«Die Big-Band-Kulturhatsichverändert»
Musik
René Twerenbolds Kompositionen haben lange genug im Regal gelegen. Am Festival «Viel Jazz» werden sie wieder zu Musik gemacht. Wie gefällt das dem Zuger?
Zug – Die Bühne voller Musiker, satte Bläsersätze, Jazz mit Drive: Die Musik des Zuger Komponisten René Twerenbold schafft am Samstag den Sprung zurück auf die Bühne. «Ich bin sehr gespannt, wie sie das umsetzen», sagt René Twerenbold. Der Zuger Klarinettist blickt gut gelaunt auf seine Unterlagen für das Gespräch: alles Schreibmaschine und Handschrift. In dieser Form haben auch seine Kompositionen die letzten 30 Jahre überdauert. Aber jetzt ist alles anders: Am Samstag spielt das Zurich Jazz Orchestra am Viel-Jazz-Festival in der Chollerhalle in Zug. Spielt unter der Leitung von Daniel Schenker Werke, die Twerenbold in den Siebzigern und Achtzigern für die DRS-Big-Band und die Twerenbold Big Band geschrieben hatte. Sein Sohn Maurus spielt am Samstagabend in der Big Band mit.
«Es ist schon speziell für mich», sagt René Twerenbold, «dass ich die Stücke weitergeben und mich darüber freuen kann, wie sie von jemand anderem verstanden werden.»Damit die modernen Musiker seine Kompositionen aber überhaupt lesen können, hat Twerenbold viel Zeit vor dem Computer verbracht: «Ich musste zuerst lernen, wie das funktioniert, aber jetzt habe ich alles eingetöggelt.»
Der Musiker hat in den Achtzigerjahren mit der Twerenbold Big Band eine Gruppe von Zuger Musikern vereint, welche die Szene teilweise bis heute prägen, seine Stücke sind bei DRS im Radio gelaufen.
Passen denn seine Kompositionen in die moderne Big-Band-Welt? «Naja, das eine oder andere klingt vielleicht heute schon etwas altmodisch. Aber einige sind auch nicht so weit weg von dem, was man heute macht.» Obwohl sich die Big-Band-Kultur schon verändert habe in der Zwischenzeit: «Sie hat sich mehr der modernen Klassik angenähert: Die Sounds sind viel komplexer geworden. Meine Stücke sind eher Jazz-Mainstream mit einigen Eigenheiten. Die jungen Musiker sind sich heute ganz anderes gewohnt.»
Und kennt heute die Stücke noch jemand? René Twerenbold: «Also, unsere Musiker von damals, die kennen die in- und auswendig», sagt er und lacht. «Und vielleicht der eine oder andere, der uns live gesehen hat.» Twerenbold freut sich offensichtlich auf das Konzert: «Es ist ein grosses Abenteuer, aber es ist eigentlich sehr schön.» Da gehts auch nicht um ein Comeback, denn darauf hat er keine Lust: «Ich finde die Pensionierung wunderbar, geniesse die Freiheit sehr. Und übe immer noch jeden Tag Klarinette», sagt er.
Er macht also auch nach der Pensionierung immer noch dasselbe wie vorher, einfach ohne Druck: «Nur noch aus Freude am Spiel. Das ist ja das Tolle an der Musik: Sie ist unerschöpflich. Man ist nie fertig mit Musikmachen.» (Falco Meyer)
«Viel Jazz» – was, wann, wo?
Rund 30 Musiker verteilt auf drei Bands an zwei Veranstaltungsorten das ist «Viel Jazz» 2014. Mit Jazzformaten vom Trio bis zur Grossformation und musikalischer Vielfalt von World über Crossover zu Bigband-Jazz werden einige Facetten der spannenden Schweizer Jazzszene gezeigt mit dem Ziel, eindrückliche Konzerterlebnisse zu ermöglichen. Das genaue Programm:
Donnerstag, 3. April, 20 Uhr, Burgbachkeller: «sid». Elemente aus dem Jazz, aus nordischer Folklore, Pop, Beat-Musik und experimenteller Musik sowie wilder Klangforschung vermischen sich hier.
Freitag, 4. April, 20 Uhr, Burgbachkeller: «Science-Fiction-Theater».Die Band des grossartigen Saxofonisten Christoph Grab versteht es aufs Vergnüglichste, Spaghetti-Western, billige US-Krimis und Science-Fiction-Streifen auf die innere Leinwand zu projizieren.
Samstag, 5. April, 20.30 Uhr, Chollerhalle: Zurich Jazz Orchestra plays René Twerenbold (siehe Haupttext).
Vor dem Konzert am Samstag wird um 18.30 Uhr ein 3-Gang-Menü serviert (60 Fr.). Wegen beschränkter Platzzahl wird um Reservation gebeten (041 728 07 21).