Samstag gastiert der Kinderzirkus Grissini in Zug auf dem Siehbachplatz: im Bild Sara und Didi Steiner. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Als ein starkes Team beim Zirkus Grissini gelten Cheftrainerin Sara Steiner und ihr Mann Didi Steiner. Kurz vor den Aufführungen sind die beiden voll im Schuss. Letzte Proben stehen an. Klappt alles mit den Einsätzen? Den Ablösungen? Doch womit fing im Grissini eigentlich alles an? Sara Steiner erzählt: «Als Kind war ich ab und zu im Kinderzirkus Basel. Später brauchten sie eine Köchin, und obwohl ich nicht kochen konnte, fand ich die Idee, beim Zirkus zu arbeiten, toll. So habe ich wohl Feuer für das Zirkusleben gefangen.» Denn schon bald kaufte sie sich aus ihrem eigenen Geld einen Zirkuswagen, und während ihrer Ausbildung in Bewegungspädagogik hat sie zwischenzeitlich im Zirkus unterrichtet.

Gefühl der Gemeinschaft

«Die grösste Faszination am Zirkusleben ist für mich das Gefühl der Gemeinschaft», sagt Sara Steiner. Schon bald regte sich bei ihr der Wunsch, auch mal selbst aufzutreten, statt nur zu unterrichten. So kam sie zum Zirkus Chnopf. Ein Wendepunkt in ihrem Leben, nicht nur, weil sie zum ersten Mal auf der Bühne stand, sondern dort lernte Sara auch ihren Mann Didi Steiner lieben. «Wir kannten uns zwar schon vorher, aber gefunkt hat es erst im Chnopf», erinnert sich der 48-Jährige. Bevor der gelernte Werkzeugmacher mit dem Zirkusleben in Berührung kam, war er auf Montage auf der ganzen Welt unterwegs. «Doch irgendwann hatte ich das Gefühl, dass noch etwas anderes kommen muss», so Steiner. Zu jener Zeit suchte der Zirkus Chnopf einen Techniker, und er wagte den Ausstieg aus dem normalen Berufsleben.

Gemeinsame Auftritte

Nach vier Jahren im Zirkus Chnopf setzten sie ihren Weg gemeinsam fort. Es folgten einige Jahre im Walter Zoo Gossau. Dort führte das kreative Paar bereits gemeinsam eine Nummer auf. «Wir spielten 250 Mal das Hippi-Gspängstli», erzählt Sara lachend, «ich war das Luftgspängstli, also absolut in meinem Element, und Didi Steiner, der zum ersten Mal auf der Bühne stand, der Butler.» Für weitere zwei Jahre wechselte das Paar danach zum Variété Broadway.

Im Jahre 2003 kam der gemeinsame Sohn Tim zur Welt und rund drei Jahre später Tochter Lena. Mit der Geburt ihrer Kinder entschied sich Sara Steiner für den Beruf als Vollzeitmutter. Und für Didi Steiner kam der Schritt in die endgültige Selbstständigkeit. Als Bühnen- und Requisitenbauer brachte er Spezialeffekte an, baute Handstandgestelle oder Spezialtrapeze und arbeitete als Zeltmeister.

Dazwischen gab das innovative Paar das Zirkusleben nie vollständig auf und suchte den Auftritt vor dem Publikum beim gemeinsamen Musikmachen oder beim Kellnern mit Humor. «Wenn wir zusammen die Leute auf die Schippe nehmen, haben wir es auch untereinander extrem lustig, und das verbindet», sagt Sara lachend.

2008 wurde die 44-Jährige vom Zirkus Grissini angefragt, ob sie als Cheftrainerin die Kinder für die Aufführungen im Sommer trainieren wolle. Ihr Mann ist seit drei Jahren dabei und wirkt als Zeltchef und Techniker. Sara, ein Luftikus, zuständig für die Umsetzung der künstlerischen Visionen, und Didi Steiner als Techniker, der auf dem Boden der Tatsachen steht. Genau so, wie sich die Elemente Luft und Erde verbinden, sind sie zusammen ein ideales Paar mit viel Herzblut für den Zirkus Grissini. Für eine ganze Woche verlagern der Lebenskünstler und die Vollblut-Zirkusfrau jeweils ihr Zuhause in Ottenbach an den See und in einen kleinen, schmucken Zirkuswagen. Die Zirkusschule sowie Artistengruppe des Zirkus Grissini, der ursprünglich von Barbara Urfer-Wyss gegründet wurde, ist beliebt. «Es ist wunderbar, wenn man die Entwicklung der Kinder sehen kann, wie sie immer mehr an Selbstvertrauen gewinnen», so Sara. Und Steiner ergänzt: «Am schönsten ist es, die Freude der Kinder und der Zuschauer zu sehen. Wir berühren die Leute, und zwar durch eine Einfachheit, die man sonst nicht findet. Bei uns braucht es keinen dreifachen Salto ein Lachen genügt.» (Carina Blaser)